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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0361

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316

sagt und die neue Stiftung in den besondern herzog-
lichen Schutz genommen. Gleichzeitig wurden die from-
men Verpflichtungen des Klosters gegen die herzog-
liche Familie geregelt. Alsbald begann der Bau einer
„geistlich hofstat zu einem ganczen conuent vnd newer
stift“ und mit demselben mancherlei Anstände, welche
der Comthur der dortigen Johanniter Commende namens
der Stadtpfarrkirche erhob, weil er für diese einen be-
deutenden Entgang an den herkömmlichen Opfergaben
befürchtete. Herzog Albrecht III. beglich endlich (am
9. October 1365) die Streitigkeiten, zu deren Aus-


Fig. 7. (Geirach.)
tragung nicht einmal die aufgerufenen Schiedsrichter
genügten1 * 3 dahin, dass das Kloster der Pfarrkirche die
Schmälerung der Einkünfte durch einen binnen drei
Jahren zu bewerkstelligenden Ankauf von sechs Pfund
Gülten zu widerlegen habe. Nachdem noch der Erz-
bischof Pilgrim von Salzburg, seine bisher ausständige
Zustimmung am (2. August 1367 zu Leibniz) gegeben
hatte, erfolgte im Jahre 1368 die Einweihung der Kirche
durch Erzbischof Ortolph von Apamia.
Zu grösserer Bliithe gelangte das Kloster erst
durch das Vermächtniss des Fürstenfelder Stadtrichters
Nicolaus Riegersdorfer und seiner Gattin Margareth,
welche darum geradezu als die ersten und wahren
Stiftpr betrachtet wurden. 2 Diese verschrieben dem
Convente, nachdem sie schon vorher eine eigene Capelle
in der Klosterkirche gestiftet hatten, für den Fall ihres
kinderlosen Todes ihre gesammte bedeutende Habe
und zwar sowohl zur Ausstattung von Jahrtagen und
ewigen Lichtern, als auch zur Vervollständigung des
Klosters durch Erbauung eines Kreuzgangs, eines Ca-
pitel- und eines Schlafhauses. Nach mancherlei widrigen
Erfahrungen, die das Kloster (z. B. 1488 durch corvini-
sche Schaaren, 1503 durch völlige Einäscherung) er-
fahren hatte, schien es der Reformation zum Opfer
fallen zu sollen. Schon hatte die Stadt, nachdem die
meisten Besitzungen in den Jahren 1547—1551 ver-
kauft worden waren, nach dem Tode des allein übrig
gebliebenen Priors Franz Wan, Besitz von den Kloster-
gebäuden genommen , als es den energischen Be-
mühungen des Ordensobern noch einmal gelang, die-
selben ihrem ursprünglichen Zwecke zurückzugewinnen.
Das Kloster überlebte sogar die Josephinische Epoche,
1 Die von Schiedsleuten des Klosters beantragte Entschädigungssumme
betrug 5 Pfd., wogegen jene des Gegentheils 32 Pfd. herausgerechnet hatten.
Orig. Pgt. im steier. D. A. Nr. 29485.
3 Die Stiftung Iliegersdorfer’s ddo. 1400, 27. Juni ist abgedruckt bei
Caesar Aon. Styr. III, 705. In Besitz der Erbschaft kam das Kloster vor
1439, denn vom 18. Mai d. J. datirt ein Bestätigungsbrief Herzog Friedrich V.

wurde indessen später (1811) von der Regierung auf-
gehoben und 1813 an die k. k. Tabakfabrik um den
Preis von 8000 fl. abgetreten.
Der Augustiner-Convent von Fürstenfeld hat sich
während des Mittelalters, wie es scheint von seiner
Gründung an, bis in die zweite Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts eines und desselben Siegels bedient, das jedoch
bisher nur aus sehr ungenügenden Abdrücken be-
kannt ist:
8. (XIV. Jahrhundert.) Lapidar zwischen Perlen-
linien :
-f S o GO o FR o (ft o ORDI) S o s (ANTNT)
i AVG (VS TI PF) VTR OTTVTLD i
(Sigillum conventus fratrum heremitarum ordinis s.
Augustini in Fverstenveld.)
Die sitzende Gottesmutter mit dem Kinde auf dem
rechten Arme. Zu beiden Seiten erscheint im Siegel-
felde ausser emporrankenden Blumenzweigen je ein
betender Ordensbruder ober einem getheilten Wappen-
schilde mit Querbalken und Panther: Rund. Gr. 50 Mm.
Fig. 6, schwarzes oder grünes Wachs.
Die beiden Schildchen enthalten das Wappen der
Stadt Fürstenfeld, obwohl in einer von der gewöhn-
lichen abweichenden Anordnung. Dieselbe kann jedoch
um so weniger auffallen, als bei diesem Wappen die
grössten Schwankungen Vorkommen, und z. B. schon
im XIII. Jahrhundert der vorher neben dem Panther an-
gewandte Adler dem (österreichischen) Balkenschilde
weichen musste. (Melly Beitr. S. 81 fgd.) Gemeiniglich
(auch bei Widimsky Nr. 25) wird es darum als eine
Vereinigung der österreichisch-steierischen Landeswap-
pen: weisser Querbalken in Roth, und weisser Panther
in Silber blasonirt. Schmutz gibt dem Balken die Gold-


tinktur, wogegen Bartsch (1567) diesen ganz verwirft
und nur einen goldenen Panther im schwarzen Felde
an gibt.
1 Erhalten hat sich das Siegel in einer Pergament-Urkunde ddo. 1552,
sontag vor s. Gilgentag betr. den Verkauf der Kloster-Badstube an Eienhart
Hierschuogl in so beschädigtem Zustande, dass die ganze linke Seite der Um-
schrift, die Buchstaben S • OO ausgenommen bis AVG ergänzt werden musste.
Eine kürzlich aufgefundene Papier-Urkunde ddo. 1556, Samstag nach St.
(Antonientag) , betreffend die Aufsandung von 3 Schll. 3Den., 1 Heller, an den
Procurator der steier. Landschaft; Fabian Attinger verkaufter Herrengülten,
hat von dem Siegel nur die Bildfläehe und die Anfangs - Buchstaben S , GO .
BF erübrigt. Die Darstellung stimmt mit der vom Siegelzeichner angedeu-
teten Ergänzung völlig überein, allein die Umschrift muss nun in der im
Texte angedeuteten Weise vervollständigt werden.
 
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