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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Henszlmann, Imre: Die altchristliche Grabkammer in Fünfkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0099

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von Ftinfkircben gemalt sind: die Geschichte des Pro-
pheten Jonas, die Pfaue und Tauben; es fehlen aber
in den fünf Kammern: Noah, die drei Jünglinge oder
Magier, die beiden Apostel und die Porträt-Medaillons.
Dagegen finden sich die hier als in den Kammern
fehlend aufgezählten Gegenstände unzähligemal wieder-
holt auf den Sarkophagen und Glasschalen; auf ersteren
kommen auch Porträt-Medaillons sehr häufig vor und
die beiden Apostel sind in Brustbildern und ganzer Figur
mehr als sechzigmal auf den von Garucci publicirten
Glasschalen dargestellt, auch ist auf letzteren Noah und
Jonas nicht selten und kommt das Monogramm gleich-
falls vor.
Da die Calixtus’schen fünf Kammern Anfangs des
III. Jahrhundert oder vielleicht noch Ende des II. aus-
getieft wurden und ihr kaum viel späterer Bildercyclus
von dem in Fünfkirchen abweicht; kann man beide
nicht für gleichzeitig halten, ja weil der Cyclus in Fünf-
kirchen mehr mit jenem der Sarkophage und Glasscha-
len stimmt, deren massenhafte Erscheinung man ins
IV. Jahrhundert setzt, ist es natürlich, auch die
Anfertigung der Fünfkirchner Wandbilder in dieses
Jahrhundert zu stellen. Doch dürfen wir sie in diesem
nicht zu weit herabrücken, wogegen ihr relativ grösserer
Kunstwerth und .der Anklang an manches antike Motiv,
manche antike Überlieferung spricht.
Eben so verbietet ihre Einstellung in eine spätere
Zeit das zweimalige Erscheinen des Constantin’schen
Monogrammes. Wir haben gesehen, dass nach Rossi’s
allerer Ansicht dies Monogramm als in der Zeit Con-
stantin’s entstanden anzunehmen wäre; da aber Rossi
durch mehrfache neuere Entdeckungen diese Meinung
später modificirte, doch immer noch nicht derart än-
derte, dass er das Erscheinen des Monogramms in vor-
constautinischer Zeit als mehr denn eine seltene Aus-
nahme ansehen würde, hat unsere Ansicht noch immer
an der Zeit dieses Kaisers festzuhalten, zumal Rossi
selbst die Ausnahmen zumeist in den gallischen Pro-
vinzen nachweist, und weder in Rom noch in solchen Pro-
vinzen findet, die mit Rom im engsten Verkehre standen.
Nun war aber Pannonien eine Provinz letzterer Art,
weshalb, wie Rossi für die römischen Monogramme,
thut, auch wir für unsere etwa das vierte Jahrzehend
des IV. Jahrhunderts annehmen können, v o n 330 u n g e-
fähr bis 340. Mit dieser Annahme glauben wir der Zeit-
bestimmung am nächsten zu treten, und es wird sich
auch kaum ein Detail finden, welches mit derselben im
‘ Widerspruch stände.
Schlussübersicht.

