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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters, [1]
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228

Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters.
Von Dr. Arnold Luschin.
(Mit 5 Holzschnitten.)

Nachstehender Versuch verdankt seine Entstehung
einer von Herrn Dr.Lind gegebenen Anregung zur Be-
arbeitung der steirischen Conventsiegel. So ehrenvoll
mir diese Aufforderung war, so hätte ich dennoch der-
selben nachzukommen nicht gewagt, wenn mir nicht in
Sa va’s Arbeit über die mittelalterlichen Siegel der Ab-
teien und Regularstifte Niederösterreichs (Jalirb. d. k.
Centralcommission f. Baudenkm. III. 195—248) ein treff-
liches Vorbild, und im Urkundenschatze des steiermär-
kischen Landes-Archivs ein reichhaltiges und geordnetes
Materiale geboten gewesen wäre. Nicht zu vergessen
endlich der Mitwirkung des Herrn Aug. Ziegel bauer,
dessen geschickter Hand die meisten Zeichnungen der
hier veröffentlichten Siegel angehören.
Das Klosterwesen hatte in der Steiermark seit dem
Beginne des XI. Jahrhunderts festen Boden gefasst. Der
fälschlich so genannte Erbvertrag zwischen dein steieri-
schen und österreichischen Herzoge vom 17. August
1180 zählt die Benedietiner-Klöster Admont und St.
Lambrecht, die Chorherrenstifte Seckau und Voran, das
Cistercienserstift Beun, die Karthause Seiz und das
Spital am Semmering als Orte auf, welchen die Ministe-
rialen Güter zuwenden konnten ohne weitere Bewilligung
des Herzogs zu bedürfen. Dasl 140 vomEdlen Diepold von
Kager errichtete BenedictinerStift Obernburg in Unter-
steiermark und das der gleichen Regel folgende älteste
Kloster des Landes, die NonnenabteiGöss, sindin dieser
Aufzählung übergangen, mögen indessen trotzdem An-
theil an jenen 500 Huben gehabt haben, welche der sieche
Herzog Ottokar auf seinem Todtenbette unter Kirchen
und Klöster vertheilte. Alle diese Stifte waren übrigens
gleich einigen späteren, wie der Karthause Geirach, der
Cisterze zu Neuberg oder dem Frauenkloster zu Stude-
niz von Kirchen- oder Laienfürsten, oder mindestens
durch Mitglieder des vollfreien Adels gegründet. Seit
dem Beginn des XIII. Jahrhunderts trat aber auch der
Ministerialen-Adel und im XIV. Jahrhundert sogar der
Bürgerstand in die Reihe der Stifter. So ist Friedrich
von Pettau (vor 1222) der Erbauer der Commende zum
Gross-Sontag, Leutold von Wildon jener des Chorherren-
stiftes Stainz. Zu gleicher Zeit macht sich der Um-
schwung geltend, welchen die Gründung der Bettelorden
hervorrief. Bald waren sie auch in der Steiermark hei-
misch, zumal da sie den Umsturz der Regierung des
böhmischen Otakar und den Antritt der Herrschaft
durch die Habsburger zu ihrem Vortheil zu benützen
verstanden i). So kam es, dass die Mehrzahl der frommen
Gründungen seit der Mitte des XIII. Jahrhunderts Klöster
ihres Ordens betraf und dass allmälig die Dominicaner
über Convente zu Pettau (1230), Grätz, Leoben, Neu-
kloster und über Schwesterstifte zu Grätz, Marenberg
1 Die Contin. Praedicatorum (Mon. Germ. Ss. IX. 730) berichtet
rühmend, die österreichischen Adeligen seien von Otakar uneingedenk der
geleisteten Schwüre und Geiseln allgefallen „propter informationem Praedica-
torum et Minorum et aliorum clericorum, qui tollontes auctoritate papae et
epi.scoporum ministerialibus et omnibus regi Ruäoifo adesse voientihus iura-
mentorum scelera u. s. w. —Wie dankbar sich Rudolf erwies, kann man ausBod-
inann Codex epistol. S. 3C5, Nr. XVI., fgd. ersehen.

und Studeniz, die Minoriten und Franciscaner über
Klöster zu Bruck a. d. Mur, Cilli, Friedau, Grätz, Lanko-
viz, Marburg und Pettau verfügten. Clarisserinen waren
zu Judenburg, Augustiner gab es ebendaselbst und auch
zu Fürstenfeld, Carmeliter zu Voitsberg. Vereinzelte
Nachzügler, die trotz kaiserlicher Stiftung oder Bestä-
tigung fast beständig mit Existenzsorgen zu kämpfen
hatten, waren die Chorherrenstifte Rotenmann (1454)
und Pöllau (1482). Mit ihnen erhöht sich die Zahl der
Ordenshäuser in Steiermark während des Mittelalters,
selbst wenn man von den Commenden der Ritterorden
absieht, auf etliche 30, wie aus der unten angefügten
Tabelle I. hervorgeht.
Die Reformation erschütterte in der Steiermark
das Klosterwesen nicht wenig. Manche Convente schienen
damals dem Untergänge geweiht zu sein, andere wie
die Augustiner zu Judenburg erlagen ihr wirklich. Dies
änderte sich, als die Gegenreformation durchgefühlt
wurde. In rascher Folge begannen Ansiedlungen von
Jesuiten, Capuzinern, Augustinern, Barfüssern, Pauli-
nern, von Coelestinerinnen, Carmeliter-Nonnen u. a. m.,
so dass im Jahre 1773 die Gesammtzahl der bestehenden
Ordenshäuser über 70 betrug. Von diesen kamen aller-
dings durch die Klosteraufhebung unter Kaiser Joseph II.
32, mehrere andere noch später unter Leopold II. und
Franz II. in Wegfall, allein Neugründungen besonders
von Frauenklöstern, wie solche in den letzten zwanzig
I.

Jahrhundert
der
Gründung
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3
2
6 1

Z u s a m m e n 35.

*) Frauenconvent im Stifte Seckau.
**) Cill;. 11. Jalirh. (?)
 
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