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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Ilg, Albert: Ein Nürnberger Gobelin aus dem XV. Jahrhundert
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Lind, Karl: Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0142

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des Erlösers könnte vielleicht die Patronin der ersten
Gemahlin sein, der Habitus der Gestalt mit dem Kopf-
tuche erinnert an den Typus, unter welchem diese Hei-
lige, welche eine Witwe war, abgebildet wird. Weil
aber dann die zweite Gemahlin leer ausgehen würde,
und ferner wegen der Anrede des Spruchbandes: o
Kind, ich bitt’ dich! dürfte doch mit grösserer Wahr-
scheinlichkeit auf die Mutter des Heilandes zu schlies-
sen sein.
Die Weberei stand in Nürnberg bereits im XIV.
Jahrhundert in hohem Flor. Damals war ein besonderer
Stadttheil, vicus textorum, nach ihnen genannt. Zu An-
fang des XV. Jahrhunderts, berichtet Murr's Journal,
V. p. 76, gab es „Weibsleute, die nicht allein im
Seidensticken, sondern auch im Teppichmachen sehr
fleissig und geschickt waren. Sie sassen mit ihrer Tep-
picharbeit den ganzen Tag auf St. Michaelschörlein in
St. Sebald’s Kirche, verrichteten daselbst ihr Gebet, und
hielten auch da ihre Mittagmahlzeit.“ Bader, Beiträge
zur Kunstgeschichte Nürnberg’s (2. Keihe, p. 7, Note)
berichtet, dass die Teppichwirkerei in genannter
Stadt inner- und ausserhalb der Klöster viel geübt
wurde; der Rath pflegte mit Erzeugnissen dieser Indu-
strie besonders fremden Fürsten Ehrengeschenke zu
machen. In der ersten Abtheilung desselben Werkes
finden wir unter den Inventar-Stücken der Marienkirche
auch acht alte gewirkte Altartücher angeführt, von
denen eines das Wappen der Geuder trug (pag. 86).

R e 11 b e r g (Nürnberg’s Kunstgeschichte) bringt pag. 45
die Abbildung von mehreren Figuren aus einem Teppich
der Lorenzkirche, welcher die Apostel, von Spruchbän-
dern umgeben, darstellt. Die Zeichnung der Gestalten
aus diesem um 1375 entstandenen Werke erinnert in
ihrer harten und spitzen Manier vielfach an den Styl
des vorliegenden, desgleichen die Anordnung der Zet-
tel mit den Inschriften. Spätere Arbeiten dieser Indu-
strie, wie der Teppich der Sebalduskirche mit Darstel-
lung der Geburt Christi und vier Heilige, ferner aus
der Zeit Dürer’s der schöne, mit einem Künstlerzeichen
versehene Teppich in der Sacristei der Lorenzkirche,
auf dem St. Lorenz, Stephans, Christus am Kreuze,
St. Heinrich, Kunigunde, Eligius und Leonhard vorge-
stellt sind, finden sich angeführt in demselben Buche,
pag. 67 und 137, mit Abbildung. In jener Periode war
ein Meister aus Arras in der Stadt Nürnberg ansässig
und mit derartigen Arbeiten beschäftigt.
Was den malerischen Styl des Teppiches betrifft,
so dürfte diesbezüglich wohl an einen auswärtigen Ein-
fluss gedacht werden, denn von jener charakteristischen
Gedrungenheit der Figuren, welche wir in Nürnberg’-
schen Werken, vom Imhof sehen Altarwerk und der
Tucher’schen Tafel bis in Dürer’s Periode wahrnehmen,
ist hier nichts zu bemerken, vielmehr zeichnen sich die
Gestalten an dem Gobelin des Museums sowie an jenem
Apostelteppiche der Lorenzkirche durch Magerkeit und
Schlankheit ans.

Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik.
Von Dr. Karl Lind.
(Mit 4 Holzschnitten.)

In Figur 1 geben wir die Abbildung des Convents-
Siegels des von König Rudolf von Habsburg am 31.
August 1280 gestifteten und unter Kaiser Josef II. auf-
gehobenen Dominicanerinnen - Klosters zum heiligen
Kreuz in Tuln. Es ist spitzoval, hat eine Höhe von 2"
16"' und eine Breite von 1" 8'". Im Bildfelde sieht man
zu unterst unter einem Kleeblattbogen,welcher einen
Spitzgiebel trägt, das Brustbild einer betenden Nonne.
In dem eigentlichen Bildfelde ist der englische Gruss
dargestellt; rechts steht der Engel Gabriel, geflügelt
mit Mantel und Tunica angethan, das gelockte Haupt
nimbirt und die Rechte segnend erhöhen, links die
heilige Maria mit dem Nimbus um das geschleierte
Haupt in langem Kleide und weitem Mantel, sie hält
ein Buch in den Händen. Zwischen beiden Figuren
schwebt ein sechseckiger Stern; ein Kleeblattbogen,
der sich der inneren Schriftlinie anschliesst, über-
wölbt das Siegelbild. Die in Lapidaren ausgeführte und
innerhalb des mit Perlenlinien begrenzten Schriftrahmens
befindliche Inschrift lautet: S. Covetus sororum ordinis
predi in Tulna. Zwischen Anfang und Ende der Legende
befindet sich eine dem Ranken werke ähnliche Ver-
zierung. Das Siegel gehört unzweifelhaft dem XIII.
Jahrhundert an, dürfte somit das aus der Zeit der Stif-
tung des Klosters herrührende sein.
Smitmer fand das Siegel in rothem Wachs in
einer Urkunde vom Jahre 1436, dto. Samstag nach

Sand Andreas, in welcher Schwester Katharina von
Mulnliaym, Priorin, und der Convent zu Tuln bezeugen,
mit Frau Elisabeth Schathawerin Maysterin und dem
Convent zu S. Jacob in Wien in geistige Gemeinschaft
(Peswistreitschafft) getreten zu sein, BeiHanthaler (Fast.


IG*
 
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