Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

DOI Artikel:
Pichler, Fritz: Römischer Grabstein von Jennersdorf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0342

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
299

auf ähnliche Uebergangszustände hinweist Successus-a,
oder die Beibenennung Sextia Suputa (Cili).
Der Name Adnamatus, dem Numismatiker be-
kannt von den gallischen und quadischen oder boiischen
Tetradrachmen (Lelevvel III. 12, Conbrouse 348,
Mommsen GL d. r. M. 695. Repert. d. steierm. Mtinzk. I.,
S. 167—170), ist steininschriftlich nachgewiesen zu
Altenmarkt, Eppenstein, Grosslobming; da ist Adna-
mat der Vater der Ressilla, mit erscheinen Ressimar
und Jantumar; da ist Adnamat der Sohn von Quintia-
nus Cittonis F. mit Nigella Libboudes; da ist endlich
Adnamat’ Genial der Caleti, mit erscheinen Pluncus
Victoris F. und Banona. Hielier zählen auch der Ad-
namaeton von Zollfeld, Adnamus von Gurk, Gmünd,
Adnama von St. Georgen oberhalb Murau und Geis-
thal, Annamus von Wolfsberg, Adnamius von Cili, mit
cogn. Flavinus (genaue Zeit 157, 158 n. Ohr.), Gurk,
Wörschach, ähnlich zu St. Ursula in Krain.
Wenn auch Catulla, Gatullus reinrömische Namen
sind, so geben sie sich doch unter Umständen und be-
sonders nach localen Motiven als Latinisirung einhei-
mischer Namenformen. Ist doch in reinkeltischen Wort-
formen die Composition von CAT ebenso nachgewiesen
(Cattun, Catussa, Catur, Catus, Cattos, Caturix, Catug-
natus, Zeuss 837, vgl. Cotulia), wie der Ausklang aut
ul in Adiatul, Bellatul, Bussul(a), Camul(a), Cotul(ia),
Diastull, Jantul, Jtul, Marull(a), Marull(ius) Medull(ia),
vgl. Ortsname Metullum), Quispitul, Saitull, Totul, um
Tertull und Urs ul (a) nicht herbeizuziehen. Wie sollte
hier Catulla, des Coi Tochter, des Adnamat Gemalin,
anders als keltisch, etwa von Cotula, benannt sein? Zu
Leibnitz auf dem Carminier-Steine ist Catulla Mannes-
name, zu Einöd die Catulla, möglicherweise Bucci oder
ähnk f., aus diesen scheint nichts hierher Bezügliches zu
folgern. Der Catullus von Gallenhofen mit seiner Toch-
ter Secunda gehört einer sicher keltischen Familie
(Vibenus, Couson, Successus) an, der Cilier Catullus
(C. Fuscinius) dagegen ist Römer oder doch vollständig
romanisirt, noch zutreffender die Romania Catullina
aus Landscha. (Arch. f. k. oe. G-Q. 1860. 24. 273.)
Die Stelle COI erinnert zunächst an der Coio oder
C o i o s, nach den französischen Archäologen ein Gallier-
fürst, nach de Saulcy (Rev. num. 1861, p. 86, vgl. 1862
Tab. 1) des Cäsar Sequanerhäuptling Coiosticus; wei-
terhin an ähnlich inscribirte Silbermünzen, wie sie
Eckliel doct. IV. 171 angezogen hat, oder das San-
tonenstlick mit Annicoios (Crazannes Rev. 1840 pl. XVI.
11). Im Übrigen zählt der Name Coius zu den norisch-
pannonischen Seltsamkeiten, da doch, ausser Coireca,
noch Coateo oder Covius von Cili, Seckau und Covido-
miar zu Laak bei Steinbrück ferner liegen.
Das meiste Interesse bietet der Name Uppu.Dem
Wortkerne nach erinnert man sich an den Upulalus von
Oberingelheim; auf norisch-pannonischem Gebiete liegt
der Ippo von Schwechat, dann etwa Oppo, Oppalo,
Opalo nahe, ebenso der Ortsname Upella. Das Voll-
ständige gibt uns der Grabstein von St. Lambrecht mit
den Namen der Hörigen, Calupa und Uppon, (wenn
nicht, nunmehr bekräftigt, sicherer Uppu, Uppo), vgl.
Knabl in Mitth. I. 42. Die veraltete Ansicht von der
halb lateinischen, halb griechischen Declination etlicher
einheimischer Namen löst sich eben in eine gelegent-
lich freie Auslautung und Abänderung der Namenformen
auf. Wir haben hier den nom. Uppu, wie auf dem ldein-

