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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Ältere Grabmale in Nieder-Österreich
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Notizen und Correspondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0061

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und Siegel erhielt. 1278 war Siefried Lavbel nebst
Leopold Pilhiltstorfer Procurator des Wiener Bürger-
spitales (s. Zwettl er Stiftungen-Buch. Font. III. p. 333).
Leublo war der Schwiegervater des bisher als ersten
bekannten Wiener Bürgermeisters Conrad Poll, wie dies
unter anderen eine Urkunde vom Jahre 1268 (Zwettl.
Stiftungen-Buch Fontes III. p. 469) darthuet, woselbst
Sifridus Lovbel und Chunradus Pullus gener suus be-
nannt werden, und der Stifter der Philipp- und Jacobs-
Capelle im Cölnerhofe, welches Haus er eigentümlich
besass. Die Stiftung dieser Capelle dürfte jedoch
vor den Jahre 1289 geschehen sein. Aus dem Jahre
1279 ddto. 27. Februar hat sich eine Urkunde enthal-
ten, in welcher derselbe der Capelle einige Einkünfte
schenkt«. Vom Jahre 1281 (7. Februar) bringt uns eine
im Archive des Stiftes Klosterneuburg aufbewahrte Ur-
kunde Nachricht, dass Sifridus dictus Leubel, Bürger
von Wien und Jeuta seine Gemalin diesem Stifte Wein-
und Pfenningdienste in Grinzing gaben (Fontes XIV.
p. 21). Das an dieser Urkunde befindliche und erhal-
ten gebliebene Siegel zeigt einen dreieckigen Schild
mit drei Herzen (2.1.) darinnen, die Umschrift : f sejfridi

Levblini. Wann Siegfried Leublo, der zwischen 1287—
1289 Münzmeister war (s. über fund. Zwettl. Fontes III.
p. 334 und K. Weiss: Geschichte der Stadt Wien I.
p. 209) starb, ist nicht anzugeben, auch ob er für die
Gestattung der Ruhestätte im Stifte Heiligenkreuz dem-
selben ein Geschenk oder eine dahin bezügliche Stif-
tung machte, ist nicht bekannt».
Über dessen Nachkommenschaft ist ebenfalls bis-
her nichts aufzufinden gewesen, doch erscheint in den
Jahren 1312 und 1315 ein Stephan der Leubel (Lobei)
urkundlich benannt (Fontes r. a. XVIII. 141. 148) 8.
Zwei Personen dürften übrigens mit Siegfried in nähe-
rer Verwandtschaft gestanden sein, da sie gleichzeitig
mit ihm Vorkommen, und auch eine grosse Namens-
ähnlichkeit besteht, es ist dies Pitrolf Leublo (1286
12. Juli Fontes XIV. p. 35) und Leopoldus (Levbio),
der 1283 in einem Schiedsrichterspruch anlässlich eines
Streites zwischen dein Stifte Zwettel und dem Wiener
Bürger Albert Longus erwähnt wird (Fontes III. p. 327).
1287 (Fontes III. p. 334) und 1291 (Fontes XIV.
p. 40) erscheint derselbe (dictus Leub) als Zeuge in
Urkunden.

Notizen und Correspondenzen.

