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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Atz, Karl: Die gothische Kirche in Terlan und ihre Wandgemälde
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Lind, Karl: Archäologische Reise-Notizen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0125

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108


Fig. 5. (Terlan.)

Fensters desselben Begegnung mit Anna vor dem Tem-
pel, auf der anderen Seite Mariens Geburt; die unterste
Reihe bilden Mariens Vermählung mit vielen Figuren
und gegenüber so viel noch wegen des in neuerer Zeit
ausgebrochenen Eingangs ersichtlich ist: ein Donator,

hinter ihm ein Heiliger (Namenspatron) und der engli-
sche Gruss in sehr einfacher Darstellung. Auf dem fol-
genden letzten Wandfeld, unten der bethlemitische
Kindermord (in einem Hofraume wie die Legende
erzählt, vor sich gehend, darüber die Beschreibung und
den Abschluss im Gibel dieses Feldes wie die heilige
Jungfrau ihr neugebornes Kind anbetet, zu oberst
mehrere Engel mit reich geschlungenen Spruchbändern.
Auf dem Wandfelde über dem einen Arcadenbogen, der
in das Nebenschiff führt, erscheint Maria ihren Schutz-
mantel über mehrere Personen ausbreitend, rechts und
links die Donatoren, darunter die Jahreszahl 1570.
Schon die schlechtere Technik und der ganze Character
dieses Bildes zeigt dessen spätere Entstehungszeit an,
es ist nicht mehr al fresco, sondern nur auf die trockene
Wand gemalt und so sind die Farben flüchtig a ufgetra-
gen, dass sie leicht abfärben.
Neben dem Bilde Mariens Vermählung steht die
interessante Inschrift: „hanc picturam fecitfieriSigmund
de Niderthor et uxor sua margareta de vilanders et pro
omnib’ eu’ eredib’ ... factum est hoc opus hodie sancti
.. .anno dnni m CCCCVII hanc picturam fecit. .stoekin-
ger pictor de volano. Obgleich nicht alle Worte zu lesen
sind, so lernen wir daraus doch den Donator, die Ent-
stehungszeit dieses und ohne Zweifel der meisten übri-
gen Gemälde so wie die Bauzeit der Kirche und den
Malerkennen. Beda Weber dürfte daher ganz wahr be-
richten, wenn er in seinem „Tyrol“ angibt, die Kirche
sei in den Jahren von 1380 bis 1400 erbaut worden.
Der edle gothische Character des ganzen Baues stimmt
für das 14. Jahrhundert. Die Grabplatte des hier be-
grabenen Sigmund Niederthor und seiner Gemahlin
Margaretha von Villanders zeigt die Jahreszahl 1412,
also gehören gewiss mehrere Gemälde den ersten Jahren
des 15. Jahrhunderts an, indem jene des Chores den-
selben Charakter zeigen. Was den Geburtsort des Malers
anbelangt,so kann man unter volano ohne Zweifel das
Völlan bei Meran verstehen und nicht das volano bei
Roveredo, obgleich diese Gegend damals fast ganz
deutsch war. Auch auf dem grossen Thurm haben die
Niederthor ihr Wappen, zwei aufgeschlagene Thorflügel,
angebracht und kehrt in der Michaels-Capelle auf dem
Friedhofe wieder. Daselbst erhielten sich auch noch ein
paar Gemälde, welche wir blosslegten. Sie stellen den
Streit des Schutzengels mit dem Teufel um eine Leiche
(Seele), die Gottesmutter und den heiligen Michael dar.
Inschriften von alten Glocken und Grabsteinen hoffen
wir nachträglich berichten zu können.

Archäologische Reise Notizen.
Von Dr. Karl Lind.

(Mit 23 Hol:
Die nachfolgenden Zeilen haben die Bestimmung
die von mir gelegentlich einer Reise durch Kärnten und
Tyrol gesammelten archäologischen Notizen zur Veröffent-
lichung zu bringen und die Eindrücke, welche gar
manches der herrlichen Denkmale früherer Jahrhun-
derte, die ich in den verschiedenen Orten traf, auf mich
machten, in Worte zu kleiden. Wenn auch dabei wohl so

schnitten.)
mancher Gegenstand berührt wird, der in den Mitthei-
lungen seine, jedenfalls gründlichere Würdigung gefun-
den hat, so soll doch durch diese Zeilen^ versucht
werden, manches Ergänzende oder mehr Übersicht-
liches zu liefern. Ausserdem werden auch noch Örtlich-
keiten eine Würdigung finden, deren in dieser Zeit-
schrift bisher nicht gedacht wurde.
 
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