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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0145

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132

4. Die Akteure aus dem städtischen Dienstpersonal

ger einzudämmen, kann auf der Quellenbasis nicht eindeutig festgestellt werden.
In Basel ist allerdings der Fall eines Lienhard Walter bekannt, der vormals als statt
bot tätig war. Er wird im Februar 1521 gegen Urfehde aus der Haft entlassen, weil er
gegen den Rat übel hatt geredt.251

4.5.3. Sonderaufgaben und Handlungsräume der Übermittler zu Fuss
Ein kleiner Teil der abgerechneten Aufträge an Übermittler ging wie bei den übrigen
niederen Amtsträgern über die eigentliche Nachrichtenübermittlung hinaus. Aller-
dings hielten sich diese Zuständigkeiten stets im Rahmen jener zumeist unverbrief-
ten Aufgaben, die gelegentlich auch Weibeln oder Reitern zugetraut wurden. Sie
umfassten sowohl die eher anspruchslose Personenbegleitung als auch Verpflich-
tungen mit teilweise sehr vertraulichem Charakter. Da gerade bei Letzteren eine
hohe Zuverlässigkeit der Überbringer gefragt war, wurden sie fast nur von bewähr-
ten Stadtläufern übernommen. Zu den vordergründig unverfänglichsten Zusatz-
aufgaben gehörten die Begleitungen von Gesandten. Im eidgenössischen Raum blieb
dieser Tätigkeitsbereich weitgehend auf die Eskortierung eigener Ratsherren ins
städtische Umland und zu den Tagen der Bündnispartner beschränkt. Schon um
1407 bestand die einzig verbürgte Geleitaufgabe des Freiburger Stadtläufers Peter
Bannwart in der Begleitung des ehemalige Freiburger Bürgermeisters Petermann
Velga in die nahe Feste Grasburg, wo dieser um 1400 als Kastelan tätig gewesen
252
war.- -
Auswärtigen Gästen wurden nach Möglichkeit repräsentativere berittene Bo-
ten oder Weibel zugewiesen.253 Da die Aufgabe traditionsgemäss bis ins erste Drittel
des 16. Jahrhunderts von den Letzteren ausgeübt wurde, blieb der Anteil der Frei-
burger Stadtläufer an der Personenbegleitung immer recht gering. Überdies ent-
puppt sie sich zumeist als verkappte Nachrichtenübermittlung. Gleiches gilt auch
für Solothurn, wo Stadtläufer stärker ins innereidgenössische Gesandtschaftswe-
sen eingebunden waren, was möglicherweise auf den Einfluss Berns zurückzufüh-
ren war, wo diese Praxis bereits im ausgehenden 14. Jahrhundert nachweisbar ist.
Dass Läufern mit der Zeit auch in Solothurn eine gewisse repräsentative Ausstrah-
lung zugestanden wurde, zeigt sich an ihrer Beteiligung an weiten Gesandtschafts-
reisen. Obwohl sich dafür schon in den 1440er Jahren erste Belege finden, war diese
Praxis erst nach 1477 ein verbreitetes Phänomen. Einer dieser Läufer war Henman
Zeiss, der vom Ratsherr Steger vor der Schlacht bei Nancy nach Lothringen mitge-
nommen wurde, um einerseits Nachrichten vor Ort auszutragen, andererseits den
Kontakt zu Solothurn aufrechtzuerhalten.254 In Freiburg i. Ue. war dies bereits in

oder stattschriber bringen, und das nit bergen, noch hälen, alle widerred vermitten, in: StaBE A I 630,
Eidbuch II (1492), fol. XXXI/II.
251 StaBS, Ratsbücher 0 2, fol. 280, siehe auch: Groebner, Gefährliche Geschenke, 2000, S. 91,
Anm. 132.
252 Zürich, catalogue, 1918, S. 101, ders., Les avoyers, 1927, S. 80, dazu auch Kap. Im Netz gegen-
seitiger Abhängigkeiten, Zwischen Konsens und Desinteresse.
253 Mehr dazu im Kap. Weibel, Entstehung, Amtsbegriff und Zuständigkeiten, Aufgaben in Kriegs-
zeiten.
254 StaSO, BB 25/22 (1477), S. 109.
 
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