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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Ilg, Albert: Ein deutsches Schachzabelbuch des XIV. Jahrhunderts
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Benndorf, Otto; Hirschfeld, Otto: Vorläufiger Bericht über eine archäologische-epigraphische Reise in Dacien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0373

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328

die zweite Hälfte des Saeculums. Den rückwärts ge-
schnürten, bis zu den halben Schenkeln reichenden
Waffenrock (Lendner), den der Ritter trägt, führt die
genannte Chronik 1370 an, und um 1380 die kleinen,

konischen Hundskogeln als Kopfbedeckung, die Plat
ten und glatten Beingewan.de der Reisigen, die eben-
falls an dieser Figur wahrzunehmen sind.

Vorläufiger Bericht über eine archaeologiscli-epigraphische Beise in Dacien.

Im Auftrag der hohen Regierung wurde uns durch
Herrn Hofrath von Eitelberger die Aufgabe gestellt, die
Antikensammlungen, sowie die römischen Alterthümer
Siebenbürgens überhaupt zu untersuchen, und diese
Untersuchung, ihrem natürlichen Zusammenhänge ge-
mäss , über die heutigen Landesgränzen hinaus soweit
möglich auf alle in dem einstigen Umfange Daciens
noch vorhandenen bildlichen oder inschriftlichen Denk-
mäler der Römerzeit auszudehnen. Die Stellung dieser
Aufgabe schien geboten, da eine vollständige Bereisung
Daciens seit längerer Zeit nicht unternommen worden
ist und genügende Berichte über den Bestand privater
wie öffentlicher Sammlungen, auch nach den verdienst-
lichen Arbeiten siebenbürgischer Gelehrter, namentlich
Ackner’s und Müll er’s, vermisst werden. Ihre Aus-
führung im gegenwärtigen Augenblick aber wurde in
hohem Grade begünstigt durch das Erscheinen des
dritten Bandes des Corpus inscriptionum latinarum, in
welchem für antiquarische Erforschung jener Gegenden
und für wissenschaftliche Behandlung dacischer Alter-
thümer im weitesten Sinn des Worts durch Theodor
Mommsen zum erstenmal eine sichere Grundlage ge-
boten ist.
Wir haben unsere Reise am 4. August angetreten
und konnten sie trotz ungünstiger Umstände, welche
hauptsächlich durch die herrschende Cholera-Epidemie
hervorgerufen waren, ohne Unterbrechung bis zum 20.
September gemeinsam fortsetzen. An jenem Tage haben
wir uns in Bazias getrennt, da der Erstunterzeichnete
noch einmal nach Siebenbürgen zurückzukehren veran-
lasst war, um das Studium der Klausenburger Sammlung,
welches in Folge zufälliger Abwesenheit des Custoden
nicht vollständig hatte ermöglicht werden können, nach-
träglich wieder aufzunehmen.
Ein kurzer Aufenthalt in Pest musste genügen, um
von dem Inhalte des dortigen National-Museums eine
Vorstellung zu gewinnen. In einigen Sälen des obern
Stockwerks und in weiten unterirdischen Räumlich-
keiten bietet es, zum Theil nur vorläufig geordnet, eine
überraschende Menge römischer Denkmäler, über welche
ein von dem Vorstand des Münz- und Antikenkabinets
Dr. Florian Römer verfasster „illustrirter Führer“
(2. Auflage,_Budapest 1873) schon jetzt einen will-
kommenen Überblick gewährt. Vor kurzem sind von
Seiten der Pester Akademie die inschriftlichen Monu-
mente des Museums, nach Zeichnungen und mit Er-
läuterungen von Desjardins in einer selbständigen
prächtig ausgestatteten Publication herausgegeben
worden, welche freilich, nachdem die Texte in muster-
giltiger Weise von Mommsen publicirt sind, wesentlich
um der gegebenen Abbildungen willen benutzt werden
wird. Es wäre ungleich erwünschter und steht bei der
energischen Leitung, deren sich das ganze Institut von

Seiten Franz vonPulsky’s erfreut, wohl bald zu hoffen
dass ein ähnliches Unternehmen oder wenigstens ein
wissenschaftlich beschreibender Catalog für die übrigen
Gegenstände derselben Abtheilung zu Stande komme.
Einstweilen denkt man die besser erhaltenen Sculp-
turen zu photographiren, in richtiger Schätzung des
Werthes, welchen sie ungeachtet ihrer künstlerischen
Unvollkommenheit, die in dem durchgängig angewand-
ten rohen Kalkstein besonders auffällig wird, für ver-
gleichende Untersuchungen römischer Kunst und ihrer
verschiedenen Entwicklung in den Provinzen besitzen.
Eine Sarkophag-Vorderseite mit einer Darstellung der
Schleifung Hectors an den Stadtmauern von Troja, ein
fragmentirtes spätes Relief mit Medea, welche, das
Schwert noch ungezückt im Arm, zwischen ihren Kin-
dern steht, einige in Einzelheiten beschädigte Sarkopliag-
Composilionen mit seltenen mythologischen Gegen-
ständen (jMenelaos Helena verfolgend, vor einem Altar
auf welchem Eros steht — Mars zur schlafenden Rhea
Silvia herabschwebend — Theseus im Kampf mit Mino-
tauros — Theseus und Ariadne mit dem Knäuel vor dem
Eingang in’s Labyrinth), ferner mehrere symbolisch aus-
gezeichnete Verzierungen grosser Grabstelen — dies
und manches Andere gleichfalls Unbekannte, wird man
in jenen photographischen Aufnahmen erwarten dürfen,
welche demnach auch gegenständliches Interesse be-
anspruchen werden.
In Siebenbürgen war es unsere Absicht, zunächst
die nördlichen Theile zu bereisen, welche erst neuer-
dings in Folge gründlicher Durchforschungen Karl von
Torma’s zahlreiche und wichtige Inschriften geliefert
haben. Wir gaben jedoch diesen Plan auf, da nach
mündlichen Mittheilungen jenes Gelehrten auf eine
weitere Ausbeute im Norden vorläufig nicht zu hoffen
war, und gewannen dadurch in willkommener Weise
Zeit, um von Klausenburg ausgehend dem Westen und
Süden eingehendere Aufmerksamkeit zu schenken.
In K1 a u s e u b u r g ist es vor allem der einsichtigen
Thätigkeit Karl von Torma’s und dem regen Interesse
der Professoren Fi na ly und Karl Szabö zu danken,
dass für Sammlung und Erhaltung römischer Alter-
thümer ein vielversprechender Anfang gemacht worden
ist. So hat die Bibliothek des Vereins für siebenbür-
gische Landeskunde mehrere Folianten handschrift-
licher Aufzeichnungen erworben, welche Reinbold,
Andreas Fodor und Joseph Kemeny in früheren Zeiten
von siebenbürgischen Fundgegensländen genommen
haben. Sie bieten ein umfängliches Material von un-
gleichem Werthe, welches Mommsen für das Corpus
inscriptionum ausgenutzt hat, und welches auch archäo-
logisch verwerthen zu können — was auf der Reise
selbst nicht ausführbar war — noch zu wünschen bleibt,
obwohl nur an einen Auszug der Fundnotitzen und
 
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