Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

DOI Artikel:
Grueber, Bernhard: Die Kunst des Mittelalters in Böhmen, [3]
DOI Artikel:
Beckh-Widmanstetter, Leopold von: Denkstein Sigmund's von Wildenstein im Schlosse Wildbach in Steiermark
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0293

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
250

die drei mittleren Seiten des Chor-Polygons sind mit
Füllungen umzogen, die einst zu Sitzen für die Geist-
lichkeit gedient haben mögen.
Die Dechanteikirche zu Aussig wurde vonOtakar II.
in nicht genau zu bestimmender Zeit dem deutschen
Ritterorden eingeräumt, durch welchen auch der Bau
hergestellt oder wenigstens geleitet worden ist. Der
Orden hatte die Stadtpfarrei Aussig bis zu der Zerstö-

rung vom Juni 1426 inne, späterhin ging das Patronat
an den Magistrat Uber. Die Kirche wurde in der Folge
noch von mehreren Unglücksfällen (unter andern durch
einen Dachbrand i. J. 1871) betroffen und hat in neue-
ster Zeit allerlei unpassende Restaurationen erfahren.
Illustrationen: Fig. 116 Grundriss der Kirche 5 Fig.
117 Querdurchschnitt des Schiffes.

Denkstein SigmuncFs uon Wildenstein im Schlosse Wildbach in Steiermark.
Von L. Beekh-Widmanstetter.

Eine kleine Gehstunde von Deutsch-Landsberg,
dem nun nach Eröffnung der Lieboch-Wieserbahn zum
Mekka der Touristen gewordenen Mittelpunkte des
Gartens der Steiermark, hart an der Gränze der Bezirke
Deutsch-Landsberg und Stainz, fällt beim Eingänge in
das Quellengebiet der hohen Lassnitz Schloss Wildbach
in das Auge, welches seinen Namen von der wenige
Schritte davon fliessenden bei den Landbewohnern auch
Wildbach benannten hohen Lassnitz empfing, die von
da ab in geregeltem Bette ruhig der Sulm zufliesst,
während sie in den eben verlassenen Schluchten schäu-
mend und tosend das Gestein ihres Bettes umspült und
bei Hochwasser leider nicht selten ihren Beinamen zur
Geltung bringt.
Das baulich wenig interessante und durch spätere
Zuthaten unregelmässige Schloss wurde, wie uns der an
der südöstlichen Seite in der Höhe eines Stockwerkes
eingemauerte Denkstein belehrt, vom Sigmund von
Wildenstein 1540 erbaut.
Diese Gedächtnisstafel besteht aus zwei trennbaren
Theilen, von welchen der obere nur inschriftliche (3'
breit 1' hoch) aus gelblichtem Sandstein, der unteren
schön gearbeiteten Wappentafel aus rothgrauem Marmor
(5r breit, 2i/g' hoch) lediglich aufgesetzt ist. Die Inschrift
in römischer Capitale lautet: „Ditz . wapen . ist . des .
Sigmvnts . von . | Wildenstein . der . dvssen . hoff . zv
! Wildpack . von . grvn . wassen | erpavt . hat . als .
man . hat . zeit . 1 . 5 . | vnd . im . 40. iar.“ Die Wap-
pentafel enthält in drei durch zierliche Säulchen gebil-
deten Abtheilungen in der etwas breiter gehaltenen
Mitte das Wappen des Erbauers, zu beiden Seiten jene
seiner ersten zwei Frauen, alle mit den Erklärungen
der Personen-Zugehörigkeit darunter 1; die Jahrzahl
(15 — 40) benennen nochmals zwei über den mittleren
Säulen geheftete Tafeln, die Arbeit ist eine sorgfältige.
Abgesehen davon, dass dieser Denkstein die Zeit
der Erbauung des Schlosses beurkundet, dabei zugleich
die von früheren Schriftstellern2 geäusserten Annahmen
höheren Alters des Sitzes zu Wildbach entkräftet, ist er in
familien geschichtlicher Hinsicht von mehrfachem Werth e.
Schloss Wildbach war der erste Besitz, welchen die
später-so einflussreichen Wildensteine in der Steiermark
1 Mittelfeld ; Hin Schild mit gebogenem gegen links gewendeten
Greifenfuss mit sich daran schliessenden Fluge (gegen links gewendet) , am ge-
krönten Helm wiederholt sich die Wappenfigur, das Spruchband enthalt: Sig-
mvndts . von . Wildenstein . wapen. — Hechtes Feld : im tichilde und am gekrönten
Helme ein wachsendes Männchen ohne Arme mit langem Bart und Spitzmütze,
darunter: frav . Elisabet . ain . geborne . Falb | enhauptin . Sigmvndts . von j
Wildenstein, erste . gemach | waben.— Linkes Feld : im Schilde erstes und viertes
Feld drei freistehende Stufen, im zweiten und dritten Feld ein schräg linkes Thür-
beschläge (Spange) am gekrönten Helm: die drei Stufen mit daraus wachsenden
Straussbusch ; die Inschrift: frav. Helena . ain . geborne . von | Spangstein .
vnd , aveh . Sigm | vndts von Wildnstcin . j anders . gemacht . wapen.
- A. J. Caesar, Besehreibg. d. Steiermark, p. 4ol; — Muchar, Gesell, d.
Steieimark, II, p. 53 j — Schmutze, Lexicon IV, p. 359.

