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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Passau, [2]
DOI Artikel:
Fronner, Karl: Kirchliche Baudenkmale in Ober-Österreich, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0017

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digt und die darauffolgende Restauration im schwerfäl-
ligen Zopfstyle durchgeführt, daher jetzt die dicken
Säulen und schnörkeligen Stuccaturarbeiten mit den
gothischen Fenstern und anderen Resten dieses Styles
unschön contrastiren. Auch die Aussenseite des jetzi-
gen Gebäudes kann keineswegs als hübsch bezeichnet
werden, denn blos die Portale, und gegen die Donau hin
die grossen Fenster mit flachem Sturz, Theilungspfeiler
und schönem Masswerke machen aufmerksam, dass das
Gebäude eine nicht gewöhnliche Bestimmung hat.
Bevor wir von dem' eigentlichen Passau scheiden,
sei noch kurz der Baulichkeiten des Stiftes St. Nicola
Erwähnung gethan.
Die sehr verwahrlosten Gebäude dieses ehemaligen
Augustiner Chorherren - Stiftes liegen auf der Westseite
ausserhalb der Stadt. Schon 1067 baute Bischof Altmann
von Passau auf bischöflichem Territorium mit Beihilfe
der Kaiserin Agnes, Mutter Kaisers Heinrich IV., eine
Kirche und ein Kloster zu Ehren der heil. Andreas,
Pantalon und Nicolaus und stattete es mit reichen Ein-
künften aus, denen die Kaiserin den neunten Theil
ihrer Bezüge von Persenbeug und Ybbs beifügte. Weitere
Zuflüsse erhielt die Abtei im Verlaufe der Zeiten durch
viele angesehene Familien, von denen einige, wie die

Blandenberg, Runding, Rottau, Mittich u. s. w. in der
Klosterkirche ihre Ruhestätte wählten. 1804 wurde
das Kloster aufgehoben; die Baulichkeiten wurden
theils als Brauhaus, theils als Caserne verwendet. Die
ziemlich verfallene Klosterkirche, ein gothischer im
Jahre 1716 durch Restauration verzopfter Bau, dient
jetzt als Magazin, der schöne durchbrochene Thurm
wurde 1812 in seinem oberen Theile abgetragen, der
alte gothische Kreuzgang demolirt. Altäre, Chorstühle,
Kanzel und Grabsteine gingen fast sämmtlich verloren,
nur etliche, davon zwei sich auf die Familie Rottau von
Madau (Wilhelm f 1480, seine Gattin Agnes v. Ahayin
f 1495, und Karoldt von Rataw f 1463) beziehende,
•sind übrig geblieben. Ausserdem hat sich noch das im
gothischen Style um 1450 erbaute Spitalkirchlein als
Holzmagazin erhalten. So das Ende einer durch fast
700 Jahre blühenden geistlichen, hervorragenden und
geschichtlich nicht unbedeutenden Stiftung. Was nicht
wenigstens halbwegs genügend militärischen oder doch
nothdürftig industriellen Zwecken dienbar gemacht
werden konnte, wurde dort wie anderwärts, wenn nicht
überhaupt sogleich beseitigt, doch seinem Schicksal
überlassen und keine schützende Hand hält das Ver-
derben zurück.

Kirchliche Baudenkmale in Ober-Österreich.
i
Yon Dr. K. Fronner.
(Mit 5 Holzschnitten.)

Die dem heil. Simon und Juda geweihte Pfarr-
kirche der Gemeinde P a b n e u k i r c h e n ist ein Bauwerk
des spätgothischen Styles. Vier schlanke Pfeiler von acht-
eckiger Form theilen den Laienraum in drei Schiffe. Die
Rippen der Netzgewölbe sitzen an den Pfeilern mittelst
vorspringender Tragsteine auf. Die einzelnen Joche

/


haben in jedem Schiffe eine ungleiche Ausdehnung; das
erste Joch, über dem sich der Orgelchor mit Benützung
des ersten Pfeilerpaares aufbaut, ist ganz schmal, das
zweite ist bedeutend verlängert und weit länger als das
dritte. Die Seitenmauern haben eine Stärke von 5 Fuss
und enthalten darin die beiderseits angebrachte Orgel-
chorstiege. In der Höhe
dieses letzteren tritt die
Mauer in der vordersten
Jochreihe bis auf 2 Fuss
zurück , wodurch Raum
für die Empore geschaffen
wurde. Das Orgelchor-Pa-
rapet hat reiche Füllung,
meistens aus Drei- und
Vierpässen eonstruirt, und
wird durch drei horizontal
laufende, aus sehr künst-
lich zusammengefügten
Granitsteinen construirten
Flachbögen gestützt. Das
Orgelpodium tritt erker-
artig hervor. Die Breite
des Kirchenschiffes beträgt
43 Fuss, dessen Länge
56 Fuss. Das aus dem
Achteck construirte Pres-
byterium von 21 Fuss
Breite und 32 Fuss Länge
schliesst sich mittelst eines
einfachen und ziemlich
schmalen Triumphbogens
an das Langhaus an und


Fig. 2. (Rabneukirchen.)
 
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