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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Vom Alterthums-Vereine zu Wien
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Statut für die Central-Commission zu Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0304

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In weiterer Folge bespricht Dr. IIg den schönen
Grabstein des Freiherrn Truchsess von Weczhausen
f 1623, in der Dentschordenskirche zu Wien, die Fran-
ciscanerkirche und zwei ihrer Grabmale, die durch
reichen Bilderschmuck ausgezeichnet sind, die Kirche
von Berchtoldsdorf, die Rundcapelle, Othmars- und
Spitalkirche in Mödling und die Carthäuserkirche zu
Gaming nebst anderen kleineren Denkmalen.
Eine ausgedehntere Bearbeitung fand die interes-
sante verfallene Burg Liechtenstein bei Mödling mit
ihrer merkwürdigen romanischen Capelle. Sie verdient
auch diese Rücksicht, denn sie ist eines der .frühesten
Monumente dieses Styles, die noch in Nieder-Osterreich
erhalten sind. In einigen Gemächern finden sich
Kaminreste mit Sculpturen am Mantelträger, die zwar
etwas Starres an sich haben, aber immerhin merkwürdig
sind durch ihre scharfe Stylisirung.
Mit Vorliebe wendet sich Dr. IIg den an verschie-
denen Orten erhaltenen Gemälden zu und bespricht zwei
altdeutsche Gemälde, die im Jahre 1869 die Capelle der
Ruine Lichtenstein zierten, ferner die Bilder, welche sich
in der sogenannten Rittergruft im Laxenbnrger Parke
befinden, zwar Arbeiten minderen Werthes, doch gute
Repräsentanten des österreichischen Schulcharakters,
vier davon des beginnenden XVI., vier andere noch des
XV. Jahrhunderts. Längere Betrachtungen sind der Ge-
mäldesammlung des Stiftes Heiligenkreuz gewidmet,
die neben einem netten van der Neer und einem bedeu-
tenden italienischen Bilde etwa ein Dutzend altdeutsche
Gemälde enthält. Den Fresken im Karner zu Mödling
und im Vorbaue der Kirche zu Offenbach ist grosse
Aufmerksamkeit zugewendet; bei den letzteren stellt der
Verfasser die Verwandtschaft von der Giotto’schen Schule
ausser Frage, was sich wohl bei der bekannten Wan-
derlust, die sich bald nach der reichsten Blüthe dergrottes-
ken Schule — d. i. seit dem Ende des XIV. Jahrhun-
derts an den zahlreichen Gliedern dieser Schule kund-
gab, allerdings leicht erklären lässt.
Aus der Feder unseres Mitarbeiters, des tüchti-
gen Genealogen und Sphragistikers Dr. Hartmann-

F ranzenshuld stammt ein sehr gründlich gearbeiteter
Beitrag zur Geschichte des Hauses Collalto.
Als der Beachtung besonders würdig müssen wil-
den Aufsatz des Dr. Anton Kerschbaum er über das
kaiserliche Frauenstift zu Tu ln bezeichnen. Wie der
Verfasser selbst diesen Aufsatz benennt, ist derselbe
eine Studie, die nicht allein den Zweck hat, die Ge-
schichte des durch seine Stiftung und die damit verbun-
denen Traditionen merkwürdigen Frauenklosters sicher-
zustellen, sondern insbesondere die mit dessen Auf-
lösung verbundenen Nachrichten ins klare zu bringen
und auf ihren richtigen Kern zu reduciren. Wir zweifeln
nicht, dass diess dem gelehrten Autor damit gelungen ist.
Eine Lücke in der bisherigen Landesgeschichte
wird durch den werthvollen Aufsatz des Dr. Th. Wiede-
mann: „Geschichte der Carthause Mauerbach“ bestens
ausgefüllt.
Von weiteren Aufsätzen seien noch erwähnt die
Besprechung einer Ansicht Wiens aus dem XVI. Jahr-
hundert, Mittheilungen über einige mittelalterliche Grab-
denkmale in Nieder-Osterreich und Camesina’s Ver
öffentlichung zweier Urbare des Stiftes Schotten aus den
J. 1376 und 1390, deren Interesse durch eine Fülle von
Noten, die Formation der Freiungu. s.w., wie auch durch
die Beigabe entsprechender Ansichten gesteigert wird.
Die Ausstattung durch Tafeln und Holzschnitte
steht an Gediegenheit und künstlerischem Wertlie den
früheren Bänden nicht nach.
An Tafeln finden wir beigegeben jene, wie schon er-
wähnt, den Glockentransport darstellend, ferner eine sehr
gute Ansicht der Ruine Liechtenstein von der Nordseite,
die sehr seltene Ansicht des nun fast ganz verschwun-
denen Tulner Frauenklosters nebst Grundriss der ganzen
Baulichkeiten, endlich die schon erwähnte Ansicht der
Stadt Wien von der Donauseite aus der Mitte des
XVI. Jahrhunderts, mit Zugrundelegung der Hirsch-
vogel’schen Ansicht von 1548, endlich die Ansicht des
Schottenklosters nach Vischer (1609) und der Partie,
welche die Freiung sammt den angränzenden Stadt-
theilen enthält, aus dem Hufnagl’schen Wiener Vogel-
perspectivplane.

Statut
für die
Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale.
Publicirt mit Erlass des Ministeriums für Cultus und Unterricht ddto. 21. Juli 1873 (R.-G.-Bl. 131).

Die Central-Commission für Erforschung und Erhal-
tung der Kunst- und historischen Denkmale ist berufen,
das Interesse für die Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale immer mehr zu be-
leben, die Thätigkeit der wissenschaftlichen Vereine
und Fachmänner der im Reichsrathe vertretenen König-
reiche und Länder hiefür rege zu erhalten und zu för-
dern, die Denkmale unserer Vorfahren und der einzel-
nen Volksstämme allgemein bekannt zu machen und
zur Ehre derselben vor Vernichtung und Verderbniss
zu bewahren.
§. 2.
Die Central-Commission untersteht dem Minister
für Cultus und Unterricht.

§. 3.
Die Central-Commission hat ihre Wirksamkeit auf
die folgenden Objecte zu erstrecken:
I. Objecte der prähistorischen Zeit und der antiken
Kunst (Monumente, Geräthe etc.).
II. Objecte der Architektur, Plastik, Malerei und der
zeichnenden Künste (kirchliche und profane) des
Mittelalters und der neueren Zeit bis zum Schlüsse
des 18. Jahrhunderts.
HI. Historische Denkmale verschiedener Art, von der
ältesten Zeit bis zum Schlüsse des 18. Jahr-
hunderts.
Hiernach zerfällt die Thätigkeit der Central-Com-
mission in ebenso viele Sectionen.

XVIII.

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