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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0172

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4.5. Der statt Sachen und geschafft getruwlich ze fertigen

159

Tabelle 3. Maximale Verdienstmöglichkeiten von Stadtläufern (14.70er Jahre)

Solothurn
Freiburg i. Ue.
Läufer
Henman
Peter
Ulli
Hans
Zeiss
Schilling
Kolli
Umbscheiden
Jahr
1477
1472
1476
1477
Botengänge
27
52
51
24
Verdienst
19 lb. 15 s. 10 d.
30 lb. 5 s.
53 lb. 5 s.
44 lb. 18 s.
Fronvasten
41b.
41b.
21b.
21b.
Amtsrock
21b.
21b.
51b.
51b.
Summe
25 lb. 15 s. 10 d.
36 lb. 5 s.
60 lb. 5 s.
51 lb. 18 s.

4.5.8. Die soziale Verortung der Stadtläufer
Während sich über die soziale Zugehörigkeit ratsferner Gelegenheitsübermittler
zumeist keine Aussagen machen lassen, stammte die Mehrheit der Personen, die
das Läuferamt bekleideten wie viele Weibel und Reiter aus der unteren städtischen
Mittelschicht. Stärker als diese Amtsträger, deren tendenziell längere Amtszeiten
oft die Aufgabe des Erstberufes bedingten, blieben viele Stadtläufer auch während
ihrer Dienstzeit im Gewerbe- und Handwerkermilieu aktiv. Dies galt zumindest
für einen Teil der 97 Strassburger Stadtläufer, deren Namen sich zwischen 1443 und
1473 erhalten haben. Mindestens 16 wurden als Schneider, Bäcker, Fasszieher, Fi-
scher, Schuhmacher, Weissgerber, Weber und Ziegler ausgewiesen.410 Einen ver-
gleichbaren professionellen Hintergrund hatten auch die Berner Läufer. Die meis-
ten waren sozial etablierte Bürger, die überdurchschnittlich häufig in den älteren
Stadtquartieren wohnten, wo das Gewerbe stark vertreten war.411 Etliche waren des-
halb Mitglieder zunftähnlicher Gesellschaften, die als Plattformen für die Anliegen
städtischer Kleingewerbler und Handwerker fungierten. Ihrem eher bescheidenen
Hintergrund wegen gehörten sie am häufigsten der grössten Gesellschaft zu Ger-
bern an, die diverse Berufszweige vereinigte. Einige waren Stubengesellen der et-
was vermögenderen Gesellschaft zu Schuhmachern. Auch daran zeigt sich, dass
viele Läufer trotz guter Auftragslage ihren ursprünglichen Berufen verbunden blie-
ben. So etwa die Läufer Niklaus und Benedikt Mattstetter, die sich neben ihrer eher
kurzen Amtstätigkeit vor allem als Mitglieder in der Gesellschaft zu Niedergerbern
hervortaten, wo sie immerhin zwischen 1450 und 1475 als Stubengesellen geführt
wurden.412

410 Siehe Liste der Stadtläufer in: Gachot, Louffende Boten, 1964, S. 5
411 Hübner, Nüwe mer, 2003, S. 276f., Anm. 49.
412 Niklaus und Benedikt Matstetter werden zwischen 1450 und 1475 als Stubengesellen zu Nie-
dergerbern genannt, Benedikt Mattstetter wechselt allerdings 1475 zu den Schuhmachern.
 
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