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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Notizen und Correspondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0063

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und die Gewalt des Unwetters hilft der Zerstörung nach.
Obschon wenig Aussicht ein besseres Schicksal für das
Gebäude zu erwirken, vorhanden war, wurde doch der
Eigenthümer begrüsst, der sich statt des sonnig und
trocken gelegenen Hochbaues den nördlich, dem Sonnen-
strahl wenig zugänglichen feuchten Vorbau, eine ein-
stige Vorbefestigung aus dem späten Spätmittelalter, zur
Wohnung adaptirt hat. Der Besuch aber zeigte, dass die
Absicht nicht bestehe, etwas zu erhalten, ja, dass alles
feil sei, was sich an der Burg locker machen Hesse,
dass auch der romanische Bergfriet nicht verschont
Büche
Bulletin monumental.
An meinen letzten Bericht Uber den Haupt inhalt
des von V. de Caumont publicirten „Bulletin monu-
mental“ in Nr. 3 von 1871 reihe ich diese Fortsetzung,
indem ich nur das Wesentliche hervorhebe, Untergeord-
netes oder specifisch Locales dieser Zuschrift übergehe.
In Nr. 5 des Jahrganges 1871 zieht die, von dem
berühmten Erforscher der Gräber in der Normandie,
Abbe C och et, gegebene Übersicht der Haupt-Classen
von Gräbern die Aufmerksamkeit auf sich, zumal in
Österreich diesem Gegenstände in Folge wiederholter
Entdeckungen Forscher wie Frh. v. S a c k e n die sorgfäl-
tigste Untersuchung gewidmet haben. Cochet beginnt
mit der zeitlich spätesten Gruppe, die dem XIV. und
XV. Jahrhuudert angehört. Cochet folgt zunächst einer
Aufgrabung zu St. Ouen von Rouen im März dieses
Jahres und gibt anlässlich des dort Wahrgenommenen
und Gefundenen eine ihm längst bestätigte Classifica-
tion vom XV.—VII. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Die Gräber der jüngsten Periode, des XV. und XIV.
Jahrhunderts, zeigten keine steinernen Särge, wohl aber
solche von starkem Holz, soviel die dabei gefundenen
eisernen Nägel erscliliessen lassen. Die Mehrzahl der
Leichen wird aber blos in Leinwand gehüllt, ohne Sarg
bestattet worden sein. Cochet datirt auf den Steinsärgen
die II. Classe von Ludwig dem Heiligen rückwärts bis
1050 und nennt sie die Capetingische, die voraus-
gehende aber die der Valois. Die in letzterer Classe
gefundenen Thon-Gefässe (mit Kohlen) von röthlicher
oder weisser Farbe, mit Henkel und Öffnung ohne Hals,
waren nach dem Brennen mit Löchern versehen worden,
um bei der Bestattung als Kohlenbecken zu dienen und
dann sofort mit den sie füllenden Kohlen in das Grab
geworfen worden. Es ist bekannt, dass der Liturgiker
Durandus von Mende vom Ende des XIII. Jahrhunderts
wie sein Vorgänger Beleth, solcher Gräber, d. h. der
Kohlen in denselben, ausdrücklich gedenken, was ich
hier nur eingeschaltet wissen will. In anderen Gegenden
wird das Erscheinen der T o d t e n b ä u m e früher datirt
werden müssen, indem bei den Aufgrabungen zu Ober-
flacht in Würtemberg ein sogen. Freiburger-Bracteat
gefunden wurde, der die erste Hälfte des XII. Jahr-
hunderts als äusserste Gränze nach rückwärts fixirt.
Die zu Bremen beim Bau der neuen Börse an der Stelle
der alten Wilhadi-Kirche ausgegrabenen Holztheile
von fast runden Särgen, ausgehöhlten Bäumen ähnlich,
werden in dem musterhaften Bericht des Bremischen
Jahrbuches I, 1864 in ein ungleich höheres Alter Zurück-

