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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0017

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4

Einleitung

nig oder die Gesandten der eidgenössichen Tagsatzung. Auf Folio 175 stellte er etwa
die Übergabe eines Briefes dar, welchen königliche Räte im Jahr 1498 einem Läufer
des Herzogs von Österreich ausgehändigt hatten, damit er ihn an den Schwäbi-
schen Bund weiterleiteten konnte. Für die offizielle Nachrichtenübermittlung jener
Zeit ist diese Szene bezeichnend, da sie viele Aspekte spätmittelalterlicher Botentä-
tigkeit abbildet: Der Rang des Überbringers wird durch den Wappenschild des her-
zoglichen Auftraggebers auf seiner Brust betont, die farbenfrohe Amtstracht und
der Botenstab gelten ebenso als Zeichen offizieller Fussboten. Allerdings zeigt die
Szene auch seinen angemessenen Auftritt, welchen die Grussgeste - der Griff an
den Hut - andeutet. Bezeichnend ist zudem, dass der Bote direkt zu den Empfän-
gern vorgelassen wird.


(aus: Luzerner Bilderchronik des Diebold Schilling (1513), hg. von Alfred A. Schmid und Paul Hil-
ber, Luzern 1981, fol. 175, S. 353)
Trotz zeitgenössischer Stilisierung war solches bereits im späten 16. Jahrhundert
undenkbar geworden. Die funktionale Trennung zwischen professionellen Postwe-
sen und proletarisierter Informationsverbreitung war im 17. Jahrhundert bereits
vollzogen, Fussboten wären nie mehr so nahe an die Entscheidungsfindung und
ihre Akteure herangekommen. Waren Nachreformationszeit und Spätmittelalter ei-
gene Epochen in der Kommunikationsentwicklung? Kann man ersteres mehr als
eine Übergangszeit zwischen ungeordneter Informationsverbreitung und Frühfor-
 
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