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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Sacken, Eduard von: Römisches aus Kärnten
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Sacken, Eduard von: Archäologisches aus Vorarlberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0041

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30

Schichte von Hirse in verkohltem Zustande, offenbar als
Vorrath aufgeschüttet.
Nichts deutet hier, wie bei den früher besprochenen
kleinen Bauten an der Ost- und Nordostseite des Ber-
ges, auf Gräber, und es scheint diese Seite des süd-
lichen Abhanges mit Wohngebäuden besetzt gewesen
zu sein. Die Resultate, welche die mit nur geringen,
durch Beiträge von Alterthumsfreunden zusammenge-

brachten Mitteln, aber in sehr entsprechender Weise
geleiteten Nachgrabungen lieferten, sind so bedeutend
und interessant, dass es höchst wtinschenswerth er-
scheint, der kärntnerische Geschichtsverein möge dieses
vielversprechende, gewiss lohnende Unternehmen fort-
setzen und durch rege Theilnahme und reichliche Mittel
unterstützt werden.

Archäologisches aus Vorarlberg.
Von Ed. Fr. v. Sacken.
(Mit S Holzschnitten.)

Zufolge der Mittheilungen des Correspondenten zu
Hard bei Bregenz, Herrn S. Jenny waren die Ausgra-
bungen, welche das voraribergische Landesmuseum auf
dem Boden des römischen Brigantium veranstaltete,
von bestem Erfolge begleitet, indem ein zwar kleines,
aber in seinem Grundplane ganz erhaltenes römisches
Bad aufgedeckt wurde. Wie der nebenstehende, der Lan-
deszeitung entnommene Holzschnitt (Fig. 1) zeigt, sind
die einzelnen Baderäume in ihrer typischen Anlage sehr
deutlich zu erkennen und wir finden sie genau so
angeordnet, wie an dem i. J. 1848 bei Deutsch-Alten-
burg aufgedeckten Römerbade *, woraus ersichtlich
wird, wie die Römer allerwärts bei ihren Bauwerken die
gleiche Praxis einhielten. Alle Räume ausser einem (VI)
haben Hypocausten, sehr sorgfältig ausgeführt, indem
auf die Sandstein-Säulchen 2" dicke Platten so aufgelegt
sind, dass jede Ecke einer Platte ein Viertel der Ober-
fläche des Säulenkopfes deckt, daher die Tafeln zusam-
menstossen. Unverkennbar ist der Raum II das Apody-
terium, in welches man durch die Eingangspforte I
gelangte. Aus diesem Vorraume und Auskleidezimmer
ging der Badende zu grösserer Erwärmung und Vorbe-
reitung zum eigentlichen Dampfbade in das Tepidarium


Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wissenschaft IX, Taf. II.

III mit seinem erwärmten Fussboden und hierauf in
das Sudatorium (Caldarium), IV, welches am nächsten
dem Heizraume VII liegt. Die Hitze strömte aus dem
Praefurnium durch einen noch sichtbaren Canal unmit-
telbar unter die Suspensura dieses Gemaches und stieg
in den die Mauern verkleidenden, miteinander communi-
cirenden Röhren, von denen hier noch viele Trümmer
liegen, empor. In der halbrunden Nische stand wohl
das Lab rum mit Wasser zum Besprengen und theilweisen
Abkühlen des Körpers. Daneben ist der Alveus V zum
Warmbaden; zwei Stufen führten zu der Wanne, deren
Abfluss noch zu erkennen ist, hinauf, in derselben
befindet sich wieder eine Stufe, um sich darauf zu
setzen. Am besten erhalten ist die Piscina VI, eine mit
Cement ausgemauerte und wegen des Wasserabflusses
mit stark geneigtem Fussboden versehene Vertiefung,
in welche Stufen aus flachen Ziegeln hinabführen. Hier
ist natürlich kein Hypocaustum. Wohl aber findet sich
ein solches in dem Gemache VIII, welches als Apody-
terium für die blos kalt Badenden gedient zu haben
scheint, vielleicht aber auch ein Wohnzimmer des
anstossenden Gebäudes war, denn in unserem kalten
Klima brachten die Römer auch in solchen Heizvorrich-
tungen an. Die Suspensura ist hier besonders gut
erhalten. Wie gewöhnlich besteht der Boden, der auf
den Platten des Hypoeaustums aufliegt, aus zwei Lagen,
deren untere ein 4 Zoll dicker, mit Ziegelstückchen
gemengter Kalkmörtel ist, auf welchen die obere Lage
von feinem Kalk folgt. In diese sind die Würfel des
Mosaiks eingedrückt, mit dem das Gemach geschmückt
war. Dieses ist blos en grisail gehalten, schwarze
Ornamente auf weissem Grunde. Ein ansehnliches Stück
davon wurde in das Museum zu Bregenz gebracht.
Für die Topographie und das ehemalige Cultur-
leben Brigantiums ist die Entdeckung dieses Bades von
hohem Interesse.
Correspondent Jenny berichtet ferner über Funde
von nicht römischen Bronze-Gegenständen, von denen
noch vor ungefähr zehn Jahren in Vorarlberg gar nichts
bekannt war, die aber beweisen, dass auch hier
dieselben Formen von solchen Vorkommen, wie in ganz
Mitteleuropa. Folgende kamen in den Besitz des
Bregenzer Museums:
1. Ein Schwert aus Mauern im Fürstentlmm
Liechtenstein, mit schilfblattförmiger Klinge von 19 Zoll
Länge und Griffzunge, die erhobene Ränder hat, um
den halbmondförmig an die Klinge anschliessenden,
mit 10 Nägeln befestigten Griff aufzunehmen; dieser,
bei Bronze-Schwertern immer sehr kurz, ist hier beson-
ders klein.
 
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