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2. Die städtischen Akten
einen Einblick in den Umfang der Schriftproduktion, sondern enthalten gelegent-
lich auch Verweise auf deren Übermittler. Die Berner Stadtschreiberrodel, die eben-
falls auf Nikolaus und Thüring zurückgehen, enthalten neben Taxen für einzelne
Schrifttypen gelegentlich auch das Datum, den damit verbundenen Schreibauf-
wand oder die Sprache, in welcher ein Brief verfasst wurde.91 Im Abgleich mit den
Ratsprotokollen und Missivenbüchern lassen sich so die Wege vieler Nachrichten
genau verfolgen. Eine vergleichbare Überlieferungsdichte lässt sich in keiner ande-
ren Stadt finden. Zwar wird in Freiburg i. Ue. 1465 das Amt des Briefschätzers ge-
nannt, der für die Abrechnung der Ratskorrespondenz zuständig war.92 Seine Auf-
zeichnungen, die nicht Teil der Stadtrechnungen waren, haben sich jedoch nicht
erhalten. Damit vergleichbar sind höchstens noch die Konstanzer Memorialbücher
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Auch sie enthalten vorwiegend Notizen des
Stadtschreibers zu Briefen, die auf der Grundlage der Ratsprotokolle verfertigt wer-
den mussten.93
2.3.2. Allerley Briefe, Missivenbücher und Abschiede
In Missivenbüchern wurden die Abschriften von Briefen, Instruktionen, Urkunden
und Abschieden an Verbündete und Territorium gesammelt, während die Origi-
nale meist von Boten ausgetragen wurden. Ein Grossteil der Texte hängt mit den
Rodelvermerken zusammen, die sich der Stadtschreiber während der Ratssitzun-
gen zu einzelnen Entscheidungen notiert hat. Auch im Fall von Missivenbüchern
handelt es sich durchweg um Schriftzeugnisse, die sich im besagten Raum über-
wiegend aus dem 15. Jahrhundert erhalten haben. Zumeist tauchen sie analog zu
inhaltlich verwandten Akten, etwa den erwähnten Schreibrodeln, zwischen 1400
und 1450 auf. Die Briefabschriften wurden zunächst in Faszikeln gesammelt und
später zu Büchern gebunden. Bedingt durch die zunächst geringe Schriftproduk-
tion wurden Briefeingang und -ausgang vielerorts noch nicht getrennt. Zu den äl-
testen Missivenbüchern gehört das erste Berner Missivenbuch, das um 1414 begon-
nen wurde.94 Es ist untypisch, da es eher eine Art Briefeingangsregister darstellt. Es
beinhaltet nämlich vorwiegend an Schultheiss und Rat von Bern gesandte Briefe,
allerlei Verwaltungsakten, gerichtliche Beschwerden, Nachrichten von Kriegs-
schauplätzen sowie nach Bern übermittelte Abschiede von Eidgenossen und ande-
ren Bündnispartnern. Erst die folgenden Missivenbücher enthalten nur die Ab-
schriften ausgehender Briefe.
Ein Problem der frühen Missivenüberlieferung ist ihre Vollständigkeit. Auch
in Bern darf man vor 1465 von einer lückenhaften Überlieferung ausgehen95, selbst
wenn gewisse Unregelmässigkeiten - wie im Falle Solothurns - durch späteren Ak-
tenverlust zu erklären sind. In Freiburg i.Ue. wurde die ausgehende Korrespon-
91 StaBE, A1801, Stadtschreiberschuldrodel 1 (1466-1471).
92 StaFR, Besatzungsbuch I (1448-1475), S. 75.
93 StaKN, B19, B110, Memorialbücher.
94 StaBE, AI, Altes Missivenbuch 1414-1446.
95 StaBE, AIII3, Deutsches Missivenbuch (1442-1473).
2. Die städtischen Akten
einen Einblick in den Umfang der Schriftproduktion, sondern enthalten gelegent-
lich auch Verweise auf deren Übermittler. Die Berner Stadtschreiberrodel, die eben-
falls auf Nikolaus und Thüring zurückgehen, enthalten neben Taxen für einzelne
Schrifttypen gelegentlich auch das Datum, den damit verbundenen Schreibauf-
wand oder die Sprache, in welcher ein Brief verfasst wurde.91 Im Abgleich mit den
Ratsprotokollen und Missivenbüchern lassen sich so die Wege vieler Nachrichten
genau verfolgen. Eine vergleichbare Überlieferungsdichte lässt sich in keiner ande-
ren Stadt finden. Zwar wird in Freiburg i. Ue. 1465 das Amt des Briefschätzers ge-
nannt, der für die Abrechnung der Ratskorrespondenz zuständig war.92 Seine Auf-
zeichnungen, die nicht Teil der Stadtrechnungen waren, haben sich jedoch nicht
erhalten. Damit vergleichbar sind höchstens noch die Konstanzer Memorialbücher
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Auch sie enthalten vorwiegend Notizen des
Stadtschreibers zu Briefen, die auf der Grundlage der Ratsprotokolle verfertigt wer-
den mussten.93
2.3.2. Allerley Briefe, Missivenbücher und Abschiede
In Missivenbüchern wurden die Abschriften von Briefen, Instruktionen, Urkunden
und Abschieden an Verbündete und Territorium gesammelt, während die Origi-
nale meist von Boten ausgetragen wurden. Ein Grossteil der Texte hängt mit den
Rodelvermerken zusammen, die sich der Stadtschreiber während der Ratssitzun-
gen zu einzelnen Entscheidungen notiert hat. Auch im Fall von Missivenbüchern
handelt es sich durchweg um Schriftzeugnisse, die sich im besagten Raum über-
wiegend aus dem 15. Jahrhundert erhalten haben. Zumeist tauchen sie analog zu
inhaltlich verwandten Akten, etwa den erwähnten Schreibrodeln, zwischen 1400
und 1450 auf. Die Briefabschriften wurden zunächst in Faszikeln gesammelt und
später zu Büchern gebunden. Bedingt durch die zunächst geringe Schriftproduk-
tion wurden Briefeingang und -ausgang vielerorts noch nicht getrennt. Zu den äl-
testen Missivenbüchern gehört das erste Berner Missivenbuch, das um 1414 begon-
nen wurde.94 Es ist untypisch, da es eher eine Art Briefeingangsregister darstellt. Es
beinhaltet nämlich vorwiegend an Schultheiss und Rat von Bern gesandte Briefe,
allerlei Verwaltungsakten, gerichtliche Beschwerden, Nachrichten von Kriegs-
schauplätzen sowie nach Bern übermittelte Abschiede von Eidgenossen und ande-
ren Bündnispartnern. Erst die folgenden Missivenbücher enthalten nur die Ab-
schriften ausgehender Briefe.
Ein Problem der frühen Missivenüberlieferung ist ihre Vollständigkeit. Auch
in Bern darf man vor 1465 von einer lückenhaften Überlieferung ausgehen95, selbst
wenn gewisse Unregelmässigkeiten - wie im Falle Solothurns - durch späteren Ak-
tenverlust zu erklären sind. In Freiburg i.Ue. wurde die ausgehende Korrespon-
91 StaBE, A1801, Stadtschreiberschuldrodel 1 (1466-1471).
92 StaFR, Besatzungsbuch I (1448-1475), S. 75.
93 StaKN, B19, B110, Memorialbücher.
94 StaBE, AI, Altes Missivenbuch 1414-1446.
95 StaBE, AIII3, Deutsches Missivenbuch (1442-1473).