bleiben solle, sondern, falls das Bahnproject von Graz
über Hartberg-Friedberg nach Wiener - Neustadt sich
realisiren würde, derselbe an die Bauunternehmung der
Bahn als Steinbruch verkauft werden solle. Vorderhand
wurde nur versprochen, dass der besagte Holzplafond
der Spätgothik nicht als Brennmaterial an die Bauern
hintaugegeben werde«, freilich, weil man seinen Werth
kennt, und aus ihm etwas Namhaftes herausschlagen
will. Möchte sich docli ein Mittel finden, der Zerstörung
dieses vorzüglichen Objectes Einhalt zu thun.
J. Graus.
rschau.
gesetzt, wie auch Wei n ho 1 d (kais. Akademie, Sitzungs-
berichte 13. 30) für diese Sitte ein sehr frühes Datum
festzustellen sucht. In England hingegen hat man meines
Wissens erst drei solcher Todtenbäume entdeckt, deren
einen man gar in die heidnische Vorzeit gerückt hat.
Die competenten Forscher werden hierüber zu urtheilen
wissen, wenn Cochet auf Grund seiner vieljährigen
Erfahrung den von Steinen gebildeten Gräbern oder
Särgen ein entschieden höheres Alter in der Normandie
zuweist, als den hölzernen Särgen. Die Steingräber
datiren in dieser Gegend vom Jahre 1050—1250 und
bestehen aus mit Mörtel befestigten Steinstücken, die
nebeneinander gestellt und dann mit plattgelegten Stei-
nen, die den Deckel bilden, abgeschlossen sind. Zur
Datirung gab ein über der Brust des Todten befindliches
bleiernes Kreuz mit eingravirter Absolutions-Formel des
XI. bis XII. Jahrhunderts den Anhaltspunkt, wozu
noch eine romanische Verzierung derselben Periode
bestätigend hinzugekommen, die im Style der gleich-
zeitigen Sculptur erscheint. Merkwürdig fand sich nir-
gends in diesen Steingräbern ein Gefäss, so dass obige
Sitte, Weihwasser und Kohlengefässe mit ins Grab zu
geben, noch nicht existirt haben muss. Die Haltung der
Arme und Hände ist fast überall die gleiche, indem
.über der Brust die Vorderarme gekreuzt sind, während
die Hände die Ellbogen berühren. Auch fanden sich
frühere Särge, also solche des IX. Jahrhunderts mit-
unter in dieser Periode wieder verwendet und darnach
verändert, wie sich unter anderem aus den Deckeln,
die statt aus Einem Stücke aus mehreren zusammen-
gesetzt erscheinen, unschwer ergibt. Die nächste Pe-
riode oder Classe zeigt solche Särge aus Einem Steine
und eben solche Deckel darüber. Sie bezeichnen die
karolingische Periode und fanden sich 2 Mtr. bis 2 Mtr.
60 Mil. unter dem Boden. Dieselben sind schwer, an
Kopf und Füssen fast gleich und für das Auflager des
Hauptes mit einer aus dem Steine selbst herausgear-
beiteten runden Fuge versehen, die später viereckig
eingeschnitten wurde, d. h. in Steinsärgen aus mehreren
Stücken der Periode des XII. Jahrhunderts. Dieser
Classe geht die merovingische voraus in einer Tiefe
bis zu 3 Meter, deren Särge aus Einem Stücke und
zwar von dem Steine des Pariser Wasserbeckens, be-
stehen. Die Deckel sind platt oder von schlichter Dach-
form, während die der vorher geschilderten karolin-
gischen Classe häufig eine Art von halbkreisförmiger
Wölbung zeigen. Etwa in der Mitte des Sargbodens
sieht man ein ovales Loch zum Abfluss der Flüssigkeit.
An dem Fusstheile sind diese Särge oder Steintröge
 
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