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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Correspondenzen und Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0302

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259

bischöflichen Siegel und in einer Blei-Capsel Reliquien
von etwa 20 Heiligen.
1228 gelangte das Dorf in das Eigenthum des
Klosters von S. Georg. In den Libris eonfirmationuni
wird in dem Jahre 1319 der Pfarrer Albert, 1360 eben
dort der Pfarrer Johann erwähnt, welcher als solcher
von Vaniek v. Wartenberg bestätigt wurde.
1357 war Bohnic bereits in den Besitz des Niko-
laus von Jen-tez gekommen, von welchem es der oben-
erwähnte Wartenberg erkaufte und gar nicht lange im
Besitze hatte, um es in dem J. 1360 an den reichen
Prager Bürger Petrus aus dem berühmten Geschlechte
der Olbramovice zu veräussern. Kurz darauf ward dies
Gut dem königl. Obristburggrafenamte einverleibt, zu
welchem es fortwährend bis zu dessen Auflösung ge-
hörte und jetzt den Titel k. böhmische Domesticalfond-
Domaine führt.
Was das Baudenkmal selbst betrifft, so bleibt kein
Zweifel übrig, dass es einst, wie alle Kirchen des
XII. Jahrhunderts, im romanischen Style ausgeführt
worden war. Allein die jetzige Kirche trägt keine Spur
mehr von ihrer alten Anlage. Schon Millauer sagt in
den gleichzeitigen „Abhandlungen der königl. böhm.
Gesellschaft der Wissenschaften“, dass die Bohnicer
Kirche 1805 vollkommen umgebaut worden ist. Gedenk-
bücher und altgewordene Zeitgenossen schreiben und
erzählen, dass man alles neu hergestellt und anders
construirt und vom alten Gebäude nur beim Eingänge
ein Stück Mauer hat benützen können — sonst ver-
schwand alles!
Von Einrichtungsgegenständen dieser Kirche sind
zu erwähnen:
Ein bereits unleserlicher Grabstein mit einer* sehr
verfürchten Wappencontur, ein Weihwasserbecken aus
Marmor aus dem J. 1680, welches Adam Cistecky, Burg-
graf dieses Gutes, dem Kirchlein geweiht, ferner ein
kleiner zinnerner Taufkessel mit der Jahreszahl 1735.
Die Sacristei hat hübsche Messgewänder aus
Lioner Seidenstoffen, wovon eine Casula die Jahreszahl
1671 in erhabenem Perlstich gestickt trägt.
Im Thurme hängen vier Glocken. Die älteste goss
der Glockengiesser Stanislav im J. 1638, das Sterbe-
glöckchen hat 11 Anfangsbuchstaben in seiner Umwan-
dung und entstammt dem Jahre 1772. Die übrigen
Glocken sind neu.
Aus dem Ganzen ist zu ersehen, dass die Kirche aller
Spuren alter Bauanlagen bereits entkleidet und ein sehr
nüchterner Bau aus dem J. 1805 im Grund und Aufriss ist.1

Anlässlich in neuester Zeit vorgenommener archäo-
1 ogischer Forschungen in den Krakauer Klöstern, beson-
ders in denen der Dominicaner, Bernardiner am Stra-
clom, und der lateranenischen Kanoniker am Kazmierz,
hat Herr St. von Krupanowski einige Nachrichten
gefunden, welche nicht ohne Werth für die Kunst-
geschichte Galiziens sein dürften. Es sind in chrono-
logischer Ordnung gegeben, folgende:
„1422 d. 27. septembris obiit A. R. D. Simon Prior
crac. et primus professus congregationis cracoviensis2 in
scribendis libris chorali sui pergameno indefatigabilis.
1487 obiit Cracoviae V. P. Franciscus Hungarus
pictor eximius, ut imagines Coenae Domini, Chrucifixio-
1 Vergl. hierüber Grueber’s Meinung, Mitth. XVt, p. CLXXXVIII.
2 Can. reg. lat. Casimisc.

