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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Sacken, Eduard von: Neueste Funde zu Carnuntum
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Sacken, Eduard von: Römisches aus Kärnten
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0039

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28

liaber der vierzehnten Doppel-Legion Cornelius Vitalis,
der diese Widmungsinschrift auf die Säule setzte, war
vielleicht auch ein Phönizier, deren sich besonders in
der XV., ebenfalls in Carnunt stationirten Legion befan-
den. Die Formel „Jussu Dei fecit“ kommt nicht häutig
vor, vollständig ausgeschrieben in einer dem Jupiter
Dolichenus geweihten Inschrift zu Rom 7, ebenso in
einer dacischen Inschrift, wie auch die Formeln: Jussu
Deae, jussu Deornm, jussu Proserpinae u. s. w. 8.
Der in verschiedenen Richtungen interessante Stein
wurde für die epigraphische Sammlung des k. k. Anti-
kencabinetes erworben.
Herr Jarolimek, Director der Nadelfabrik in Hain-
burg, hat sich freundlichst erboten, von dem aufgegra-
benen Bade einen Plan nebst Profilen anzufertigen, nach
dessen Einlangen der Fund ausführlicher besprochen
werden wird.
Noch sei hier des Bruchstückes einer Inschrift
gedacht, die in dem noch stehenden Bogen des Janus
bei Petronell eingemauert war. Im Jahre 1868 wurde
an diesem Bogen eine sehr zweckmässige Restauration
mit Unterstützung der k. k. Central-Commission, Sr.
Excellenz des Herrn Grafen Hugo Traun und des Herrn
A. Widter vorgenommen. Die an der Westseite über dem
Bogen noch erhaltenen Tragsteine der Attica sammt dem
darauf ruhenden Mauerstücke drohten nämlich herabzu-
stürzen, wodurch das Denkmal seines letzten architek-
tonischen Schmuckes beraubt worden wäre. Das ganze,
viele Centner schwere Stück ruhte nur mehr auf einer

einzigen Steinplatte; da wurde es von dem Maurer in
Petronell auf sehr geschickte Weise mit eisernen Stützen
unterfangen, die tiefer unten in den festen Mauerkörper
eingesenkt und mit römischen Ziegeln ummauert wurden,
wodurch der Bestand des Gesimses wieder für lange
gesichert erscheint. Bm dieser Procedur, durch das
Anziehen der Bolzen, fiel die erwähnte letzte stützende
Platte herab und erwies sich als das Bruchstück eines
Inschrift-Steines, der mit der Schriftfläche nach einwärts
gekehrt war. Von der Inschrift ist nur mehr der untere
Theil erhalten:
LLS . L
ADAVCT
AGISTRI . COL . V . . .
NORV . CENTONARI
ORV . I . S . P
...... Adauctus . . . magistri collegii veterano-
rum centonariorum impensis suis posuerunt.
Ein Freigelassener Adauctus, der seiner Gattin
Quinctia, Freigelassenen des Publius, einen Grabstein
errichtete, kommt in einer zu Petronell gefundenen
Inschrift vor 9. Der oben genannte war einer der Meister
der aus Veteranen bestehenden Gilde der Flickschnei-
der, die, als eine Nebentruppe, die Soldatenmäntel,
Zelte, Plachen Uber die Wägen u. s. w. zu verfertigen
hatten. Der Stein war offenbar bei Erbauung des Bogens
als Bau-Materiale verwendet worden, rührt daher aus
weit früherer Zeit her, als dieser.

Römisches aus Kärnten.
Von Ed. Fr. v. Sacken.

Wer das Museum zu Klagenfurt in seiner jetzigen
hübschen und zweckmässigen Aufstellung, um die sich
besonders Herr Ritter v. Gallenstein verdient gemacht
hat, besucht, wird erstaunt sein über die grosse Menge
von Utensilien und Geräthschäften aller Art aus guter
römischer Zeit, die hier zusammengebracht sind. Ein
besonderes Interesse bieten die zahlreichen Gegen-
stände aus Eisen, unter denen sich gar manche befinden,
die man kaum für antik halten würde, wären sie nicht
mit unzweifelhaft römischen zusammen gefunden worden 5
und die Bedeutung mancher, an anderen Orten aufge-
fundener, in ihrer Vereinzelung schwer zu erklärender
Stücke wird hier durch andere klar. Vor allen anderen
ziehen drei eiserne Schwerter die Aufmerksamkeit auf
sich, da solche bekanntlich zu den grössten Seltenheiten
gehören; die Klingen derselben sind 18—20 Zoll lang,
8 Zoll breit, von der Wurzel bis zur jähen Zuspitzung
gleich breit, mit 4 Z. langen Gritfangeln versehen. Die
Spitze des einen steckt noch zum Theil in der dünnen
Bronzescheide. Wir haben hier das echt römische
Schwert vor uns, im Gegensätze zu den nicht-römi-
schen , bronzenen Schwertern mit schilfblattförmiger
Klinge, die so häufig Vorkommen.
Ein zweiter, überraschender Gegenstand ist ein
Ringpanzer oder Drahthemd, aus sehr feinen Ringen
von 11/2 Linien Durchmesser, deren jeder vier andere
in sich aufnimmt, bestehend, also genau wie die Ring-
geflechte des späteren Mittelalters, deren Ursprung
7 Gruter, XX, 6. Vgl. den von Lazius publicirten, in Ungarn gefun-
denen säulenförmigen Inschriftstein, ebd. XIII, 9.
s Mnratori CI, 3, CIX, 9, CXLI, 6, CXLII, 3.

gewöhnlich dem Orient zugeschrieben wird, die aber,
wie aus mehreren Denkmalen hervorgeht, schon die
Römer kannten. So trägt ein blos im Torso erhaltener
römischer Krieger im Louvre unter der Lorica ein ge-
flochtenes Ringhemd; desgleichen sieht man auf einem,
ein Taurobolium darstellenden Relief im Louvre zwei
Soldaten mit echt römischen Helmen in vollständige
Panzerhemden gekleidet. Das freilich nur in einzelnen
zusammengebackenen Stücken, die aber doch das Ge-
füge deutlich erkennen lassen, erhaltene Panzerhemd
im Museum zu Klagenfurt ist aber das einzige, mir
bekannte Original.
Ferner findet man hier alle Arten von Thürbe-
schlägen : Angeln , Thürbänder und Kegel, so wie
Schlossbleche von Eisen und Bronze; die Schlüssel-
löcher haben die Gestalt eines T oder T. In vielen
Blättern stecken noch die grossen, c. 5 Z. langen Nägel,
die in einem Abstande von 3 Z. vom Kopfe umgebogen
sind, wodurch das Schlossblatt sehr fest an die Holz-
thüre, deren Dicke sich hieraus bemessen lässt, befe-
stigt wurde. Mit derartigen Nägeln scheinen die Thiiren
selbst beschlagen gewesen zu sein, wie aus ihrem
massenhaften Vorkommen erhellt. Von den Schlüsseln
mit rechtwinkligem Barte sind einige von Eisen mit
Griffen von Bronze; letztere wurden nach dem Sperren
abgezogen und der nun nicht mehr drehbare Bart blieb
im Schlosse stecken; behufs des Aufsperrens wurde
der Griff wieder angesteckt. Sehr merkwürdig sind
9 Hormayr, Archiv 181 ß, S. 633. — Sitzungsb. d. kais. Akad. d. "Wis-
senschaft. IX, S. 718, Nr. LVII.
 
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