dass er ein guter Katholik ist, nirgends dergleichen
andeutet); die Mittel sind ferner die Symbolisirung der
Kirche und der Verehrung des Namens Christi, als
Zeugen für den Glauben, endlich die Andeutung der
Auferstehung und des ewigen seligen Lebens in der
Anschauung des Höchsten.
Wir haben gesehen, dass die Sündfluth die Taufe,
die Arche Noah’s die Kirche, die Taube mit dem Öl-
zweig, diesem Zeichen des Friedens, die Versöhnung
der Menschheit mit Gott bedeutet, der diese auch durch
den Regenbogen kund that. In Noah ist demnach der
Priester, in seiner Familie sind die Heiden, die soge-
nannten Gentes zu sehen, welche durch den Eintritt in
die Kirche, durch den Glauben aus den Fluthen der
Weltlichkeit gerettet werden; und in ihnen auch ihre
Nachkommenschaft, die Menschenwelt. Es wäre also
eigentlich schon dies einzige Bild genügend, den bibli-
schen Satz zu symbolisiren; wenigstens geben die ver-
schiedenen Kirchenschriftsteller zusammengenommen
der Geschichte Noah’s eine so weite, und indem sie die
Rettung aus den Fluthen mit der Auferstehung in Paral-
lele stellen , eine noch weiter ausgedehnte Bedeutung.
Irre ich in meiner Vermuthung, der gemäss die
drei schreitenden männlichen Gestalten für die drei
babylonischen Jünglinge der Schrift zu nehmen sind
und haben wir sie als die drei Magier anzusehen, und
im Mittelbilde die Darstellung der Jungfrau mit dem
Kinde zu suchen: kann auch diese Darstellung, neben
ihrem historischen Werthe, gleichfalls symbolisch ge-
deutet werden, nämlich auf die Aufnahme der Heiden
in die Kirche; die Heiden wären sodann durch die
Magier repräsentirt, was gleichfalls auf urchristlicher
Erklärung fussen würde.
Ich habe auf dem Mittelbilde der entgegengesetz-
ten Seite die Darstellung des Abendmales, der Eucha-
ristie, gesucht, und hiezu glaube ich sowohl durch die
Bilder der fünf Calixtus’schen als der Alexandrinischen
Kammer berechtigt zu sein, um so mehr da letztere,
nach Rossi, gleichfalls demIV. Jahrhundert angehört.
In den ältesten Cömeterienbildern gilt Jonas als
Vorbild des Auferstandenen, neben demselben Lazarus,
seltener Daniel, am seltensten als Sinnbild der Aufer-
stehung das Opfer Abraham’s; die beiden letzteren sind
mehr auf den Sarkophagen gebräuchlich. Man hat nun
als Seitenstück zu Jonas eines der drei letzteren Sinn-
bilder zu wählen, gleichviel welches, da wir uns ja
bereits im IV. Jahrhundert befinden.
In der Mitte dieses die Taufe, Eucharistie, Kirche
und Auferstehung andeutenden Bildercyclus weisen die
beiden Apostelfürsten auf das Constantin’sclie Mono-
gramm, den Namen des Erlösers hin: „in hoc signo“.
Es ist dies der Glaube, der vom Christen peremptori-
scher gefordert wird, als Muhamed oder ein anderer
Religionsstifter den blinden Glauben forderte. Bei Ter-
tulian heisst es sogar: „credo quia absurdum“.
Und nun blicken wir zum Monogramme des Schluss-
steines empor: „sursum corda“. Es steht hier als Zei-
chen des endlichen ewig fortdauernden Sieges, auf
einem Blumenfelde, inmitten vom Symbole der Unsterb-
lichkeit, den Pfauen, zum Tröste der hier Begrabenen
inmitten ihrer Porträt-Medaillons und der ihre reinen
Seelen anzeigenden weissen und schuldlosen Tauben.
So wäre denn auch hier, mit Rossi zu reden, das
grosse Epos der Christenheit zum Ausdruck gebracht,

Es wurde am Anfang ausgesprochen, dass unsere
Wandbilder figürlich den biblischen Satz ausdrücken:
„Wer glaubt und sich taufen lässt, wird selig werden“.
(Die Antithese: „wer aber nicht glaubt, wird verur-
theilt werden“ ist als negativer Ausdruck nicht berück-
sichtigt.)
Die Mittel, diesen Satz in symbolischen Bildern
zur Anschauung zu bringen sind: die Versinnlichung
der Taufe und der Eucharistie, dieser beiden ältesten
christlichen Sacramente (von den übrigen fünf der
katholischen Kirche ist noch keine Spur vorhanden,
wie eine solche auch in den fünf Calixtus’schen Kam-
mern nicht Vorkommen kann und Ros si, trotzdem
 
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