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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Mittelalterliche Grabdenkmale
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Ilg, Albert: Ein Nürnberger Gobelin aus dem XV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0139

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120



Fig. 1, Fig. 2.
des XIII. Jahrhunderts in der Mehrzahl treffen, d. i.
eine unscheinbare rechteckige, ziemlich schmale Stein-
platte mit kurzer, hinsichtlich der Datirung fast immer
ungenügender Inschrift und mitunter mit einem Kreuze
einfachster Zeichnung geziert. Diese Gestalt hat der
Grabstein des auf der Rückkehr vom Kreuzzuge
nach Palästina verstorbenen Herzogs Friedrich I.
mit dem Beinamen der Katholische, Sohn Leo-
pold YI. des Tugendhaften. Er war geboren am
26. December 1174, starb am 16. April 1198 und
fand im October desselben Jahres seine Ruhestätte

zu Heiligenkreuz. Ob der Stein auch jetzt noch dessen
Gebeine deckt, ist eine Frage, die ich zu beantworten
nicht für meine Aufgabe halte ; wohl aber finden sich
einige darauf bezügliche Andeutungen in Marquard
Hergott’s Taphographie, welche wiederholte Eröffnungen
der Grabmale und daraus erfolgte Verwechslungen
der Grabsteine vermuthen lassen.
Friedrich’s Grabstein zeigt Fig. 1. Er ist 6 Fuss
lang und 2 Fuss 3 Zoll breit, ist an der Kopfseite etwas
abgetreten und enthält innerhalb einer durch Leisten
gebildeten Umrahmung ein einfaches auf langem Stabe
angebrachtes Kreuz; der Stab entspringt aus dem mit-
teren und höheren dreier neben einander gestellter
Kreissegmente. Die innerhalb des Rahmens auf der
linken Seite angebrachte, nur Eine ungebrochene Zeile
bildende Inschrift in stark zusammengezogenen Lapi-
daren, lautet: XYI. KL. Maii Q frideric. dux . austrie.
Ähnlich mit diesem Steine ist das in Fig. 2
abgebildete, gemeinsame Denkmal der Frauen Gertrud
und Ri c h a r d i s, die dessenungeachtet, sicheren Anhalts-
punkten nach, nicht im selben Grabe ruhen, indem
letztere wahrscheinlich links des Grabmales Friedrich
des Streitbaren beigesetzt wurde.
Auch hier finden wir die Kreuzesdarstellung im
Mittelfelde, doch ist der Ivreuzesfuss nicht mehr zu
erkennen, auch hier ist die Inschrift aus mitunter ver-
einigten Lapidaren auf der linken Seite des Kreuzes
angebracht und zwar für jede Fürstin eine besondere,
diesmal aber bis zur rechten Seite auslaufende Zeilen
bildend. Die äussere Inschrift lautet: f . XIIII. KL.
Maii \0 gertrudis . de . brovnswich . duciss . austrie;
die innere Inschrift: VI. K. Mar. | 0 (grössere Buchsta-
ben) Richardis Lantgravia de walt jherstjorf.
Frau Gertrud von Braunschweig war die erste Ge-
mahlin Friedrich’s II., die einen Monat nach ihrer Ver-
mählung (19. April 1226) starb. Frau Richardis war die
Schwester des Landgrafen Ludwig von Thüringen und
seit 1225 mit Heinrich V. dem Grausamen vermählt.
Obwohl der Todestag, 24. Februar, angegeben ist, blieb
bis jetzt ihr Todesjahr unbekannt. In sonderbarerweise
vereinigte sie ihren Geburtstitel als Landgräfin mit
jenem ihres Witwensitzes, des heutigen Oberwalters-
dorf an der Triesting, das stets ein Babenberger Eigen-
thum war.

Ern Nürnberger Gobelin aus dem XV. Jahrhundert.
Von Albert Ilg,
,*t (Mit 1 Holzschnitt.)

Die Webereiensammlung des österr. Museums für
Kunst und Industrie besitzt das in der angeschlossenen Ab-
bildung reproducirte interessante Beispiel alter deutscher
Gobelintechnik, worüber die nachfolgenden Zeilen in
kurzem Nachricht bringen sollen. Der Teppich ist von
starkem Linnen gewebt und hat bei einer Länge von
3' 4V3" eine Höhe von 2' 3i/3" wiener Mass. Die Dar-
stellung, welche das Gewebe enthält, ist eine durchaus
figurale , Ornament ist nicht einmal durch eine Bordüre
vertreten. Wir sehen sechs Gestalten auf gleichmässig
dunkelblauem Hintergründe,, ihre Füsse stehen auf
einem Streif Wiese oder Grasboden, der eine leichte

Sehattirung und mehrere stylisirte Blumen zeigt. Begin-
nen wir mit der Hauptperson, so sehen wir in der Mitte
die Gestalt des Heilandes; er steht aufrecht, hebt die
rechte Hand empor und kehrt uns deren Innenfläche
mit der am Kreuz empfangenen Wunde entgegen, die
Linke zeigt mit dem Finger auf jene in der Seite. Diese
Wunden gleichwie jene an den Füssen sind als rothe
Flecken erkennbar gemacht. Seine Brust ist entblösst
und äusserst mager gezeichnet, mit Andeutung der Rip-
pen des Brustkorbes. Das Fleisch ist gelblich fahl und
ohne Angabe der Modellirung flach gehalten mit dun-
kelbraunen Innenconturen. Die Lippen sind mit Roth,
 
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