Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0025

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

Einleitung

Untertanengebiet, den nächsten Verbündeten oder der Eidgenossenschaft über ihre
Übermittler kommuniziert?
Für endgültige Antworten auf die skizzierten Fragen ist es freilich noch zu
früh. Die abschliessenden Kapitel dienen daher der Sondierung weiterführender
Möglichkeiten. Dazu gehören die funktionalen Paralellen zwischen adeligen Herol-
den und den städtischen Nachrichtenübermittlern im Südwesten des Reiches. Be-
deutsamer ist jedoch der Einfluss kriegerischer Handlungen auf Wahrnehmung
und Funktionsweise spätmittelalterlicher Nachrichtenwesen. Bei mittlerer Dauer
konnten diese zur erheblichen Belastung des städtischen Korrespondenzwesens
führen. Im Zentrum der Betrachtung stehen daher nicht nur die Aufgaben der
Übermittler, die spezifisch an Konflikte gebunden waren, wie etwa Kundschafter-
dienste, sondern vor allem die Folgen des erhöhten Nachrichtenbedarfes der Stadt-
führungen sowie das erhöhte Gefahrenrisiko, dem Boten und die Nachrichten im
Kriegsfall ausgesetzt waren.

Methode & Einschränkungen
Ist man mit Boten unterwegs, so bewegt man sich am Rande der politischen Ent-
scheidungsfindung und damit auch im Schatten der teilweise schillernden Eebens-
welt von Gesandten. Dies erklärt die bisherige Zurückhaltung der Forschenden ge-
genüber diesem Thema. Auch wenn sie kaum Selbstzeugnisse hinterlassen haben,
ist die Welt der Nachrichtenübermittler keineswegs so farblos, wie sie manchmal
aus der Perspektive der Nachrichten erscheint. Fange ging es vor allem darum, wel-
che Wirkung diese erzielt haben und weniger um die Person, die sie übermittelten.
Zudem bietet die Auseinandersetzung mit diplomatisch versierten Gesandten auch
hinsichtlich der Quellen ganz andere Möglichkeiten.43 Städtische Übermittler ha-
ben sich nicht wie Herolde mit ihrem Amt und ihrer Stellung schriftlich auseinan-
dergesetzt. Die zahlreich erhaltenen Archivquellen ermöglichen allerdings, die
Welt spätmittelalterlicher Nachrichtenübermittler aus den verschiedensten Pers-
pektiven zu betrachten.44 Die bisherigen Zeugnisse zu diesen Febenswelten wurden
im eidgenössischen Bereich ausnahmslos von Zweitpersonen, meist dem ansässi-
gen Kanzleipersonal verfasst.45 Daher kommt städtischem Verwaltungsschriftgut,
seinen Verfassern und ihrer Bedeutung für Übermittler und Nachrichtenwesen
zentrale Bedeutung zu. Zwar beschränkten sich deren Einträge häufig auf das Not-
wendigste. Doch die grosse Menge des weitgehend unpublizierten Quellenmateri-
als ermöglicht trotzdem differenzierte Erkenntnisse über ihre Tätigkeit und zu ih-
rem Hintergrund. Im Zentrum stehen die sehr reichhaltigen Stadtrechnungen des
15. Jahrhunderts aus den Städten Freiburg i. Ue., Bern, Solothurn aber auch aus Kon-
stanz, Fuzern und Schaffhausen, weshalb ihnen ein eigener Abschnitt dieser Arbeit
gewidmet ist. Die zumeist konzise Form der Abrechnungen für Gesandtschaften,
43 Dazu immer noch die exemplarische Studie von: Bittmann, Ludwig XI. und Karl der Kühne,
1964-70.
44 Mehr dazu in Kap. Weibel, Reiter, Läufer und fürstliche Herolde.
45 Der bisher einzige Nachweis der »literarischen« Tätigkeit eines spätmittelalterlichen Stadtläu-
fers stammt aus Schwäbisch Hall, siehe dazu: Wunder, Sigmund Weinbrenner, 1988, S. 57-62.
 
Annotationen