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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0107

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Der Ncckar - Botc erscheint
wöchentlich zweimal, Dicnstag»
n ^iriio.ge. Destcilungcn kön-
nen bei der Erpediiio» in die -
deiberg, bet .ceautm. Lempp
in MosditchN .Vüwsm. Frank tn
Ztdeltheim lind bet alle» Pest-
Stcmtern gemacht werden.


Dienstag, dm 28. März 1843.

Der Abonnementöprciö beträgt
für ein Jahr i st. 36 kr., für
ein halbe» Jahr 5/j kr-, für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückunqt.qebühi für die ge-
spaltene Zeile ad. deren Raum
blträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, Z kr.

Einladung zum Abonnement auf den Neckar-Boten.
Der „Neckarbotc" welcher nun schon seil fünf Jahr-'n erscheint, und überall einer stets stch meh-
renden Thcilnahmc zu erfreuen dal, beginnt nut dem ersten April ein neues Quartal, er bringt
auch fernerhin wie bisher außer ollen Anul.chcn- und Priraibclanntmachuugcn, kurze Aufsätze über
das Neueste aus der Lagesgcsckuchtc, Ncvellen, Ancldot.n, Nälhstl, LandwirthschafUiche Artikel und
dergleichen mehr; ferner an jedem Dienstage ein genaues Vcrzcichmß der bedcutcndsscn I-ruchtmärkte
des Jnnlandcs und der angranzcndcn Lander.
Der Abonucmcntsprcis beträgt: für das ganze Jahr i st. 36 kr., für das halbe Jahr 5/j kr.,
für ein viertel Jahr 3o kr. 'Die Emri cküngsgcbi hr bctiägt 2 kr. für die gespaltene Zeile, oder
deren Naum; bei Anzeigen, über welche die Expedition iiiusinnst ertheilt, 3 kr.
Gefällige Abonnemcntsbcstellnngcn wolle man lür Heidelberg und dessen Umgebung bei der Expedition,
für Mosbach bei K aufmann J-. Lempp, für Adelsheim bei Kaufmann I. G. Frank, so wie bei allen
betreffenden Postämtern machen.
Heidelberg im Marz >8^3. Expedition des Neckar-Boten in Heidelberg.

Der De iS in der Snndgnsse.
fEtuc Geisteegeschichte.)

j. Das verschleierte Bild zu Sais.
Als ich vor zwanzig und etlichen Jahren des
Studierens halber von meinem Vater auf die Hoch-
schule zu Heidelberg geschickt worden war, traf cs
stch, daß ich gleich am ersten Abend in eine Studcn-
tengesellschaft gcrieth, deren Glieder, wie Faust, von
der Nichtigkeit unseres Wissens sammtlich so fest
überzeugt waren, und mir fv eindringlich vom
„Ochsen" abriethcn, daß cs kein Wunder gewesen
Ware, wenn ich in meiner jugendlicher Ehrlichkeit
raschen Entschlusses Hacke und Spaten den Heften
und Dictaten vorgczogcn hatte. Solche Blasphe-
miccn in der Metropole der Gelehrsamkeit zu Horen
hatte ich der Einfalt meines Fuchfcnstandcs
nicht erwartet, und meine anbctcndc Ehrfurcht vor
den dortigen Päbstcn der Wissenschaft war bereits
bis auf das Niveau des unumgänglichen gescllschaft-
Uchcn Respekte hcrabgegangcn; als einer der Zecher
den man Doctor titulirtc, und den ich für ein Mit-
glied der Universität hielt, auch meine letzten from-
men Illusionen durch den Schluß zerstörte, den er
Schillers verschleiertem Bilde zu Sais gab:
Er sprichts und hat den Schleier aufgedcckt,
„Nun, fragt ihr, und was zeigte sich ihm hier?
Ein schadenfroher Zwerg stand grinsend da,

Zurückgcwandt den Kopf, und stngerdeutend
Wies er auf seines Rückens nackte Blöfc; —
Da wo der Rücken diesen Namen nicht mehr führt
Da zeigt' er hin.
Der Jüngling den des Wissens heißer Durst,
Nach Sais in Egypten- hergetricbcn,
Er f> ug nach dieser Hieroglyphe Deutung nicht,
Hin ging er wieder wo er he'gekommen.
Und wenn er wo gelehrte Hierophanten traf,
Da rief er des cgypt'schcn Zwergs Gebcrdc
In deutscher Sprache ihnen lachend zu.
Ich muß gestehen, daß mich etwas, ich weiß nicht
was, zu diesem Mayne hmzog. Ich bat ihn, mir
seine Verse nochmals vorzusagen, und er war so
gefällig, sic mir in meine Brieftasche zu schreiben.
Zugleich lud er mich ein, ihn in freien Stunden
zu besuchen, und gab mir seine Karte. Darauf
stand: Doctor Deis in der Sand gaffe.
Am andern Abend war ich wieder im nämlichen
Gasthause, und als die gestrige Gesellschaft beisam-
men war, frag ich ob der Doctor Deis nicht kommen
werde.
Da Niemand diesen Namen kennen wollte, sagte
ich, daß der Herr, der gestern dagcwescn sei
so heiße.
Alle versicherten, es sei Niemand sonst dage-
wesen.
„Aber, mein Kott," erwicdcrtc ich, „denkt ihr
denn nicht an das verschleierte Bild zu Sais?"
 
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