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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0212

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5.5. In der yl - Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung in Freiburg i. Ue.

199

wie etwa jene über den Ausgang hochrangiger diplomatischer Treffen,166 grund-
sätzlich schneller verbreiteten, als die mit niiwe mer bezeichneten Informationen
(heute würde man sagen: vermischte Meldungen167). Die Unregelmässigkeit der
Nachrichtenverbreitung stellte schon für die Zeitgenossen ein Problem dar: Auch
die Information über das gescheiterte Treffen zwischen Kaiser Friedrich III. und
Herzog Karl dem Kühnen in Trier verbreitete sich im Reichsgebiet alles andere als
linear. Die Kunde von der bevorstehende Erhebung Karls zum König, reichte Lü-
beck zwar schon am 3. Dezember an Utrecht weiter. Vom anschliessenden diploma-
tischen Fiasko und Friedrichs abrupter Abreise am 25. November erfuhr der Lübe-
cker Rat jedoch erst zu Beginn des nächsten Jahres.168 Schnell, nämlich ca. acht bis
zehn Tage brauchte die Nachricht hingegen, um nach Cadolzburg zu gelangen, wo
sich Markgraf Albrecht I. Achilles von Brandenburg aufhielt. In Böhmen war man
noch Ende Dezember von der erfolgten Krönung überzeugt.169
Damit lassen sich zwei Beobachtungen zur Geschwindigkeit spätmittelalterli-
cher Informationsverbreitung untermauern. Die erste ist die schlichte Feststellung,
dass die Übermittlung von Nachrichten nur auf kurzen Strecken zeitlich präzise
planbar war. Die zweite hängt mit den Mitteln zusammen, die einem Herrschafts-
träger für die schnelle Übermittlung zur Verfügung standen. Die Herzoge von Bur-
gund verfügten in ihrem unmittelbaren Herrschaftsgebiet über ein funktionieren-
des Informationsnetzwerk aus eigenen Boten sowie jenen ihrer Untertanen, was
eine schnelle Weiterleitung dringender Informationen möglich machte.170 Bereits an
den unmittelbaren Rändern ihres Herrschaftsgebietes nahm die Wahrscheinlich-
keit, dass Nachrichten in chronologischer Reihenfolge eintrafen, allerdings eben-
falls deutlich ab. Dass sie nicht die einzigen Herrschaftsträger waren, die sich des
Problems der Ungleichzeitigkeit und Unregelmässigkeit der Informationsverbrei-
tung bewusst waren, soll das folgende Westschweizer Beispiel zeigen.

5.5. In der yl - Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung
in Freiburg i. Ue.

Welche Bedeutung schnelle Übermittlung für Städte im eidgenössischen Raum
wirklich hatte und welche Entfernungen ihre Boten zurücklegten, lässt sich man-
gels aussagekräftiger städtischer Briefeingangsregister selten in Zahlen ausdrü-
cken. In Freiburg i. Ue., wo im gesamten 15. Jahrhundert Botengänge und Gesandt-

166 Die Nachricht über das Trierer Treffen von 1473 hat sich auf dem Reichsgebiet äusserst un-
gleichmässig verbreitet, siehe: Seggern, Herrschermedien, 2003, S. 312-326.
167 Schaffer, Geschwindigkeit, 1985, S. 102, sieh auch Kap. Das städtische Botenwesen als Organi-
sationsform.
168 Schnelles Reisen zwischen den wendischen Hansestädten und Utrecht, bzw. Holland, nahm
rund 11-13 Tage in Anspruch, was Rechnungsquellen aus Leiden belegen, siehe: Seggern,
Herrschermedien, 2003, S. 314f.
169 Seggern, Herrschermedien, 2003, S. 319.
170 Seggern, Herrschermedien, 2003, S. 314.
 
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