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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Pichler, Fritz: Das Landschafts-Zeughaus in Grätz
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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Sphragistische Beiträge zur Geschichte von Tyroler Geschlechtern
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0050

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Es ist begreiflich, dass nicht leicht ein Ereigniss
der Gegenwart vom archäologischen Publicum mit grös-
seren Bedauern zur Kenntniss genommen wurde, als
die beabsichtigte Auflösung des Grätzer Zeughauses, da
dieses eine Specialität bildet, di.e wahrscheinlich einzig
in ihrer Art dasteht, und kaum irgendwo ihres Gleichen
hat. Es ist das vollständig erhaltene Bild eines wirkli-
cnen Zeughauses, eines Waffen-Vorraths-Depots des
XVI. Jahrhunderts. An sich ist an den einzelnen Waf-
fenstücken kein besonderer Werth, allein die Masse
jeder Gattung, deren Integrität, die fast sämmtlich alten
Ständer und Böden, auf denen sie liegen, dazu die
düstere alterthümliche Localität, dies alles macht das
Ganze zu einem ergreifenden Bilde der Vergangenheit.
Man glaubt sich nahezu um drei Jahrhundert zurückver-
setzt und meint jeden Augenblick, es müsse ein Trupp
Lanzknechte hereintreten, um sich daselbst das nöthige
Rüstzeug zu holen.
Und einen solchen unvergleichlichen Schatz soll
die steirische Landeshauptstadt des Geldes wegen ver-
lieren; bedenkt man denn nicht, dass damit das Land
geschädigt und Grätz einer seiner werthvollsten Zierden

und Merkwürdigkeiten verlustig wird! Sind denn die
Stände der Steiermark in so grosser Verlegenheit, dass
sie einen ihrer kostbarsten Besitze losschlagen müssen!
Dass ein solcher Act im XIX. Jahrhundert geschehen
könne, ist kaum glaublich. Ist die Auflösung einmal
durchgeführt, so lässt sich nie mehr eine solche Samm-
lung herstellen. Damit, dass eine Auswahl der Waffen
dem Joanneum übergeben werden soll, damit ist nichts
geleistet, denn einmal aus dem Zusammenhänge geris-
sen, ist an den Objecten selbst nicht viel, und das Joan-
neum erhält eine nüchterne mittelmässige Waffensamm-
lung, die kaum beachtet werden wird.
Die k. k. Central-Commission hat die Nachricht
von diesem Beschlüsse mit Bedauern zur Kenntniss
genommen und es im Wege der Vorstellung versucht,
die Ausführung desselben zu verhindern, ja sogar den
Wunsch ausgesprochen, dass Sorge getragen werde,
dieses so überaus merkwürdige Zeughaus in seiner
Integrität und vor allem in seiner einzigen, ja poeti-
schen Localität zu belassen, nichts verschleppt, noch
von seinem Platze genommen und keine Renovirung (!)
der Localität vorgenommen werde.

Sphragistische Beiträge zur Geschichte von Tyroler Geschlechtern.
Von Dr. Arnold Luschin.
(Mit 10 Holzschnitten.)

