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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Ältere Grabmale in Nieder-Österreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0058

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eingemeiselten Umschrift des ersteren bezeichnten Jahr
stammen mag. Die Ruhestätte der Familie Ha gen au er
war nämlich ursprünglich in oder zunächst der Peters-
kirche ausser Böheimkirchen, welche wahrscheinlich
von der Familie Hagenau er erbaut wurde i. Zur Zeit,
als ein Mitglied dieser Familie, nämlich Otto von Hage-
nau, Canonicus im Stifte St. Pölten war, wurde die
Hagenauer’sclie Familiengruft nach St. Pölten verlegt
und Otto bestimmte den Stein, der laut seiner Umschrift
„in agro“ gefunden wurde, zum Abschluss der neuen
Ruhestätte. Unter dem Probste des Stiftes St. Pölten
Johann Fünfleuthner (um die Mitte des XVII. Jahr-
hunderts) wurde das Monument in den Kreuzgang an
die jetzige Stelle und zwar in diese hinsichtlich der ein-
zelnen Theile nicht zusammenstimmende Aufstellung
gebracht.
Die untere 6 Fuss 8 Zoll hohe Platte dieser in die
Mauer des Kreuzganges eingelassenen Tumba zeigt in
dem vertieften von einem schmalen Schriftrande um-
rahmten Mittelfelde Christum am Kreuze. An den Enden
der Kreuzbalken befinden sich die Köpfe der Symbole
der vier Evangelisten und zwar oben des Adlers und
unten des Engels, rechts des Rinds und links des Löwen,
jeder Kopf mit einem Spruchbande, darauf der Name
des symbolisirten Evangelisten. Neben dem Kreuze
stehen die heil. Maria mit auf der Brust gekreuzten
Armen und der heil. Johannes, ein Buch haltend. In
der Höhe oberhalb des Kreuzes schweben auf Wolken
betende Engel mit gefalteten Händen. Die Umschrift mit
Majuskeln des XIY. Jahrhunderts geschrieben, lautet:
„Anno, domini . m.c.c.c.xxxvii | (rechter Rand, die
Buchstaben gegen die Innenseite gewendet) Otto . de .
Hagenav . canonic . reg f aris f apidem liunc | (linker
Rand die Buchstaben nach aussen gerichtet) in agro .
svorvm . parentvm . receptv . transtvlit | (unterer Rand
die Buchstaben nach abwärts gerichtet) super . tvmbam
ip . orvm.u
Die meisten Theile dieses Steines sind bemalt,
doch ist die Farbe bereits grösstentheils gebleicht. Die
Figuren sind zwar von lebendigem Ausdruck, doch lang
und hager, die langen Gewänder in gezogene Falten
gelegt.
Der kleinere, über dem eben beschriebenen auf-
gestellte Stein hat eine Höhe von 2 Fuss 9 Zoll, ist mit
einem breiten Rahmen umgeben, worauf mit schwarz
bemalten Majuskeln folgende Inschrift angebracht ist:
„f Augstine pie nos | duc ad agalma Sophiae f XPI colis
grats | sit sacer Ypolitus“. Innerhalb des Rahmens be-
finden sich die Brustbilder des heil. Augustin und Hip-
polyt, welche beiden Heiligen die Familie der Hage-
nauer, wie aus der Randschrift erhellet, als Fürbitter
erwählt hatte. Der heil. Hippolyt ist mit einem grün und
violetten Gewände angethan, hat einen tellerförmigen
Nimbus and hält in der rechten Hand einen Spitzschild,
darauf der Buchstabe Y, die linke ruht auf der Brust.
Der heil. Augustin ist in weites geknüpftes und roth

1 Dieses dem heil. Petrus geweihte Kirchlein, eine Viertelstunde von
Böheimkirchen nächst der Gemeinde Ausser-Kasten gelegen und Filiale der
Pfarrkirche von Böheimkirchen, ist ein noch heachtenswerthes Gebäude roma-
nischen Styles. Der gegen AVesten situirte Thurm neigt sich schief, das Schin-
deldach ist vom AAretter zerfressen, an den plumpen Thurmbau mit seinen
rundbogigen schmalen Schalllöchern stösst das etwas breitere Schilf der
Kirche. Gegen Osten endet der Bau mit einfacher Concha, an der Südseite
befindet sich ein Fenster mit schmuckloser Trennungssäule, durch die sich
das getheilte Fenster in sanftem Spitzbogen abschliesst. Das einfache und fast
unbeachtet gebliebene Bauwerk mag noch dem XII. Jahrhundert angehören.
(S. Berichte und Mittheil. d. Wiener Alterth. Vereines XIII. p. 59.)


Fig. 1.

bemaltes Gewand mit offenen Ärmeln gehüllt, trägt um
den Hals das Pallium, auf dem Haupte eine niedrige
Mitra , golden und blau bemalt, die Rechte ist zum
Segnen erhoben, die Linke stützt sich auf das Evan-
gelium. Zwischen diesen beiden Figuren ist das Hagen-
auer’sche Familienwappen, ein abgedorrter Baum ange-
bracht. Den Schild überdeckt ein mit einem rothen
Kreuz bezeichneter Stechhelm mit Büffelhörnern, zuge-
spitzten Ohren und rother Helmdecke. (Fig. 1.)
Kurz besprochen wird dieses Grabmal im Jahrbuch
der k. k. Centr. Comm. II. 122, in den Mittheilungen
 
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