Das Tragaltärchen der Pfarrkirche Maria Pfarr im
Lungau.
Die Pfarrkirche Maria Pfarr im Lungau (Herzog-
thum Salzburg) besitzt ein seltenes und kostbares Werk
mittelalterlicher Goldschmiedekunst, nämlich ein aus
Silber angefertigtes, reich vergoldetes und verziertes,
in Form eines Dyptichons aufgebautes Tragaltärchen
von 3 Fuss Höhe, welches Werk vom Pfarrer Grillinger
der Kirche zu Ende des XV. Jahrhunderts gewidmet
wurde, und jetzt, da man gleichzeitig mit der Welt-
ausstellung auch eine Vorführung mittelalterlicher Kunst-
werke ins Auge gefasst hat, in erster Reihe verdienen
würde, den Kunstliebhabern und Forschern zugänglich
gemacht zu werden.
Das Hauptfeld des Schrankes enthält eine Darstel-
lung des Kreuztodes Christi, zur Seite Johannes und
Maria, zu den Füssen des Heilandes Engel; in der linken
Ecke der knieende Donator Pfarrer Grillinger unter
einem kleinen Baldachin; sämmtliche Figuren des Haupt-
feldes als Hochrelief getriebene Arbeit in der bekannten
Formengebung und vollendeten Technik des XV. Jalir-
hundertes. Die beiden in zwei Felder abgetheilten Flügel
enthalten gravirte Figuren und Arabesken, deren Wir-
kung durch gefasste Steine und Perlen gehoben wurde.
Es befindet sich bei geöffnetem Altarwerk im linken
Flügel oben die Geburt Mariens, unten die Aufopferung
Christi im Tempel; im rechten Flügel oben die Verkün-
digung der Geburt Christi durch die Engel den Hirten,
und unten die Himmelfahrt Mariens.
Im geschlossenen Zustande zeigt der linke Flügel
des Altarwerkes oben den heil. Johannes den Täufer
und den heil. Johannes den Evangelisten, und unten
zwei Bischöfe; der rechte Flügel enthält im oberen
Felde die Heiligen Petrus und Paulus und im unteren
6 Im Heiligenkreuzer Giltenbuch, herausgegeben von P. Bened. Gsell,
findet sich eine Stelle, die möglicher Weise auf eine Leublische Stiftung bezo-
gen werden könnte; sie lautet: Item in decollatione Johannis baptisteil fructa
et simila de Leublino.

die heil. KatharinS und Barbara, sämmtliche Gestalten
in markiger Gravirung. Auf der Rückseite des Schran-
kes hatte der Künstler in sinnreicher Laubwerks - Ver-
zierung die evangelischen Symbole, das Lamm Gottes,
Veronica’s Schweisstuch, und den auf die Widmung
Bezug nehmenden Text hineingravirt. Über dem Schrank
baut sich ein Baldachin auf, unter dem die Figur des
gemarterten, dem Volke ausgesetzten Heilandes steht.
Der Baldachin selbst endigt in einen steil aufziehenden,
organisch gelösten, verschlungenes Ast- und Laubwerk
enthaltenden Riesen, an dem soavoIü, Avie auch an seiner
Giebelblume mehrfache Beschädigungen Avalirzunehmen
sind. Die leer gebliebenen Stellen des Mittelfeldes und
der Predela sind mit Reliquien, Perlen und Edelsteinen
besetzt. J. Gradt.
Restaurirung des Karners zu Tulln.
Der bekannte der Übergangszeit angehörige Kar-
ner: benannt „die drei Königs- und Katharinen-Capelle“
nächst der Pfarrkirche zu Tulln soll einer eingehenden
Restauration unterzogen Averden. Den eifrigen und aner-
kennenswerten Bemühungen des Herrn Dechants Dr.
A. Kersch bäum er ist es gelungen die dazu erforder-
lichen Summen tlieils aus Beiträgen seiner Pfarrkinder
und anderer Wohlthäter, tlieils durch eine Subvention von
c. 1500 fl. der k. k. Central - Commission zusammen zu
bringen. Ausser einigen in baulicher Beziehung notli-
wendigen Ausbesserungen an der Aussenseite,. soll sich
die Restauration hauptsächlich mit dem Inneren dieser
Capelle beschäftigen. Dasselbe befindet sich, da die Ca-
pelle gegenwärtig für den Gottesdienst nicht bestimmt
ist, in einem höchst bedauerlichen Zustande.
7 s. Notizenblatt 1856, p. 4. Als Zeuge erscheinen hierauf LeupoldUs
Leublo, Nicolaus et Stephanus filii Leopoldi Leublini. Camesina thoilt ferner
an dieser Stelle noch eine zweite Urkunde von 1349, 24. Juni mit, in welcher
diese Capelle als in domo quondam Leublini benannt wird.
8 ln den Jahren 1273—1351 finden wir wiederholt ähnliche Namen, wie
Leubmannus de Wienna, Berthold de Laub, Leublo filius Merbotonis, Peten-
gerus de Laub, Jans de Laeublein Chonrat de Leubnar etc.
 
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