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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Inländisches Glasgemälde mit Bildnissen von Mitgliedern des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0144

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m —

Albrecht II. (geboren 1289, Sohn Kaiser Albert I.,
f 1358). Er ist gegen links gewendet , auf das rechte
Knie niedergelassen dargestellt, entblössten Hauptes,
die unbedeckten Hände zum Gebet hoch emporge-
hoben, den Blick aufwärts gerichtet, das Antlitz jugend-
lich, mit kurzem Kinn- und Schnurbart, massig langem,
gelockten Haar. Er trägt über einem dunkelgrünen
Ünterkleide- das bis an die Knie reichende, mit langen
Ärmeln versehene Panzerhemd, dessen Hinge durch
Streifen getrennt erscheinen, über diesem einen nach
rückwärts sichtbaren Lederkoller und den ärmellosen,
an der Seite zusammengehefteten Waffenrock, der in
seinen Farben den österreichischen Bindenschild dar-
steilt, nämlich oben und unten scharlachroth und in
der Mitte der breite weisse Querstreifen. Die Beine
sind mit lichten Panzerzeug umkleidet, die Knie durch
Eisenbuckel mit vergoldeten blätterartigen Bändern
geschützt, die Schienbeinstreifen mit violetten gepress-
tem Leder, die am Bande gross ausgezackt und rück-
wärts viermal zusammengenästelt sind, die Schuhe aus
gleichem Lederzeug, die Sporen langhalsig, mit Bäd-
chen. An der linken Seite trägt er das Schwert, an der
rechten den Gnadendolch ingothisch verzierter Scheide.
Der Kübel-Helm hängt am Blicken , ist mit einem Seh-
schnitt versehen, die Helmdecke ist roth mit weissen
Futter, das Zinnier bildet der aus einer Krone heraus-
wachsende Pfauenfederbusch 1 (Vor dem Herzoge knien
zwei seiner Söhne die beiden ältesten Budolph IV. und
Friedrich III). im kleinen Massstabe dargestellt, eben-
falls mit hoch erhobenen Händen, ebenfalls mit Panzer-
hemd sammt Kragen und ärmellosen, die österreichischen
Farben zeigenden Waffenrocke, in Panzerhosen und
Schuhen, das Haupt mit dem Basinet bedeckt, doch
ohne Waffen. Der Hintergrund des Bildes ist ein tief
glühendes Both. Das dazu gehörige, aber ursprünglich
wahrscheinlich darunter befindlich gewesene Bild (da
unter den Kirchenfenstern von Gaming gegenwärtig
kein fünftheiliges, sondern nur dreitheilige zu finden
sind) zeigt auf demselben rothen Glasgrunde den
österreichischen Bindenschild in der dem XIV. Jahr-
hundert eigenthümlichen Form', die einzelnen quadra-
tischen Glastheile der rothen Schildfelder sind mit
einem Vierpassornament geschmückt. Die am oberen
Theile beider Glastafeln auf grünem Bande angebrachte
Legende lautet:
Albertus-, tux . austri irie et karitlii2 *
Auf der dritten mit der ersten gleich behandelten
Tafel sehen wir des Herzogs Gemalin Johanna, Tochter
Ulrich IV. des (Letzten Grafen von Pfirt (vermählt 1324
gestorben 1351). Sie kniet gegen rechts gewendet, die
gefalteten Hände und das Antlitz erhoben und trägt
über einem grünen Unterkleide, davon nur die engen
Ärmel sichtbar sind, ein blaues Überkleid, dessen offene,
weiss gefutterte Ärmel weit herabhängen und endlich
einen rothen Mantel mit drei grünen gelb gesäumten Quer-
streifen, weiss gefüttert, auf dem Kopfe einen weissen
Schleier und ein breites rothes Stirnband. Vor ihr knien
ihre beiden Töchter (Katharina und Margaretha), die
ältere in reichem Unterkleide und blauen Oberkleide,
mit breiten gelben Streifen, an der Seite geschlitzt, die
Ärmel weit, aufgeschlitzt und herabhängend-, die andere
1 Auf den Siegeln trägt dieser Fürst ebenfalls den Pfauenbusch.
- 1335 erwirbt Herzog Albrecht auch Herzogthum Kärnten.