nis et lapsus Christi cracoviae et Calvariae in ecclesia
crucifixionis testantur. Sepultus in choro.1
1585 d. 26. Novembris obiit A. R. D. Salomon
Wierzbanowicz prior, in scribendis psalteriis laboriosis-
simus2 1650 d. 27. Januarii obiit D. Thomas Dollabella
Italus ex statu Venetorum, pictor Regum Poloniae Sigis-
mundi III., Wladislai IV. et Joannis Casimiri qui in arte
sua neminem suo tempore parem liabuit, testimonio
omnium pictorum. Cujus fama inarte sua non soluin in
Polonia, sed in Germania, Italia et Gallia divulgata
fertur. Hic vir per 4 circiter annos, in domo conventus
dicta S.Thomaemanens, multa suae gratitudinis in eodem
conventu et in ecclesia religuit monumenta. Tandem
aetatis suaeprope octogenarius anno et die ut supra obiit,
sepultus est in ecclesia nostra ante altare Misericordiae.
1655 3. Aprilis F. Andreas Organista Nizankowius,
in arte pulsandi organa suo seculo vix parem liabens ut-
pote qui in provectioni aetatis Romani profectus, et in
conventu super Minervam per triennium organa cum laude
pulsans, cupiens in hac arte perfectior evadere, etiam
inibi Magistro Frescobaldi utebatur. Tandem in conventu
Cracoviensi, quem sua arte per multos annos, cum
admiratione et laude multorumcondecoravit, die 3. Aprilis
annum LXIII supergressus fatis cessit.
1666 d. 12. Mai F. Blasius Derey Severiensis, artis
musicae peritissimus, Antifonarium Choräle partis hiema-
lis cumnotis, habita aReverendissimo patre generali licen-
tia, imprimi fecit. Graduale vero quantae pulchritudinis
non reliquit? Est autem illud missae in dies cantantur
in pergameno opus mirandum. In conventu cracoviensi
suo nativo per plures annos manens, a carnibus abstin-
guit, pro potu sola aqua utendo. In confessionibus tarn
fratrum, quam secularium audiendis usque ad mortem
assiduus, qui prope octogenarius, professionis vero L
anno die ut supra senectutis morbo extinctus.

Die Restauration des alten carolingischen Domes
in Aachen, in welchem die Krönung der deutschen
Könige vollzogen wurde, war schon seit Decennien
Gegenstand eingehender Studien geworden, zu welchen
ursprünglich der Karls-Verein in Aachen mit einer im
Wege der Subscription aufgebrachten Summe von
40.000 Thalern den ersten Impuls gegeben, und welche
Idee von der deutschen Reichsregierung aufgegriffen
und mit einer Widmung von gleicher Höhe gefördert
wurde.
Nachdem die Projecte, welche Deyer, Quast und
Schneider geliefert hatten, fallen gelassen wurden,
glaubten die massgebenden Stimmen den richtigsten
Weg damit eingeschlagen zu haben, dass sie auf die
von Salviati in Venedig und Canonicus Bock in Aachen
empfohlene Durchführung in Mosaik einriethen, in wel-
cher Art die alte Kuppel der kaiserlichen Pfalzcapelle zu-
folge erhaltener Überreste ursprünglich geschmückt war.
Am 30. Juni d. J. ist in Aachen eine vom Cultus-
ministerium der deutschen Reichsregierung zusammen-
gesetzte Commission, bestehend aus den Herren Ge-
heimräthen Salzenberg und Schöne, den Professoren
Dobbert in Berlin, Wislicenus in Düsseldorf, Kekule in
Bonn und den vom Capitel in Aachen und dem Erz-
bischof Paulus in Cöln delegirten Experten Prof. Joh.
Klein aus Wien und Appellationsgerichtsrath Reichen-
1 Act. convent bern. stradow.
2 Can. reg. lates : Casimisc.
 
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