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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Atz, Karl: Die alten Wandgemälde in der Chapelle der Bergruine Hoch-Eppan
DOI Artikel:
Gradt, Johann: Die ewige Lichtsäule von Wels
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0320

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Die alten Wandgemälde in der Capelle der Burgruine Hoch-Eppan.
Von Karl Atz.

Diese Capelle, freistehend erbaut auf der Südseite
des Felsenkegels, worauf die alte Veste lag, wurde
1131 zu Ehren der hl. Katharina vom Trienter Bischof
Altman geweiht. Sie bildet ein Viereck, das aussen
30' 8" lang und 15' 6" breit ist, die Dicke der Mauer
beträgt 2' 9". Auf der Ostseite springt eine auf einem
Kragstein ruhende Apsis vor. Tritt man durch den
höchst einfachen ärmlichen Eingang (in Vierecksform)
in das Innere, so bemerktman noch zweiNeben-Absiden,
welche ebenfalls wie erstere gewölbt sind, aber nicht
über die Mauerfiucht vorspringen. Jede Abside ist durch
ein schmales Fenster erleuchtet: zwei andere Fenster,
ein wenig grösser, sind auf der Südseite angebracht,
jenes auf der Westseite dürfte einer späteren Zeit an-
geboren, da es nicht ausgeschrägte Gewände, noch
den halbkreisförmigen Abschluss wie erstere zeigt.
Uber das ganze Schiff breitete sich einst eine flache
Oberdecke von Holz aus, jetzt ist sie theilweise zerstört,
überhaupt hat das Ganze stark gelitten, da man es der-
zeit als Scheune benützt. Allgemeines Interesse erregen
die Wandgemälde, welche aussen (auf der Nordseite)
und innen zu sehen sind; sie dürften bald nach der Ein-
weihung der Capelle entstanden sein, denn für dieses
hohe Alter sprechen ihre"Formen und ihre Ausführung;
es begegnen uns hagere lange Gestalten , in fast contur-
artiger Behandlung. Alle ornamentalen Einzelntheile
sind durchaus im streng romanischen Style gehalten,
dem auch die Farbentöne genau entsprechen. Aussen,
über dem Eingänge sieht man Christum am Kreuze mit
Maria und Johannes, Longinus mit der Lanze und eine
fünfte Figur, in enganliegendem Gewände, die beiden
Arme in die Seite stemmend und voll Verwunderung auf
den Gekreuzigten hinschauend, was etwa an ihm noch
geschehen wird; oben Sonne undMond. Die Umrahmung
der ganzen Darstellung bilden zwei Säulen, welche einen
Rundbogenfries tragen. Weiter rechts ist Christoph ge-
malt; sein Oberkleid besteht aus einem mit Kreisen und
Quadraten gemusterten Stoffe, was sich eigenthündich
ausnimmt. Zur linken Seite vom Eingänge begegnen
wir einer Hirschjagd, die nur mehr theilweise sichtbar
ist; ein noch sichtbarer Jäger bläst ins Horn. Der ver-

folgte Hirsch ist gut gezeichnet. Diese Darstellung ist
zweifelsohne sinnbildlich zu nehmen, nämlich als die in
diesem Leben von den Feinden stets verfolgte mensch-
liche Seele, deren Sinnbild bekanntlich der Hirsch ist.
Innen und zwar am Gewölbe der Haupt- und Mittel-
Apsis erscheint die Himmelskönigin sitzend mit dem
segnenden Jesuskinde, rechts und links je ein knieender
Engel, der eine Kugel mit der durch das Oberkleid ver-
hüllten Hand trägt. Die Kugel bedeutet wohl die Welt,
welche durch Christus ihr Heil finden soll, und zwar die
Doppelzahl der Kugel die stets in zwei Theile gespaltene
Menschheit, in Gute und Böse. Denen entsprechend
sind nun etwas tiefer, rechts und links vom Fenster die
klugen und thöriehten Jungfrauen dargestellt, je drei
beisammen. Die zur Rechten liegende oder südliche
Neben-Apsis zeigt oben Christus und in den Gewänden
des Fensters Petrus und Paulus, von denen ersterer die
Schlüssel, letzterer eine Rolle vom Gottessohne erhält.
In der nördlichen Neben-Apside (die Capelle ist geostet)
erscheint oben das Lamm Gottes und darunter die bei-
den Johannes, der Täufer und der Evangelist. Interessant
ist auch am ersteren die stylisirte Fellbekleidung. Die
Ränder jeder Apsis fasst ein schönes Laubwerk ein.
Die über alle drei Apsiden noch höher, bis zur ebenen
Oberdecke reichende Wand war ebenfalls mit einer
Reihe von thronenden Figuren geschmückt, aber wegen
Schmutz und zu grosser Dunkelheit des Raumes sind
sie nicht leicht erkennbar, wir vermuthen, dass Chri-
stus mit den zwölf Aposteln dargestelit gewesen sein
möchte.
Auf der Südwand sind noch der englische Gruss
und Maria Heimsuchung gut sichtbar. Die Gewände der
zwei Fenster auf dieser Seite schmückt ein kräftiges
Ornament ; es besteht aus rothen dreiblättrigen Blumen
mit weisserEinfassung, in je einem quadratischen Felde
liegend, das von gelben Blättern mit schwarzer Contour
gebildet wird. Die übrigen Wandflächen sehen heute
ziemlich roh aus, ob und wie sie einst geschmückt
waren, lässt sich daher nicht mehr leicht bestimmen,
aber zu wünschen wäre, wenn diese Capelle besser ge-
schont und nicht zu einer Scheune missbraucht würde.

Die ewige Liclitsäule von Wels.
Von Joh. Gradt.
(Mit 1 Holzschnitt.)

Ungefähr acht Jahre vor dem in Wels erfolgten
Tode des letzten deutschen Ritters, des römischen Kai-
sers Maximilian, thaten die drei Zünfte der Fisch-,
Floss- und Schiffbaumeister der Stadt Wels das Gelübde,
zu ihrem eigenen und zum Seelenheile ihrer bereits ver-
storbenen und noch am Leben befindlichen Zunftgenossen,
die in ihrem Beruf so oft der Gefahr des plötzlichen
Todes ausgesetzt sind, eine Lichtsäule auf dem Fried-
hofe zu errichten, welches fromme Vorhaben im Jahre

1511 zur Tliat geworden war. Die ewige Lichtsäule,
wovon Fig. 1 eine Ansicht gibt, steht inmitten des in
beträchtlicher Entfernung der Stadt Wels und seiner
Vorstädte angelegten Friedhofes. Diese hat nebst dem
architektonischen Interesse auch insoferne eine local-
geschichtliche Bedeutung, als dadurch der Beweis
vorliegt, dass zur Zeit ihrer Aufrichtung entgegen dem
allgemein üblichen Herkommen die Verstorbenen nicht
mehr in dem um die Stadtpfarrkirche gelegenen Fried-
 
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