Die Herausgabe eines Urkundenbuches für das
uralte Stift Innichen, mit der ich mich seit einigen Jahren
beschäftige, brachte nach und nach über 500 Original-
urkunden von der Ottonen Zeit bis 1460 in meine
Hände. Da dieselben fast sämmtlich den mittleren Theil
des Pusterthals betreffen und wohlerhaltene Siegel vor-
handen waren, so ergab sich reichlicher Stoff für genea-
logisch - sphragistische Arbeiten und die Anregung zu
nachfolgenden anspruchslosen Studien.
Die Hauptmasse der benützten Siegel undUrkunden
ist sonach dem Innichener Stifts-Archive entnommen
und dieses überall als Quelle zu betrachten, wo nicht
ein anderes Citat angegeben ist. Absolute Vollständig-
keit war natürlich nicht zu erreichen. Dagegen sind
die Urkunden - Sammlungen für Trient , Neustift und
Freising in der II. Abtheilung der Fontes rerum Austria-
carum Bd. I, V, XXXI, XXXIII-XXXV, Hormayr’s
verschiedene Schriften, Sinnacher’s Beiträge zur Ge-
schichte der bischöflichen Kirche von Säben und Brixen,
Staffler’s Tyrol, und die mir sonst zugänglichen Ar-
chive eingehend berücksichtigt, und selbst „Des tyroli-
schen Adlers immergrünendes Ehren - Kräntzel“ nicht
übergangen worden.
1. W e 1 s b e r g.
Die Familien-Tradition der noch blühenden Grafen
von Welsberg lässt den Ahnherrn ihres Geschlechts
aus Etrurien nach Rhätien flüchten und dort das Schloss
Faganio bei Chur erbauen. Um 1060 sei dann die Fami-
lie, weil der Rhein ihren Stammsitz unterwühlt hatte,
neuerdings ausgewandert, und habe sich in Tirol und
Friaul niedergelassen.
Ein Heinricus de Welfesperch erscheint nun aller-
dings schon in einer Tradition des Bischofs Hartmann
von Brixen (1142—1164) an das neugegründete Kloster

Neustift unter andern Tirolern als Zeuge. Dennoch muss
die von Kneschke in seinem Adelslexikon (IX, 523)
ausgesprochene Behauptung, dass Ruprecht von W. im
Jahre 1152 vom Görzer Grafen Albrecht mit dem
Grunde belehnt worden sei, auf welchem noch jetzt
Schloss und Dorf Welsberg stehen, als ungenau be-
zeichnet werden, weil die neuere Forschung einen
Görzer Grafen dieses Namens in jener Zeit nicht aner-
kennt. Wahrscheinlich ist es in der That, dass diese
Welsberger von Anbeginn Ministerialen der Görzer
Grafen waren, doch erscheinen Amelreich von Welsberg
um 1170 und Otto um 1195 auch im Gefolge der Mark-
grafen von Istrien und späteren Herzoge von Meranien
aus dem Hause Andechs, und zwar an mehr untergeord-
neten Plätzen i.
In der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts wusste
jedoch diese Familie zumal, im Pusterthale, zu grossem
Ansehen zu gelangen. 1210 besitzt ein Otto von Welfs-
perg (vielleicht identisch mit dem gerade erwähnten)
bereits Vasallen von solchem Ansehen, dass ihnen der
ehrende Titel „Herr“ beigelegt wird und eine Urkunde
von c. 1215 führt ihn unter den Zeugen unmittelbar
nach den Grafen Egno von Eppan und Meinhard .von
Görz auf. Die folgende Generation stieg noch höher.
Die Schlösser Welsberg und Heimfels auf bischöflich
Freisingischem Gebiete wurden erworben, und der
Besitz im Wege angemasster Vogtei über Innichen noch
zu erweitern gesucht. „Schon durch sieben Jahre“, klagt
1245 Papst Innocenz in einem Briefe an den Bischof
1 Das Urkundenbuch von Neustift (Fontes r. Aust. 11/34) führt S. 21
(c. 1155) Heinrich de Welfesperch, S. 51 (c. 1180) Fridreich und dessen Brüder
Kuprecht und Amelreich, und den Letztgenannten allein auch S. 57, zum Jahre
1184 an. — Sinnacher XII, S. 650 in einer Brixner Tradition c. 1170—74
Ruprecht und Amelreich von Welsberg. — Urk. 291 d. des steier. L. Arch.
c. 1195 nennt Otto de AVelfesberch als letzten Zeugen einer Handfeste, in
welcher H. Berthold von Andechs - Meranien dem Kloster Seiz die Vergabun-
gen seines Vaters bestätigt.
 
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