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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0220

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5.6. Reise(hilfs)mittel und Infrastrukturfragen

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gänge, von denen es in der ersten Alpenkette, die das Berner Territorium sowie die
Strassensystem auf Freiburger Seite mit jenen des Wallis verband, unzählige gab.
Viele davon waren auf über 2500 Metern ü. M. gelegen und nur lokalen Führern
bekannt, was sie hauptsächlich dem Fussverkehr vorbehielt.210 Trotz mancher Ab-
kürzungsmöglichkeit, die sie boten, konnten sie von Nachrichtenübermittlern
ebenfalls nur zwischen März und Oktober sicher begangen werden.211
Wie Gesandte waren auch Übermittler von Zoll und Maut befreit. An diese
Vereinbarung haben sich im 15. Jahrhundert alle Herrschaftsträger im Westschwei-
zer Raum gehalten. So sah auch die am 23 August 1470 vom Freiburger Rat abgeseg-
nete Zollordnung für ihre neue Sensebrücke vor, dass all hotten, von Herren und Stet-
ten ze ross und ze fuss mit der biichsen von der Zollabgabe befreit sein sollten.212
Übermittler wurden angehalten, sich über das Wappenschild ihrer Auftraggeber
auszuweisen.

5.6.2. Die Bedeutung von Wasserwegen
Die Rolle der Wasserwege darf nicht unterschätzt werden, auch wenn die städti-
schen Rechnungsquellen vor allem Auskunft über das Befahren der Seen zwischen
Konstanz und Genf geben. Dabei nutzten Boten beinahe jedes befahrbare Gewäs-
ser, um sich durch die bequemere Verkürzung des Weges Reiseerleichterungen zu
verschaffen. Da aber Schiffsreisen stets einen finanziellen Mehraufwand darstell-
ten, sind sie in vielen Städten nur bei Eilbotschaften nachweisbar. So in Konstanz,
das trotz seiner Nähe zum Bodensee im Normalfall auch mit den Städten am linken
Seeufer über den Landweg kommunizierte. Für eine Überfahrt nach Lindau, mit
massiger Geschwindigkeit und bei gutem Wetter, zahlten Boten zwischen 1443 und
1460 etwa 6 d. Konstanzer Währung.213 Noch 1469 galt der Ansatz auch für den
Fährmann, der den Übermittler Immerlin nach Lindau befördert hatte, als dieser
eine in Bregenz geplante Zusammenkunft der Bodenseestädte mit Herzog Sigmund
von Habsburg ylends absagen musste.214 Waren die äusseren Umstände ungünstig,
konnten die Schiffer für dieselbe Strecke aber bis zu 1 Schilling Konstanzer Wäh-
rung fordern.
Auch die Übermittler der Westschweizer Städte benutzten Seefähren vorwie-
gend für dringliche Übermittlungsaufträge. Da keine der Städte direkt an einem See
lag, war der Wassertransport eher bei mittleren Distanzen von Bedeutung. Am häu-
figsten wurden Seen von der Freiburger Stadtführung genutzt, in erster Linie der
Neuenburger- und Genfersee. Während ersterer dem schnellen Transport in den
Raum um Neuchätel diente und dringliche Botengänge ins Burgund begünstigte,
lagen die Ziele der Genfersee-Route an seinem Südufer. Wo und - vermutlich auch

210 Schöpfer Pfaffen, Verkehrspolitik, 2007,304f., Esch, Passverkehr, 1998, S. 173-249.
211 Esch, Passverkehr, 1998, S.
212 Böschung, Sensebrück, 1957 / 58, S. 68.
213 StaKN, L1359 (1446), fol. 28, Nr. 24, L1363 (1455), fol. 40v., siehe auch: Frieden, Nachrichtenwe-
sen, 1996, S. 57.
214 Item imerlin iiii s dn gen lindow als man den tag zu pregentz ab könt hand und i s dn von ain halben tag
stil zu ligen aine antwort zu erwarten och vi dn must er über sew geben nach dem im befohlen ward
ylends ze gend uffgemain stet tut -v s vi d, in: StaKN, L1373 (1469), S. 36v.
 
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