erwarben oder eigentlich selbst schufen, die Zeit ihrer
Einwanderung in dieses Land liegt nicht weit hinter
dem Datum der Erbauung dieses Schlosses.
Die Wildensteine stammen ans Kärnten, wohin sie
ehedem aus Bayern eingewandert sein sollen. Sie
erbauten im Jaunthale die Burg gleichen Namens beim
Wildensteiner Wasserfall und schon vor dem Jahre 1156
tritt Uveriandus de Wildenstein als Zeuge einer Schen-
kungs-Urkunde des Herzogs Bertolt von Maranien zu
Gunsten des Klosters Viktring auf. Später, 1384, war
Heinrich von Wildenstein Bischof zu Triest, dann 1396
Bischof zu Biben in Istrien.
Dasselbe grosse Erdbeben, welches am Pauli Be-
kehrungstage 1348 Villach zerstörte, die Villacher Alpe
(den Dobratsch) spaltete, brach auch die stolze herrlich
gelegene Veste, von welcher nur mehr wenige Spuren
vorhanden sind.
Von da zog sich das Geschlecht, nach dem nahen
unweit des Stiftes Eberndorf gelegenen lind nun auch
in Ruinen gesunkenen Schlosse Sonnegg, Sunegk,
Sunekke oder endlich später um 1400 nach Parcival
Sunegker auch der Parcival-Tliurm genannt, s Von diesem
Schlosse haben die Wildensteine nach der Zerstörung
ihrer Burg den Namen angenommen, denn Hanns von
Sunegk, Enkel Werners und Sohn Pongratzes, erhielt von
Kaiser Friedrich IV. mit dem Diplome ddo. Villach 26.
Juli (Phintztag nach sannd Jacobstag in Snitf) 1470
unter gleichzeitiger Änderung der Farbe seines Wappen-
schildes von weiss in rotli (das Schildeszeichen und
Helmkleinod erhielt sich bis zum Erlöschen des Ge-
schlechtes stets in der ursprünglichen einfachen Form
— ein goldener gebogener Greifenfuss mit sich daran
schliessendem schwarzen Fluge) das Recht, sieb wieder
des von seinen Vorfahren von Alters her überkommenen
Namens Wildenstein zu bedienen.
Dies geschah nachdem Parcival v. Sunegk 1426
sein Schloss Sunegk dem Herzoge Friedrich verkauft
hatte und dann auch 1444 die ihm noch gebliebene
Pfandschaft des Schlosses vom Hanns Ungnad abgelöst
wurde, worauf die Wildensteine in Kärnten nur mehr
auf den Besitz von Truttendorf4 beschränkt blieben
und allmählig in den Geschichten dieses Landes ver-
schwinden. Zwei George von Wildenstein aus Kärnten
nahmen an der ersten Ttirkenbelagerung Wiens 1529
Antheil, einer davon befehligte später 1556 als Feld-
marschall die steirischen, kärntnischen und kraineri-
schen Kriegsvölker wider die Türken.
3 In Yalvasor’s Topographie von Kärnten 1!’8S in seiner ganzen Fracht
von zwei Seiten abgebildet.
4 Dies verkauften sie 1572 au Christof Höritsch.
 
Annotationen