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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0169

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4. Die Akteure aus dem städtischen Dienstpersonal

kosten. Der Berner Läufer erhielt dafür einen Gulden.398 Ein bottenbrot in gleicher
Höhe stand auch dem Solothurner Stadtläufer Peter Schilling zu, als er im Novem-
ber desselben Jahres die Nachricht vom Sieg der Eidgenossen und ihrer Verbünde-
ten in der Schlacht von Höricourt überbrachte.399 Besonders häufig wurde das Bo-
tenbrot in Solothurn jedoch nach der Schlacht von Nancy, Ende 1476 und Anfang
1477 ausgeteilt. Das rege Interesse des Solothurner Rates am Kriegsverlauf zeigte
sich daran, dass fast jede Neuigkeit aus dem Feld entsprechend entschädigt wurde:
Ein Berner Läufer erhielt zehn Schilling bottenbrot für die Nachricht, Herzog Karl
der Kühne habe sein Feldlager bei St. Nicolas bezogen. Wenig später überbrachte
ein Basler Bote die Nachricht vom Sieg in der Schlacht vom 5. Januar 1477 als die in
nanse den burgonner zu sant niclaus angriffen und iiii c erstochen und vii c pferdt gewan-
nen hatten. Der ausserordentlichen Bedeutung der Nachricht wegen erhielt der Bas-
ler Läufer Peter einen zusätzlichen Gulden .40° Schliesslich überbrachte der eilends
ausgesandte Solothurner Läufer Peter Schilling die Nachricht vom Tode Karls. Die
Wirkung auf den Solothurner Rat lässt sich einerseits an den zwei Gulden ablesen,
die Schilling zum Dank erhielt, andererseits auch daran, dass sein Kollege Henman
Zeiss die gleiche Entschädigung bekam.401 In seinem Fall war das Botenbrot nicht
allein an die Übermittlung der Nachricht gebunden. Es sollte wohl auch als beson-
derer Gunstbeweis der solothurnischen Obrigkeit an seine Dienstleute für den löbli-
chen Sieg über das mächtige Burgund verstanden werden.

4.5.7. Der maximale Verdienst
Was Läufer in ihrem Amt pro Jahr verdienten, lässt sich aufgrund fehlender Infor-
mationen über den finanziellen Anteil der auswärtige Geschenke kaum beziffern.
Verhältnismässig genau lassen sich einzig die Zuwendungen des eigenen Rats er-
mitteln. Trotz dem Wunsch der Obrigkeit nach ständiger Verfügbarkeit, gab es in
keiner Stadt feste Richtlinien über den Mindesteinsatz eines Läufers. So konnte es
Vorkommen, dass ein vereidigter Dienstmann im gesamten Amtsjahr keinen einzi-
gen Botengang übernehmen musste.402 Nach oben war diese Zahl offen und letztlich
allein durch die Gesamtdauer der Reisen und den jeweiligen Verrechnungszeit-
raum begrenzt. Da man aber davon ausgehen kann, dass viele Botengänge zu Fuss
mehrere Tage in Anspruch nahmen, kamen Dienstleute, die über 50 Aufträge pro
Jahr verrichteten, vermutlich zeitlich an ihre Grenzen. Der Schnitt von 20 bis 30 of-
fiziellen Läufen pro Jahr und Dienstmann galt im 15. Jahrhundert allerdings nur in
Bern und Solothurn. In Freiburg i. Ue. wurde der bis 1474 einzige Bote selten mehr

398 Item einem hotten von hem i gülden ze bottenbrott als die bericht ze costenz beschechen was, in: StaSO,
BB 25/21 (1474), S. 117.
399 Item Schilling dem löffer iguld ze bottenbrot als er die mer vom her brächt, in: StaSO, BB 25/21 (1474),
S. 118.
400 Item einem hotten von basel i Ib ze bottenbrot als die in nanse den burgonner zu sant niclaus angriffen
und iiii c erstochen und vii c pferdt gewannen hatten; Item hans hotten von Basel, und darzii in einen
gülden bar in seckel, in: StaSO, BB 25/21 (1476/77), S. 113,115.
401 Item petter Schilling ii lib zebottenbrot als der hertzog von burgonn erschlagen ward vor nanse; Item zeis-
sen ii lib och zebottenbrot von dess selben löblichen sigs wegen, in: StaSO, BB 25/21 (1476/77), S. 116.
402 Vgl. das Beispiel des Hans Pastor, in Kap. Hierarchien, Amtsprestige und Karrieren.
 
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