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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0246

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6.3. Im Netz gegenseitiger Abhängigkeiten - Kontakte zu den nächsten Verbündeten 233

Symer zum Freiburgischen Kastlan Peter Pavillard ausgesandt.108 Darüber hinaus
war das Interesse der Freiburger Obrigkeit an der Grasburg allerdings eher be-
schränkt.

6.3.2. Im Dienste des nachbarschaftlichen Kleinkrieges - Nachrichtenübermittlung
zwischen Solothurn und Bern
Anders als das Verhältnis zu Freiburg, welches mit Ausnahme der kriegerischen
Handlungen im Jahre 1448 während des übrigen 15. Jahrhunderts weitgehend kon-
fliktfrei blieb, hatte die nachbarschaftliche Beziehung zwischen Bern und Solo-
thurn mindestens zwei Ebenen. Die eine war von langfristigen Vertragswerken ab-
gesichert. Bern galt darin als stärkerer, daher auch politisch tonangebender Partner,
was weder von Solothurn noch anderen Eidgenossen in Frage gestellt wurde.109 Die
andere Ebene war dagegen von einem teilweise subtil geführten Kleinkrieg ge-
prägt, der seinen Ursprung in den vielen ungeklärten Rechtsansprüchen an der
Süd-, West- und Ostgrenze des Solothurner Untertanengebietes hatte, wo auch Bern
Gerichtsrechte wahrnahm. Auslöser der Streitigkeiten war sehr häufig die Frage,
wie weit der bernische Anspruch auf die hiesige hohe Gerichtsbarkeit eigentlich
gehen durfte. Sowohl den Bernern als auch den Solothurnern war dabei jede Provo-
kation recht.110
Konkret stritten sich die beiden Städte vor allem wegen den Gebieten um Gren-
chen, im Bucheggberg, bei Kriegstetten, den Dörfern Deitingen-Subingen, Safenwil
und Erlinsbach, sowie dem genauen Verlauf der Aaregrenze im Friedaueramt. Zu-
dem führten auch Reibereien zwischen den Solothurner Schiffern und den Berner
Zöllnern in Nidau, Büren, Wangen an der Aare sowie Aarau und Brugg zu einem
gespannten nachbarschaftlichen Klima. In allen Fällen forderte Solothurn die Vor-
teile, die es bereits vor der Eroberung des Aargaus durch Bern wahrgenommen und
die ihm letzteres nach 1415 auch zugesichert hatte, am häufigsten Zollrechte an der
Schifffahrt auf der an vielen Orten als Grenze zwischen beiden Gebieten verlaufen-
den Aare. Mangels Missivenüberlieferung lassen sich die ältesten Nachweise für
das Ausmass dieser Streitigkeiten erst Ende 1450er Jahre finden, dann aber nahezu
jährlich: 1457 wurde ein Grenzstreit mit Grenchen beigelegt, 1462 fühlten sich die
Solothurner Kaufleute durch den bernischen Vogt von Nidau ungerecht behandelt.
Im selben Jahr holten sich Männer aus Büren unerlaubterweise Holz aus solothur-
nischen Wäldern.111 Die in den Rechnungsquellen als stöss bezeichneten Streitereien
gingen in den 1470er Jahren weiter, auch wenn ihre Intensität durch die Burgunder-
kriege zeitweise abnahm. So schloss zwar Solothurn und Bern mit Freiburg i. Ue.,
Luzern, Zürich 1477 einen Burgrechtsvertrag, doch schon 1478 ging der Kleinkrieg

108 Item niclaus symer trammis a grasburg faire savoir ou chastellain que le ambassiours dez doues villes ly
voloent pour visiter le maisonnement vy devoir affaire pur patfet - vii s vi d, in: StaFR, CT 139 (1472/1),
S. 12.
109 Amiet, Territorialpolitik, 1928, S. 134.
110 Meist ging es um herrschaftsrechtliche Fragen, z. B. wie weit die Kompetenzen eines bernischen
Vogtes aufgrund der bernischen hohen Gerichtsbarkeit gehen durften, siehe: Amiet, Territorial-
politik, 1928, S. 130f.
111 StaSO, Missivenbuch l, S. 213,348,390, Amiet, Territorialpolitik, 1928, S. 131.
 
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