Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

DOI Artikel:
Luschin von Ebengreuth, Arnold: Sphragistische Beiträge zur Geschichte von Tyroler Geschlechtern
DOI Artikel:
Lind, Karl: Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik
DOI Artikel:
Ilg, Albert: Ein byzantisches Madonnenbild
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0055

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42 —

tlitimlicher Form, dass man sehr wohl begreift, wieso
Wissgrill (Schauplatz des n. ö. Adels III, 51) das
Wappen der Flaschberg als einen „rothen Schild, in
welchem eine dicke weisse Wolke vom untern rechten
zum obern linken Winkel aufsteigt, ansprechen konnte
Ein zweiter Stempel mit nur unbedeutenden Abweichun-

gen hängt an einer Urkunde von 1317. (Fig. 10.) Ent-
gegen Brandis, welcher die Flaschberge 1443 auch in
weiblicher Linie erlöschen lässt, kennt Wissgrill dieses
in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts nach Nie-
der-Österreich eingewanderte Adelsgeschlecht noch in
viel späterer Zeit.

Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik.

Von Dr. Karl Lind.
(Mit 4 Holzschnitten.)

I. Wiener- Neust a d t.


Die Mittheilungen haben bereits wiederholt Be-
sprechungen veröffentlicht über die verschiedenen Sie-
gel der allzeit getreuen Stadt Wiener-Neustadt, und
wurde in jüngster Zeit ein sehr wichtiger Beitrag über
das älteste bekannte Siegel dieser
Stadt aus der Feder unseres ge-
schätzten Mitarbeiters Herrn Dr. A.
L u s c h i n gebracht.
Wir wollen nun im Folgenden
die noch weiteren bekannten Siegel
dieser Stadt besprechen und damit
diesen Gegenstand, so weit gegen-
wärtig darüber Materiale vorliegt,
zum Abschluss bringen.
Fig. 1 zeigt die Abbildung eines kleinen Siegels
dieser Stadt, das seit der Mitte des XV. Jahrhunderts
im Gebrauche stand. Die Abbildung ist entnommen
einem Originale aus dem Jahre 1423 und wird selbes
in der betreffenden Urkunde als „unserr Stadt clilaines
aussen zerugk (d. i. über Papier auf der Rückseite der
Urkunde) aufgedrucktes Insigel“ bezeichnet. Es misst
1 Zoll im Durchmesser, und zeigt im Bildfelde zwei
von einander abstehende Thürme mit Zinnen und je
einem Fenster und eine in Vogelperspective dargestellte
gezinnte Ringmauer, voran das Thor mit dem geschlos-
senen Fallgitter. Zwischen
den Thürmen schwebt der
Bindenschild. Die Umschrift in
Lapidaren in einem von Stu-
fenlinien begränzten Schrift-
rande lautet: * f . Sigillvm .
nove : civitatis *
Auf einigen Urkunden,
die etliche Jahre jünger datirt
sind, findet sich ein mit dem
vorigen in Bezug auf die bild-
liche Darstellung ähnliches,
aber viel roher gearbeitetes
Siegel, das ebenfalls dem auf Papier geschriebenen
Documente aufgedruckt ist. Das Siegel hat 1 Zoll 4



Linien im Durchmesser und führt in dem breiten, von
Perllinien umsäumten Schriftrande folgende in Minus-
keln geschriebene Umschrift: j* s . parrum . civiv . nove .
civitatis. Die Abbildung des Siegels (Fig. 2) wurde
einer Urkunde des Wiener Archives aus dem Jahre
14i9 entnommen.
Endlich haben sich nebst dem
Siegelstempel in der Sammlung des
Neustädter Rathhauses auch an Ur-
kunden Abdrücke eines wahrschein-
lich aus der zweiten Hälfte des XVI.
Jahrhunderts erhalten, das 1 Zoll
im Durchmesser erreichend in dem
aussen von einem Kranz und innen
von einer Perlenlinie umsäumten
Schriftrande die in Lapidaren geschriebene Inschrift:
f Sigillvm . parvum . novae . civitatis enthält. In dem
Bildfelde zeigt sich auf einem beschnörkelten Schilde,
das ältere Stadtwappen, die gezinnte Mauer mit offenem
Thor, die beiden viereckigen Thürme mit Zinnen.und
je einem Fenster und den dazwischen schwebenden
Bindenschild. (Fig. 3.)
II. Tamswe g.
Das 1 Zoll 5 Linien im Durchmesser erreichende
Siegel dieser Gemeinde dürfte dem XVI. Jahrhundert
angehören und führt in dem von einem Bande nach
innen und von einer Kreuz-
linie umfassten Schriftrande
folgende in Lapidaren ge-
schriebene Legende: * ge-
maines . marckht. thamsweg .
insigel * Das Bildfeld des
Siegels zeigt einen mit vie-
len Schnörkeln gezierten und
unten abgerundeten Schild,
darinnen eine gegen links auf
dahin ansteigendem Felsen
emporspringende Gemse, viel-
leicht ein redendes Wappen.
Der eiserne Stempel dieses Siegels ist noch im Archiv
dieser Gemeinde vorhanden. (Fig. 4.)


Fig. 4.

Ein byzantinisches Madonnenbild.
Von Albert Ilg.

Das nachstehend beschriebene Werk, Eigenthum
eines Privaten, des Herrn M. Gorzkowsky in Krakau,
befand sich in der letzten Zeit in Wien. Es unterschei-
det sich nicht allein durch seine Grösse, sondern auch
durch die Feinheit der Malerei und manche, im Folgen-

den bezeichnete Eigenthümlichkeiten von den häufi-
gen Werken dieser Gattung, so dass wir dem Leser
im vorhinein anzeigen müssen, es handelt sich nicht
um eine s. g. „schwarze Muttergottes“, wie wir sie alle
an allen Ecken gesehen haben.
 
Annotationen