mit violettem Unterkleide und grünem Oberkleide, an
der Seite geschlitzt, mit einem breiten gelben Streifen
um die Mitte und mit engen Ärmeln; beide tragen einfache
Reiskronen. Im Hintergründe sieht man, um die Häus-
lichkeit anzudeuten, zwei zurückgeschlagene grün und
blaue Vorhänge. Die zu diesem Bilde gehörige Tafel ent-
hält das bekanntePfirter-Wappen, die beiden von einander
gewendeten einwärtsgebogenen goldenen Fische im
rothenFelde. Die für beide Tafeln gemeinschaftliche In-
schrift lautet: Johanna.Ducissa.aust. StirieetKarithie.
Das durch die Wendung der Figuren angedeutete
Mittelbild ist nicht mehr erhalten. Herrgott sah es noch,
es zeigte den gekreuzigten Erlöser.
Die Zeitbestimmung dieser Bilder gibt sich durch
die dargestellten Nebenfiguren. Da Albrecht mit zwei
Söhnen dargestellt ist, so fällt die Anfertigungszeit zwi-
schen die Geburt des 2. und 3. Sohnes. Friedrich wurde
1347, Albrecht 1349 geboren.
Das nächst älteste Glasgemälde dürfte jenes in
der Wiener Maria-Stiegenkirche sein, das hinter dem
Hochaltar an der Epistelseite befindlich , das Bildniss
Herzogs Rudolf IV. (1358—-1365) enthält. Er soll ge-
rüstet dargestellt sein, mit zum Gebet erhobenen Hän-
den, darunter die Worte: Buodolf dux austr1. Leider
ist dieses Bildniss sehr hoch angebracht und durch den
Altar theilweise verdeckt; auch existirt davon bis jetzt
keine Copie, deren Anfertigung durch die Höhe der
Stelle, wo sich das Bildniss befindet, mit ziemlicher
Schwierigkeit verbunden sein dürfte.
Des Glasgemäldes der St. Erhardskirche in der
Breitenau in der Steiermark wollen wir nur kurz er-
wähnen und verweisen auf dessen ausführliche Be-
sprechung im XI. Bande unserer Mittheilungen und im
Anzeiger „Für deutsche Vorzeit des germanischen Mu-
seums von Jahre 1866“, durchEss enwein, in welchen
beiden Schriften sich auch eine genügende Abbildung der
Darstellung findet.
Wir sehen auf demselben Herzog Alb r e ch t III., den
Sohn Albrecht II. und der Johanna Gräfin von Phirt,
f 1595, kniend dargestellt, hinter ihm seine beiden
Gemahnen Elisabeth, Tochter Kaisers Karl IV., die
1373 kinderlos starb und Beatrix, Tochter des Burg-
grafen Friedrich von Nürnberg, vermählt 1375, f 1414,
gleichfalls kniend; der Herzog erscheint mit dem Pan-
zerhemd und einer vollständigen Eisennistung darüber
und endlich mit einem kurzärmlichen Lendner beklei-
det, der die Wappenfarben zeigt. Ausser dem grossen
Hüftgürtel ist der Lendner Tioch um die Mitte mit einem
kleinen Gürtel zusammengehalten, Helm, Schwert und
Dolch sind an der Brust des Lendners mit Kettchen
befestigt. Auf dem Haupte trägt der Herzog die Stahl-
haube mit der Halsbrünne, der Stahlhelm erscheint aut
der Schulter liegend. Er trägt eine Krone, rothweisse
Helmdecken und als Helmkleinod ebenfalls einen gel-
ben Adler mit zwei blauen Flügen 2. Die dreilappige
Fahne ruht im Arm des Herzogs , ist roth-weiss ge-
streift, die beiden unteren Zipfel sind abgeschnitten,
der oberste fliegt. Die etwas vorgeschrittene Tracht
entspricht dem Ende des XIV. Jahrhunderts.
Als besondere Eigenthümlichkeit erscheint eine
Metallbüehse, in die der Zopf gehüllt ist, der, wie aus
1 Siehe Mittheilungen II. der k. k. Centr. Comm.
2 Auf dem Iieitersiegei ist der Helm Herzogs Albrecht mit dem Pfauen-
stutz geziert.
 
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