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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Semper, Hans: Donatello, seine Zeit und Schule, [1]
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Beneš, F. J: Bericht über die im Laufe des Sommers 1872 vorgenommene Restaurirung des schwarzen Thurmes am Hradčin zu Prag
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0161

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138

Auch während dieses zweiten Krieges, der sicli um
die Existenz von Florenz drehte, hatte die unterdrückte
Partei des Volkes, mehr noch aber seiner vornehmen
Freunde und Schmeichler in der Verbannung, nicht auf-
gehört an den bestehenden Zuständen zu rütteln.
Kurz nacheinander, in den Jahren 1396, 1397 und
1400 fanden drei Putschversuche der Emigranten statt,
bei deren zweitem ein unschuldiger Sohn des Maso degli
Albizzi ermordet wurde, was nur dazu diente, das Volk
den Aufrührern zu entfremden. Hinrichtungen und zahl-
reiche Verbannungen, besonders von Gliedern der Fami-
lien Medici, Alberti, Scali, Ricci, ja selbst Strozzi, Adi-
mari und Altoviti waren die jedesmalige Folge dieser
Unruhen.
So edle Patrioten aber auch in den Reihen der
herrschenden Optimaten sich befanden, so ruhmvoll sie
auch durch die schwersten Gefahren hindurch die Stadt
zu immer grösserer Macht und Bltithe führten, so ener-
gisch sie auch alle widerspenstigen Elemente niederzu-
halten wussten, die Fundamente ihrer Herrschaft wur-
den dennoch, zwar langsam aber um so sicherer, unter-
graben, oder vielmehr die echten Fundamente, die Liebe
und das Vertrauen des Volkes waren gar nie vorhanden.
Durch feudale Geringschätzung der niedern Stände,
durch veraltete Einrichtungen, worauf sie ihre Macht
stützten, verletzten die Optimaten das Volk, und zudem
war ein oligarchisches Regiment von vornherein dem Zeit-
geist entgegen. Es hätte sich aus dieser Regierung all-
mälig eine aristokratische Republik nach dem Muster
Venedigs herausgebildet. Der Drang nach politischer
und socialer Freiheit und Gleichberechtigung Aller
war aber seit den ältesten Zeiten das vor Allem ver-
tretende Princip in dem bürgerlichen Leben von Florenz
gewesen. Dieses Optimatenregiment hätte also nur ein
künstliches Stocken in einen solchen Drang gebracht,

und damit vielleicht die besten Kräfte von Florenz ge-
brochen. Diesem demokratischen Drang war der Land-
wie der Stadtadel zum Opfer gefallen; ihm zu Liebe
hatte Florenz hauptsächlich dazu beigetragen, den Ein-
fluss der deutschen Kaiser in Italien zu brechen; ihm
zu Liebe hatte Florenz Bündnisse mit dem Papst und
Frankreich geschlossen , so lang dadurch seine munici-
pale Unabhängigkeit gesichert schien, und Feindschaft
begonnen, sobald beide dieselbe bedrohten. Und sollte
jetzt Florenz sich mit einemmal einem Häuflein von Opti-
maten beugen, die, durch das demokratische Princip zur
Macht gelangt, nun ihren Ursprung verläugnen wollten?
Wiewohl nun Florenz im Mittelalter Feindin der
Einheit Italiens war, weil sie durch die Kaiser vertreten
wurde, und die beste Stütze des einheitsfeindlichen
Papstthums bildete, so hat es doch, im Gegensatz zu
diesem eine eminent nationale Mission erfüllt.
Es hat den Fremden als Fremden bekämpft, nicht
wie der Papst blos dann, wenn er der eignen Macht
gefährlich schien. Es hat die liberalen Ideen erzeugt,
deren sich heute nicht blos Italien, sondern ganz
Europa erfreut, oder zu erfreuen bemüht. Es hat
lang vor Frankreich die bürgerliche Freiheit und
Gleichheit zum Princip erhoben — wenn es auch selten
zum wirklichen Genüsse davon kam. Es hat mit
allen Waffen des Geistes die mittelalterlichen Vorur-
theile zerstört, den Humanismus geschaffen, ohne
dass die Päpste, die sich an der süssen Schale der
humanistischen Wissenschaften und Künste ergötzten,
dies ahnten.
Leider verstanden es die Medici nur zu gut, diese
modernen Ideen als Vorkämpfer sich und ihren Interessen
dienstbar zu machen.
(Fortsetzung folgt.)

Bericht
über die im Laufe des Sommers 1872 vorgenommene Restauririmg des
schwarzen Thurmes am Hradcin zu Prag.

Unsere Hauptstadt ist in ihrer Bauthätigkeit nicht
zurückgeblieben. Es erheben sich heuer so gut wie im
Vorjahre 1872 neue monumentale Bauwerke in Prag und
man sollte meinen, dass man ob dessen der alten Bau-
denkmale gänzlich vergass. Dem ist nicht so. Ich will
nicht gerade von unserem S. Veitsdome, nicht von der
ehrwürdigen Kirche am Karlshofe etc. sprechen, wo so
viel Grosses und Schönes entstand, sondern von dem
uralten „schwarzen Thurm“ an der Ostseite des
Opis — so hiess schon vor 700 Jahren diese Gegend —
dem Endpunkte der alten Königsburg Hradcin.
Schon von der Ferne blickt dieser 18° hohe mit
einem spitzen mit Hohlziegeln gedeckten Zeltdache ver-
sehene viereckige Thurm hernieder und schützte einst
das eigene, später das daneben gebaute Eingangsthor
auf dem Hradcin.
Wir wollen diesem einfachen alten Baudenkmale
eine kurze Baugeschichte weihen.
Der Weg zu diesem Thurme geht durch den Hof
des alten Obristburggrafen - Amtes. Er erhebt sich

rechts vom Haupteingange gegen Osten und ist von
niedrigen Gebäuden umgeben. Sch all er ist der
Erste, welcher diesem Baudenkmale in seiner: Be-
schreibung der königlichen Haupt- und Re-
sidenzstadt Prag I. B, 470. Seite, vor 78 Jahren
seine volle Aufmerksamkeit widmete und, so gut er
konnte, das Innere beschrieb. So dankbar man ihm
sein muss, dass er dieses Baudenkmal in den Kreis
der Prager Merkwürdigkeiten zog, so blieb doch sein
Werk nicht frei von Unrichtigkeiten und ging in der
Folge mit der Wahrheit auch der Irrthum seiner Schil-
derung in alle nachfolgenden topographischen Werke
über, welche unsere Hauptstadt und ihre Merkwürdig-
keiten zum Gegenstand haben. S c h a 11 e r wurde stets
treu und redlich abgeschrieben.
Im verflossenen Sommer hat sich der k. böhrn.
Landes-Ausschuss bemüssigt gefunden diesem ver-
ödeten und höchst baufälligen Thurme seine Aufmerk-
samkeit zuzuwenden und ihn in würdiger Weise restau-
riren zu lassen, in Folge dessen auch Gelegenheit geboten
 
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