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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0082

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3.1. Charakteristiken offizieller Nachrichtenwesen

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die Knechte der Ratsherren eingesetzt, da sie in deren Familienstrukturen einge-
bunden waren und angesichts der fehlenden Trennung von Privatsphäre und
Staatsgeschäften gelegentlich selber als Teil der Stadtverwaltung wahrgenommen
wurden.13 Tendenziell hatten Stadtläufer den grössten Anteil am Informationsaus-
tausch, was sich zum Ende des 15. Jahrhunderts nicht nur in allen Westschweizer
Städten manifestierte, sondern auch etwa in Schaffhausen beobachten lässt.14 Letz-
teres gilt auch für die Zuweisung von Aufträgen. Läufer wurden häufiger im Kon-
takt mit den Untertanengebieten eingesetzt als etwa berittene Boten oder Weibel.
Besonders deutlich wird dies in Bern, dessen verhältnismässig grosse Zahl von ver-
eidigten Läufern im direkten Zusammenhang mit der Grösse seines Territoriums
stand.15 Sie war zudem die einzige der untersuchten Städte, in welcher sich die Zu-
ständigkeiten jener Amtsträgern, die mit der Informations Verbreitung zu tun hat-
ten, bereits um 1450 auch in der Praxis ziemlich klar trennen lassen.16 Während sich
in Bern gegen 1500 beinahe von einer Professionalisierung des Amtes sprechen
lässt, verschwammen diese Kompetenzgrenzen in Freiburg i. Ue. - namentlich zwi-
schen Weibeln und Läufern - zur selben Zeit immer mehr.17 Diese Entwicklung ist
allein in Freiburg zu beobachten. Weibel gehörten zu diesem Zeitpunkt auch in So-
lothurn zu den regelmässig eingesetzten Übermittlern aus dem städtischen Dienst-
personal. Dort wo das Amt als solches belegt war, wurden zudem auch die städti-
schen Zuboten bzw. Pfänder in der Nachrichtenübermittlung eingesetzt.18
Regelmässig wurde auch mittleres städtisches Dienstpersonal zur Mitnahme
von Briefen verpflichtet - insbesondere jene Amtsträger mit funktionsbedingter
Mobilität. Dazu gehörten vor allem Bauleute, Quartiervenner, Schreiber oder Ge-
richtsdiener. Darüber hinaus war es üblich, dass auch hohe Amtsträger wie der
Schultheiss, Bürgermeister oder Seckeimeister und mancherorts auch der Stadt-
schreiber schriftliche und mündliche Informationen mitnahmen. Da dies zumeist
im Rahmen von Gesandtschafts- oder Botenreisen geschah, deren Kosten häufig zu
Lasten der Amtsinhaber gingen, tauchen solche Posten selten in den Abrechnungs-
listen auf. In Freiburg i. Ue. wurde Schultheissen, die Briefe mitnahmen, nur der
Aufwand für ein Weggeld zu Fuss ausbezahlt.19

Stadtläufern bestritten. In Solothurn erledigte im Jahr 1450 der für Botendienste abgestellte
Stadtknecht Jörg 26 der 73 in der Stadtrechnung erfassten Läufe (StaSO, BB 25/6 (1450), fol. 12r).
In Freiburg i. Ue. wurde der einzige Stadtbote Rudolf Mürsing für 26 von insgesamt 78 in den
Rechnungen 1450/I+II (StaFR, CT 95bis, CT 96 (1450/I+II), S. 41-43,27) erfassten Läufen heran-
gezogen.
13 Vgl. Kap. Anthoni Wantfluh und Nikolaus Sträler.
14 In Schaffhausen haben 1469 die beiden Stadtläufer Paule Tegen und Heinrich Zouburger 47 der
79 Botengänge absolviert (StaSH, AII 05.01 /137). Prozentual erreicht ihr Anteil rund 59,4 % aller
absolvierten Botenläufe.
15 Hübner, Nüwe mer, 2003, S. 281ff.
16 Dazu auch Kap. Akteure aus dem städtischen Dienstpersonal.
17 Von insgesamt 51 Botengängen in den Freiburger Rechnungen aus dem Jahr 1500/I+II (StaFR,
CT 195,196 (1500/I+II) fol. IX-X/v, fol. XII) wurden 15 von städtischen Weibeln erledigt, wäh-
rend die Stadtläufer zehn übernahmen.
18 Siehe dazu Kap. Stadtläufer, die Zuboten.
19 Freiburger Schultheissen und Stadtschreiber tauchen in den untersuchten 180 Freiburger Halb-
jahresrechnungen nur 13 mal auf.
 
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