schelkener Steine (Ackner-Müller 825) dieyives norica
Cotu, wie auf dem lambrechter Steine in Übereinstim-
mung richtiger S [ IBI . ET . VPPOÄ | GON .
KAR . den Dativ1. Dagegen wenden sich die ebenfalls
auf u auslautenden Caixu (zu Hartberg des Rantillius
Tochter, nom.) in Caixuni (in Geisthal des Quartus
Tochter, dat.), Cattu (zu Baierdorf wohl des Montanus
Tochter, dat.) in Cattuni; wie denn so auch Japaru (zu
St. Margarethen bei Knittelfeld des Senecius Tochter,
dat. IA PAR VIS), Samicantu (zu Wayer des Gou-
ton Tochter, dat. SÄMIG AIS VNI | GOVTONS)
gedacht werden könnten. Andere in u auslautende sind
masculin, das beweist Ittu des Ripanus Sohn zu Admont
und Ittu Peculiaris (ob Peeuliari f ?) zu Trog bei Anger,
A. f. k. oe G-Q. 1860. 24. 260. Im ersten Falle ist das
Aufgeben des u dargestellt durch das

ILARE . I ITTONIS FIL

in der Schlusszeile des nämlichen Monumentes. So
folgt: die auf u auslautenden Namen können masc.
und fern, sein, sie können als onis, oni oder unis, uni
declinirt werden. Mit o jedoch oder on verstehen sich
im Nom. die mit onis, oni declinirten Buccion (St. Mar-
garethen bei Knittelfeld), Goutton (Wayer), Otton und
Propion (St. Margarethen) u. a. als masculina; Contucon
(Grottenhofen), Petton (Leibnitz) u. a. als fern., wenn
nicht eben letztere und derartige auch mit u im nom.
nachweisbar werden. Auf Abnormitäten wie Cotulia
(St. Veit bei Pettau, St, Margarethen am Silberberg),
Vitoria (St. Martin im Greut) als Mannsname, Caleti
(Grosslobming) als fern, nomin. ist hier nur hinzuweisen.
Auf dem strassganger Steine möchte die angebliche
Genitivform Materiu „endigend auf die tiefen Vocal u“,
da denn doch unter „einem tiefen Vocal u“ nichts Hand-
festes zu verstehen, vielmehr die Leseart fordern
NAMMONIA MARTER?!
also Materni; denn die Schrift bringt auch ausserdem
drei Ligaturen und Maternus ist sonst nachgewiesen.
Liberta, libertus, conliberti, endlich sind hinrei-
chend vertreten auf den Denkmalen von Cili, Gross-
sonntag, Hofmanngrund, Judenburg, Kaindorf, Klein-
stübing, Kötscli, Leibnitz, Leitring, Saaneck, Traboch,
Waldstein, Wayer, Wörschach, wie vollends Servus zu
Letusch, St. Lambrecht, Triebendorf, Ttiffer, Verna zu
St. Lambrecht. Lauter Bestätigungen, dass diese Stan-
deskreise in die Familie hineingezogen sind und nach
Umständen ganz wohl als Denkmalsetzer aufzutreten
das Vermögen haben.
Zum Vergleiche in betreff des linkssehenden
Adlers im Frontispiz sei hier noch eines in den letzten
Jahren wiedergefundenen Inschriftsteines zu Adriach
bei Fronleiten in Obersteiermark erwähnt. Das Relief-
bild ist im allgemeinen das nämliche, wie auf dem
jennersdorfer Steine, wie denn auch ein zweiter adria-
clier Grabstein, erwähnt bei Muc har Gesell. 1.349, das
gleiche Bild der Wölfin in der Basis bringt. Jedoch ist
Muchar zu berichtigen in Betreff der Schriftcopie, so-

1 Dieselbe Ligatur, wohl auch auf dem leibnitzer Steine bei Knabi Sehr,
d. h. V. f. 1-0 S. 33, Steiner-Nr. 2960, Zeile 3 PETTON als Pettoni, nämlich So-
cundi filiae coniugi.
 
Annotationen