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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters, [2]
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Ilg, Albert: Ein deutsches Schachzabelbuch des XIV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0368

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323


Fig. 19. (Judenburg.)
erhöhte sogar die Ablösungssumme um 4 fl., welche er
auf das Erträgniss des Judenburger Gerichtes schlug.
Der Convent, welcher sich in Urkunden mitunter
als jenen „in dem niedern kloster“ oder „der newen
stiftu bezeichnet, scheint es niemals zu einigem Wohl-
stände gebracht zu haben. Im Jahre 1620 wurde das
Kloster, nachdem es bereits durch längere Zeit nur
mehr von einem alten, der Landessprache unkundigen
Mönche war bewohnt worden, mit päpstlicher Zustim-
mung an den Freiherrn Balthasar von Thannhausen um
2000 fl. verkauft, und von diesem dem Jesuiten-Orden
geschenkt, der es am 14. Juni 1620 bezog.
27. (XIV. Jahrhundert.) Lapidarschrift zwischen
einfachen Linien:
S + PRIOS + m IVDGBVRCh ORDlS + FR02 +
RGRG SRI TL5G +
(Sigillum prioris in Judenburch ordinis fratrum heremi-
tarum sancti Augustini.)
Das Siegelfeld von leichtem Rankenwerk erfüllt,
und darin die heil. Dreifaltigkeit, dargestellt durch
Gott Vater, welcher Christum am Kreuze hält, und den
zwischen beiden in Taubengestalt erscheinenden heil.
Geist, das Ganze ober einer gothischen Nische, in wel-
cher der betende Prior kniet.
Spitzoval G. 48/29 Mm., grünes Wachs an Perga-
mentstreifen. Kommt an Urkunden des steier. Landes-
Archivs aus den Jahren 1415—1528 vor.
28. (XIV. Jahrhundert.) Lapidarschrift zwischen
Perlenlinien:
* S GÖVSNS . IR IVDCCBVRRfi . ORDIS . FR07 .
MIR . SCO . ASC
(Sigillum conventus in Judenburch ordinis fratrum
heremitarum sancti Augustini.)

Im Siegelfelde zwischen leichten Blätterranken
und oberhalb vier kniender Mönche die Himmelskönigin
mit entfaltetem Mantel, die Rechte gegen die Betenden
gekehrt, in der herabgesenkten Linken ein aufgeschla-
genes Buch.
Rund. G. 42 Mm., Fig. 20, farbloses oder grünes
Wachs an Pergamentstreifen hängend. Vorhanden an
Urkunden des steier. Landes-Archivs aus den Jahren
1415—1430 (Nr. 4604, 4837).

17. Judenburg.
(Franciscaner. Zum heil. Johannes des Täufer.)
Herzog Cosmogr. Austr. Francisc. 369—412. Ma-
rian Wen dt VI, 122.
Zu den ersten Klöstern, welche Kaiser Frie-
drich III., nach dem Auftreten des Johann Capistran,
seit dem Jahre 1451 den reformirten Franciscanern ein-
räumte, gehörte der ehemalige Minoriten-Convent zu
Judenburg. „Die Zahl seiner Bewohner habe so sehr
abgenommen und die Mittel zum Unterhalte hätten sich
so sehr vermindert, dass eine gedeihliche Fortexistenz
der Ansiedlung kaum möglich gewesen wäre“, schrieb
begütigend der Kaiser an dem Minoriten-General Jacob
de Mozanico. Die päpstliche Bestätigung langte im
Jahre 1455 ein, und das Kloster bestand dann, trotz
der widrigen Schicksale, die es während des XVI. Jahr-
hunderts zu erdulden hatte, bis die völlige Verwüstung
die es durch den Brand von 1807 erfuhr, dessen Auf-
hebung veranlasste.


Siegel des Convents aus dem Mittelalter sind nicht
bekannt. Einen Abdruck des schön geschnittenen Stem-
pels von 1599 mit dem heil. Johann d. T. bewahrt das
Archiv des GrätzerFranciscaner-Convent an einer Ur-
kunde vom 24. Juli 1601. Ein neueres vom Jahre 1652
beschreibt Herzog S. 412.

Ein deutsches Schachzabelbuch des XIV. Jahrhunderts.
Von Albert Ilg.

Im Sommer des Weltausstellungsjahres war im
österreichischen Museum durch Vermittlung des Herrn
Professor Dr. Dudik ein der Fürst Dietrichstein’schen
Bibliothek in Nikolsburg gehöriger Pergamentband mit
Malereien geziert ausgestellt, über dessen Inhalt ich

theilweise schon im Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit
d. J., Spalte 226—229, berichtet habe. Hier soll von
dem Schachzabelbuche allein die Rede sein, dessen
künstlerische Ausstattung es einer eingehenden Wür-
digung wohl werth erscheinen lässt. Doch möchte ich
 
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