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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0121

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108

4. Die Akteure aus dem städtischen Dienstpersonal

4.3.3. Bedeutung und Kosten der Pferde
Die hohen Kosten des berittenen Boten- und Gesandtschaftswesens hing vor allem
mit dem Unterhalt der Reittiere zusammen, der zumeist entfiel, wenn der ad-hoc-
Reiter sein eigenes Pferd benutzte. In diesem Fall musste die Stadt nur jenen Auf-
wand übernehmen, den Pferd und Reiter im Rahmen des Auftrages verursacht hat-
ten. Anders, wenn stadteigene Pferde versorgt werden mussten: Eine solche
Aufgabe wurde meist von spezifischen Amtsträgern übernommen. In Konstanz
etwa, hat 1470 Hans Bisch im Rahmen seines Amtsverhältnisses neben Reiterdiens-
ten auch die Pflege der Reittiere im städtischen Marstall übernehmen müssen. Da-
für erhielt er ein bescheidenes Gehalt von sieben Gulden jährlich und freie Verpfle-
gung im Hospital.104 Seine Kollegen Joseph Oltz und Hans von Tettigkofen, welche
die Mehrheit der berittenen Übermittlungsaufträge wahrnahmen, erhielten dage-
gen stattliche 40 Gulden im Jahr.105 Eine ähnliche Aufgabenteilung ist auch 1473 ver-
bürgt und hatte wohl eine längere Tradition.106
Bereits in den 1440er Jahren lässt sich aus den bruchstückhaft überlieferten
Stadtrechnungen auf die Existenz eines städtischen Marstalls schliessen, da darin
wiederholt Posten für das Beschlagen von Pferden durch den Hufschmiedemeister
Hans Thoma aufgeführt werden.107 Ferner wird der Name des damaligen Pferde-
knechts, eines gewissen Ierg genannt, der wie sein Nachfolger Bisch ein ebenso be-
scheidenes Gehalt erhielt und ebenfalls im Spital angestellt war.108 Der Unterhalt ei-
nes einzigen Pferdeknechts deutet aber auf einen verhältnismässig kleinen Marstall
hin, womit in Konstanz eine ähnliche Situation bestand wie in Schaffhausen. Hier
lässt sich zwar seit dem Ende des 14. Jahrhundert ein im Hospital liegender Stall
nachweisen. Für einen permanenten Unterhalt im 15. Jahrhundert fehlen jedoch die
Belege.109 Neben einem möglichen Aktenverlust hatte dies auch andere Gründe, die
wohl mit den Kosten des Pferdeunterhalts Zusammenhängen. Dazu gehörte neben
Futter auch tierärztliche Versorgung, Anschaffung neuer Sättel sowie die Ausbes-
serung von Zaumgeschirr. Zudem wird die oft schlechte Verfügbarkeit standesge-
104 Hans Bisch ist besteh der statt ir ross in dem marschtal zu versechen und ze ritten wan man in haist und
gitt man im de ss jar vii Hbf und den tisch im spital undfieng sin jär an uffsant jacobs tag im Ixx jar und
gatfurwert uss uff damit jacobs tag im Ixxijär, in: StaKN, B18, Ratsbücher (1451-1458), S. 99.
105 Item jos oltz ist bestelt als vor imhalt sins battbriefs und git man im vierzig lib dn und fineg sin jär an uff
sant oswaldds tag im Ixx und gaut furwert uss uffsant Oswalds tag im Ixxi jär / juravit, Item hans von
tettikoven ist bestelt als vor innhalt sins battbriefs, undfieng sin jär an uff sannt symoni und judas abend
anno dmni Ixx und gat uss uffsant symon und sant judas abend im Ixxi, in: StaKN, B 18, Ratsbücher
(1451-1458), S. 99.
106 Die städtischen »Hauptreiter« sind diesmal Ulrich Amveld und wiederum Hanns von Tettiko-
ven, während ein Mann namens Stadler als Pferdeknecht dient, in: StaKN, B 113, Ratsbücher
(1473-76), S. 21. Die späteren Ratsbücher des ausgehenden 15. und frühen 16. Jahrhunderts ent-
halten keine weiteren Einträge zu städtischen Soldnern.
107 StaKN, Stadtrechnungen, L 1358 (1443), fol. 14v, Nr. 140, L 1359 (1446), fol. 15v, Nr. 89, L 1361
(1448), fol. 13r, L1363 (1455), fol. 15v, L1364 (1456), fol. lOv.
108 StaKN, Stadtrechnungen, L 1358 (1443), fol. 15v, Nr. 172, L 1359 (1446), fol. 13v, Nr. 56, L 1363
(1455), fol. 16v, L1364 (1456), fol. 12v. Gleiches wie für die Konstanzer Ierg und Hans Bisch, galt
übrigens auch für den Schaffhauser Reiter Risch (vgl. Stadtrechnung 1454/55, S. 137), dessen
Unterhalt ebenfalls von Stadt und Spital übernommen wurde, siehe Landolt, Finanzhaushalt,
2004, S. 307/08, Anm. 1302.
109 Landolt, Finanzhaushalt, 2003, S. 307f.
 
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