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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

DOI Artikel:
Fronner, Karl: Kirchliche Baudenkmale in Ober-Österreich, [2]
DOI Artikel:
Lind, Karl: Passau, 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0106

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halben Achteck abgeschlossen und mit einem reichen
Netzgewölbe überdeckt, dessen Rippen auf runden
Halbsäulen ruhen. Der Musikchor ist von Holz, doch
sieht man Anfänge eines steinernen Aufbaues, der nicht
zur Vollendung gelangte, die Fenster sind leider
stark modernisirt. (Fig. 6.) Der Thurm gehört in seinem
Aufbau der Neuzeit an. In der Kirche haben sich Reste
eines Flügelaltars erhalten, der durch seine Übergangs-
formen von der Gothik zur Renaissance einigermassen
interessant ist.

byterium und dem links davon angebauten Thurme.
Die Pfeiler ruhen auf rundem Sockel, sind achteckig,
30 Zoll stark und zwischen den Kanten vertieft, an
den Wänden steigen Halbsäulen empor und tragen die
Rippen der vollkommen erhaltenen Gewölbe der Sei-
tenschiffe, deren rechtes 15 Fuss, das linke 13 Fuss
breit ist. Die Überwölbung des Mittelschiffes wurde im
Jahre 1825 in Folge der Beseitigung des alten Gewöl-
bes in sehr ungenügender Weise hergestellt. Das Pres-
byterium ist 39 Fuss lang und 24 Fuss breit, mit dem

Fass a u.
Von Dr. Karl Lind.

III.
Die dem schmalen rechten Innufer entlang ange-
legte Innstadt, auf deren dahinter gelegenen Anhöhen
sich wahrscheinlich schon zu Römerzeiten jene bewohnte
Ansiedlung befand, die in des heil. Severin Lebens-
beschreibung von Eugippius als Bojotro genannt wird,,
enthält nur wenig Denkmale, die auf eine ältere Zeit
zurückreichen. Die zunächst der Brücke stehende, der
heil. Gertraud gewidmete Kirche dürfte hinsichtlich
ihrer Entstehung den ersten Jahren des XIV. Jahrhun-
derts angehören, doch stammt das jetzige Gebäude aus
dem XIX. Jahrhundert, da starke Brände in den Jahren
1814 und 1815 das frühere gänzlich zerstörten. Leider
gingen mit der früheren Kirche auch viele merkwürdige
Monumente zu Grunde.
Das für den Alterthumsforscher bedeutendste Bau-
werk der Innstadt ist die amFriedhofe gelegene St. Se-
verins-Kirche. Esisteigentlnimlich,wie wenig Kirchen
der Gegenden, in denen Severinus seines heiligen Amtes
XVIII.

waltete, das Andenken an diesen heiligen Sendboten
des christlichen Glaubens dadurch, dass sie demselben
geweiht sind, erhalten. So z. B. dürften sich in Nieder-
Oesterreich kaum mehr als zwei solche Kirchen finden.
Wenn auch die ältesten Nachrichten über diese
Kirche nur der Mitte des XII. Jahrhunderts angehören,
zu welcher Zeit sie schon als Pfarrkirche erscheint, so
ist doch kein Zweifel, dass sie schon früher bestand,
ja dass schon in den ältesten Zeiten zu dieses Heiligen
Andenken hier eine Capelle stand.
Die gegenwärtige Kirche ^dürfte in ihrem älteren
Theile in das XII. Jahrhundert zurückreichen. Es ist
dies das Schiff, das nahezu ein Quadrat bildet und flach
überdeckt ist; leider entbehrt der romanische Theil
innen und aussen jedes charakteristichen Details; Portal
und Fenster wurden bei der im Jahre 1854 vorgenom-
menen, übrigens sehr lobenswerthen Restauration hen*
gestellt und letztere dem gegenwärtigen Bedürfnisse
entsprechend erweitert. Wenn bei dieser, sowie bei
allen in Passau vorgenommenen Kirchen-Restaurationen
12
 
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