5.4. Umweltbedingungen
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fer auch mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen.145 Anschliessend galt es in der
Kanzlei Briefe und Unterweisungen einzuholen und vor dem Abgang den Weglohn
beim Seckeimeister. Diese letzte Amtshandlung vor Verlassen der Stadt, diente mit-
unter der Kontrolle der Ausstattung des Boten. Denn sie war es, die ihm nicht nur
seine Reise, sondern vor allem Einlass zum Empfänger gewährte, was wie im Falle
von Freiburg gezeigt, ansonsten schon am Stadttor scheitern konnte. Tatsächlich
vollendete sich der Auftrag allerdings erst mit der Rückkehr des Boten.
5.4. Umweltbedingungen
Für das Gelingen eines Botenganges war der Reiseverlauf entscheidend. Abgesehen
von Zollerleichterungen, die eine bevorzugte Abfertigung ermöglichten sowie ge-
wissen formalen Vorteilen, die Gesandte und Übermittler in Gaststätten zugesi-
chert wurden, unterschieden sie sich nicht von anderen spätmittelalterlichen Rei-
senden.146 Da sie im Ernstfall eine höhere Reisegeschwindigkeit an den Tag legen
mussten, waren aktuelle Informationen über die Dichte der Strassennetze, die Exis-
tenz und Qualität von Wirtshäusern, die Verfügbarkeit und die Kosten von Trans-
portmöglichkeiten zu Wasser und zu Land und die Sicherheitslage, die sich durch
Kriegszüge schnell verändern konnte, entscheidend. Gleiches galt für die Witte-
rung. Die Rechnungsquellen zeigen deutlich, dass Gesandtschaften - insbesondere
jene, deren Ziele ausserhalb der Eidgenossenschaft lagen - bevorzugt in den Som-
mermonaten ausgeführt wurden, es sei den, die politische Entwicklung verlangte
nach sofortigem diplomatischen Eingreifen.147 Anders in der Nachrichtenübermitt-
lung; hier zeigten sich keine jahreszeitlichen Unterschiede. Schlechtes oder kaltes
Wetter war kein Grund, einen Auftrag aufzugeben. Die Eide waren in dieser Hin-
sicht eindeutig: Die Verfügbarkeit vereidigter Läufer bei tag und nacht enthielt meis-
tens auch die Weisung, sich nit zu hinderziechen waettars oder ander sacken halb.148 Da
die erfolgreiche Ausführung des Auftrages für einen Boten erste Priorität hatte -
glaubt man einzig den Rechnungsquellen, so waren Misserfolge selten - lohnt es
sich, die einzelnen Elemente einer Botenreise näher zu betrachten.
5.4.1. Die Bedeutung der Geschwindigkeit
Seit es eine obrigkeitlich geregelte politische Nachrichtenübermittlung in spätmit-
telalterlichen Städten gab, wurde der Geschwindigkeit der Übermittlung grosse Be-
deutung beigemessen. Viele Eide enthalten mehr oder minder explizit ausformu-
lierte Hinweise, dass Boten ihre Aufträge wenn möglich stets ane sumpniss vollenden
145 Dazu das Bsp. der Luzerner Weibel im Kap. Entstehung, Amtsbegriff und Zuständigkeiten.
146 Dazu etwa: Moraw, Reisen, 1992, S. 113-138, Peyer, Gastfreundschaft, 1987, S. 220-276.
147 Hübner, Cito quam fas, 2010, S. 89ff.
148 Siehe den Berner Läufereid (1492), in: StaBE, AI 630, Eidbuch II, fol. XXXI/II, und: Der ryter eid
(1481), in: StaBE, A1629, Nüw Eidbuch, S. 10.
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fer auch mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen.145 Anschliessend galt es in der
Kanzlei Briefe und Unterweisungen einzuholen und vor dem Abgang den Weglohn
beim Seckeimeister. Diese letzte Amtshandlung vor Verlassen der Stadt, diente mit-
unter der Kontrolle der Ausstattung des Boten. Denn sie war es, die ihm nicht nur
seine Reise, sondern vor allem Einlass zum Empfänger gewährte, was wie im Falle
von Freiburg gezeigt, ansonsten schon am Stadttor scheitern konnte. Tatsächlich
vollendete sich der Auftrag allerdings erst mit der Rückkehr des Boten.
5.4. Umweltbedingungen
Für das Gelingen eines Botenganges war der Reiseverlauf entscheidend. Abgesehen
von Zollerleichterungen, die eine bevorzugte Abfertigung ermöglichten sowie ge-
wissen formalen Vorteilen, die Gesandte und Übermittler in Gaststätten zugesi-
chert wurden, unterschieden sie sich nicht von anderen spätmittelalterlichen Rei-
senden.146 Da sie im Ernstfall eine höhere Reisegeschwindigkeit an den Tag legen
mussten, waren aktuelle Informationen über die Dichte der Strassennetze, die Exis-
tenz und Qualität von Wirtshäusern, die Verfügbarkeit und die Kosten von Trans-
portmöglichkeiten zu Wasser und zu Land und die Sicherheitslage, die sich durch
Kriegszüge schnell verändern konnte, entscheidend. Gleiches galt für die Witte-
rung. Die Rechnungsquellen zeigen deutlich, dass Gesandtschaften - insbesondere
jene, deren Ziele ausserhalb der Eidgenossenschaft lagen - bevorzugt in den Som-
mermonaten ausgeführt wurden, es sei den, die politische Entwicklung verlangte
nach sofortigem diplomatischen Eingreifen.147 Anders in der Nachrichtenübermitt-
lung; hier zeigten sich keine jahreszeitlichen Unterschiede. Schlechtes oder kaltes
Wetter war kein Grund, einen Auftrag aufzugeben. Die Eide waren in dieser Hin-
sicht eindeutig: Die Verfügbarkeit vereidigter Läufer bei tag und nacht enthielt meis-
tens auch die Weisung, sich nit zu hinderziechen waettars oder ander sacken halb.148 Da
die erfolgreiche Ausführung des Auftrages für einen Boten erste Priorität hatte -
glaubt man einzig den Rechnungsquellen, so waren Misserfolge selten - lohnt es
sich, die einzelnen Elemente einer Botenreise näher zu betrachten.
5.4.1. Die Bedeutung der Geschwindigkeit
Seit es eine obrigkeitlich geregelte politische Nachrichtenübermittlung in spätmit-
telalterlichen Städten gab, wurde der Geschwindigkeit der Übermittlung grosse Be-
deutung beigemessen. Viele Eide enthalten mehr oder minder explizit ausformu-
lierte Hinweise, dass Boten ihre Aufträge wenn möglich stets ane sumpniss vollenden
145 Dazu das Bsp. der Luzerner Weibel im Kap. Entstehung, Amtsbegriff und Zuständigkeiten.
146 Dazu etwa: Moraw, Reisen, 1992, S. 113-138, Peyer, Gastfreundschaft, 1987, S. 220-276.
147 Hübner, Cito quam fas, 2010, S. 89ff.
148 Siehe den Berner Läufereid (1492), in: StaBE, AI 630, Eidbuch II, fol. XXXI/II, und: Der ryter eid
(1481), in: StaBE, A1629, Nüw Eidbuch, S. 10.