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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Archäologische Reise-Notizen, [1]
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Lind, Karl: Mittelalterliche Grabdenkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0138

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119

mit dem Glockenhaus und der Uhr, der achteckige Auf-
bau und die Pyramide wurden erst in diesem Jahrhun-
dert aufgeführt.
Die jetzige Thurmthür wurde offenbar nachträg-
lich in die Quadermauer gebrochen , sie zeigt spät-
gothische Formen
Von Einzelnheiten der Einrichtungen der Kirche
sind als beachtenswerth zu erwähnen:
Der Taufstein, er gehört dem Beginnen des XVI.
Jahrhunderts an und hat den spät-gothischen Character.Er
-St achtseitig, dürfte jedoch früher höher gewesen sein,
Auch an der Aussenseite
der Kirche findet sich unter
den zahlreichen Monumenten
manches Relief, wie ein Ecce
homo (Fig. 22), daseinerauf-
merksamen Beobachtung wür-
dig ist.
Unter dem Musikchor
steht an der Wand ein grosses
Stein-Relief, unzweifelhaft ur-
sprünglich das Tympanon
eines Portals (Fig. 23). Wenn
auch roh gearbeitet, erregt
die Darstellung und das Co-
stitme der Figuren einige Auf-
merksamkeit. Wir sehen zwei
Darstellungen auf dem Bilde
vereint; den oberen Theil
nimmt Maria umgeben von
Engeln ein, sie ist als die
Schützerin der um sie gruppir-
ten Menschen dargestellt.
Darunter die Anbetung des
Christkindleins durch die drei
Könige. Maria, die das Kind
am Schoosse stehend hält,
und die Könige tragen hohe
Lilienkronen. Die beiden Eck-
Figuren , davon die rechts
einen Ritter darstellt, und die
links situirte Figur mit einer
Tasche und einem thurmartigen Gefässe in der Hand, sind
stark beschädigt; sie zu entziffern ist mir nicht gelungen.
Von Eisenarbeiten erscheint erwähnenswertli das
hübsche Schlossblech sammt Klopfer an der Sacristei-
thür und das aus zwei Theilen bestehende Abschluss-
g’itter einer Seitencapelle; die Bekrönung (Fig. 24)
des einen Theiles ist mit aus Blech geschnittenen Rosen,
Disteln, Lilien, Eicheln geziert und, wie die Reste er-

es scheint der eigentliche Fuss oder doch der Aufsatz,
auf dem er stand, verloren gegangen zu sein. Die Ecken
sind mit Fialen, die Flächen des Kessels mit geschweif-
ten Wimbergen und die Felder darunter mit Brust-
bildern von Heiligenfiguren geschmückt, die Felder am
Reste des Fusses mit tartschenförmigen Schildern besetzt.
Ein schönes Werk ist der unbeachtet bei Seite ge-
schobene Betstuhl, der die Jahreszahl 1464 trägt und
virtuos ausgeführte Schnitzereien enthält. Die Wangen-
stücke zeigen Samson, der den Löwen tödtet und einen
Steinbock, der Trauben stielt (Fig. 21).

kennen lassen, einst bemalt und stellenweise vergoldet
gewesen und dürfte dem XVI. Jahrhundert angehören. Die
Bekrönung des zweiten Theiles besteht aus schnecken-
förmig gewundenen Eisenstäben mit grossen Blättern
und Trauben aus Eisenblech.
Einen besondern Schmuck der Kirche bilden die
vielen Grabsteine, deren wir einige sowie die Kanzel
in der Folge betrachten wollen.


Fig. 23.

Mittelalterliche Grabdenkmale.
Von Dr. Karl Lind.
(Mit 2 Holzschnitten.)

Das Capitelhaus des altehrwürdigen Stiftes Heili-
■genkreuz ist mit Ausnahme des Kreuzganges zu Kloster-
neuburg die einzige noch erhalten gebliebene, aber
wahrscheinlich auch die meisten Sprossen im ewigen
Schlaf vereinigende Ruhestätte des für Österreich’s Ge-
schichte so wichtigen Fürstenhauses der Babenberger.
Zahlreiche in ihrer ursprünglichen Form belassene
Monumente erinnern uns an die einzelnen Mitglieder

dieses Heldenstammes. Ich will von dem leider arg
beschädigten, einst figurengeschmückten Grabmale des
streitbaren Friedrich, des letzten männlichen Descen-
denten dieses Herrschergeschlechtes, absehen und dafür
die übrigen Monumente etwas genauer ins Auge fassen
und deren etliche beispielsweise in Abbildung bringen.
Dieselben haben jeneschlichteFormimdAusstattung,
die wir an den Grabdenkmalen aus dem XII. und Anfang
 
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