Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
n. Freitag». Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdiüon in Hei-
delberg , bei Kaufm. Lcmpp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bci allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.
Neckar-Bote.
Dienstag, den 3. Oktober L843.
Der Abonncmentkprei» betrögt
für ein Jahr r fi. 36 kr, für
em halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Dir
ElnrückungSgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Nau«
beträgt 2 kr. Bci Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft erthcilt, 3 kr.
Für das mit dieser Nummer beginnende neue Quartal wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lempp, für Eberbach bei
Herrn Sl. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrl. Postämtern machen.
Der Abonnementspreis ist 50 kr.
Heidelberg, im September 1845. Otto August Oßwald.
Vuntes aus der Leit*
An dem Erzherzog Johann von Oesterreich haben
die Herren Naturforscher und Acrzte einen Beschützer,
Wirth und College» gefunden, auf den sie stolz sein
können. Er hat ihre diesjährige Versammlung zu Grätz
mit einer Rede eröffnet, wie sie der Mann vom Fach
nicht anders und bester macken und halten kann, und
dabei so praktische und gute Vorschläge gethau, daß cs
jammerschade wäre. wenn sie unbeachtet blieben. Auch
als Wirth ist der Erzherzog der rechte Mann, er weiß
Alles so sinnig und geschmackvoll anzuordncn, daß,Es-
sen und Trinken noch einmal so gut schmeckt.
Der Papst bat zwei holländische Bischöfe in den
Bann gelhan. An allen Straßenecken zu Rom ist mit
großen lateinischen Buchstaben zu lesen, daß die Bischöfe
von Utrecht und Hartem ans der Kirckcugcmcinsckaft
ausgeschlossen sind, weil sie als ungeholsamc Söhne die
Vaterschaft des Papstes nicht anerkennen wollen.
Der Plan, von Bamberg über Würzburg nach
Frankfurt eine. Estenbahn zu bauen, kommt wieder
zum Vorschein. In Leipzig soll eine Gesellschaft von
Kaufleuten den Bau dieser Bahn auf ihre Kosten über-
nommen haben. . (D.Z.)
Klabautermann.
(Scemannssage.)
Mit übercinaüdc'r geschlagenen Armen stand der
alte Martin Koch an der Brustwehr des Blanken-
cser Fährhauses und schaute auf den Elbstrom hin-
aus, dessen Wellen von einem sanften Westwind
gekräuselt, von der Flut bewegt, langsam fortroll-
tcn. Zur Seite des alten erfahrnen Seemanns stand
Jakob, fein jüngster Sohn, der einzige, der ihm von
vier hoffnungsvollen Knaben übrig geblieben war;
denn die übrigen drei waren in der Blüihe ihecr
Jahre ein Raub der Wellen geworden und unter
den Augen des Vaters ertrunken, ohne daß dieser
im Stande gewesen war, zu ihrer Rettung etwas
bcizutragcn. Der Wind schielte mit den Wipfeln der
alten Linden, die an dem Abhang des Berges stehen,
und trieb das gelbliche Laub, welches noch hin und
wieder an den kahlen Zweigen hing, vor sich her.
Endlich unterbrach Jakob die Stille, und indem
er den Vater mit starkem Arm rüttelte, fprach er:
„Aber sagt mir doch einmal, worüber Ihr so ernst
uachsinnt? Ich stehe hier nun doch schon eine ge-
raume Zeit bci Euch, und ich glaube, Ihr habt mich
noch gar nicht einmal gesehen. Was habt Ihr denn?
Ich sehe doch eben nichts Besonderes, und die Elbe,
die Ihr da so stnftcr anfchaut, ist doch wohl ruhig ge-
nug. Ich glaube, wir werden eine gute Fahrt habend
„Vielleicht!" brummte der Alte etwas unsanft,
ohne die Richtung seines Blicks zu verändern.
„Vielleicht? Und warum denn nicht gewiß?" stel
Jakob ein. „Die letzten Nachrichten stnd gut. Seit
dem anhaltenden Ostwind habcn-sich in der Nord-
see und in dem Kanal viele Schisse gesammelt; der
seit heute früh wehende Nordwest führt sie uns zu,
was gilt's? wir machen eine gute Beute."
„Oder lassen sic zurück," sagte der Alte.
„Ähr habt heute einmal wieder Euer böses
Schauer," begann Jakob unwillig, „da darf Euch
kein Mensch ein Wort sagen, oder Ähr brummt
stundenlang."
„Junge!" rief der Alte, und drehte sich rasch
um, indem er mit abgcwandtem Gesicht nach Westen
hinzcigie, „in der Richtung liegt die Nordsee, weißt
du denn nicht, daß ich heute vor vier Jahren deine
drei Brüder vor meinen Augen ertrinken sah?"
Jakob wurde fcuerroth und seine Hellen Augen
füllten sich mit Thränen. „Alle drei," sagte er
leise, „.Hans, Nicolaus und Christoph; sie gingen
an einem Sonntag-Morgen fröhlich und wohlge-
mut!) in die Scc hinaus; ich habe keinen von ihnen
wicdergefehen."
Der Alte wurde ungewöhnlich weich, und indem
er feine Augen mit der stachen Hand bedeckte, be-
tete er leise: „Gott nehme ihre Sünden von ihnen
und gebe ihren Seelen Frieden."
Vater und Sohn standen eine Meile bci einan-
der und starrten vor sich hin, ohne die Stille zu
unterbrechen. Der Nordwest erhob sich frischer
und die Flut ließ allmälig nach.
Da trat der alte Röhrs, Martin Kochs lang-
jähriger Freund und Gefährte, in seinen braunen
Kaput gehüllt, die schwarze Barcnmütze über die
Ohren gezogen, aus dem Fährhause heraus. In
der einen Hand trug er ein langes Seerohr, in der
andern ein großes Glas Grog, welches er seinem
alten Frezind entgegcnhielt. „Da," rief er ans.
wöchentlich zweimal, Dienstag»
n. Freitag». Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdiüon in Hei-
delberg , bei Kaufm. Lcmpp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bci allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.
Neckar-Bote.
Dienstag, den 3. Oktober L843.
Der Abonncmentkprei» betrögt
für ein Jahr r fi. 36 kr, für
em halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Dir
ElnrückungSgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Nau«
beträgt 2 kr. Bci Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft erthcilt, 3 kr.
Für das mit dieser Nummer beginnende neue Quartal wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lempp, für Eberbach bei
Herrn Sl. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrl. Postämtern machen.
Der Abonnementspreis ist 50 kr.
Heidelberg, im September 1845. Otto August Oßwald.
Vuntes aus der Leit*
An dem Erzherzog Johann von Oesterreich haben
die Herren Naturforscher und Acrzte einen Beschützer,
Wirth und College» gefunden, auf den sie stolz sein
können. Er hat ihre diesjährige Versammlung zu Grätz
mit einer Rede eröffnet, wie sie der Mann vom Fach
nicht anders und bester macken und halten kann, und
dabei so praktische und gute Vorschläge gethau, daß cs
jammerschade wäre. wenn sie unbeachtet blieben. Auch
als Wirth ist der Erzherzog der rechte Mann, er weiß
Alles so sinnig und geschmackvoll anzuordncn, daß,Es-
sen und Trinken noch einmal so gut schmeckt.
Der Papst bat zwei holländische Bischöfe in den
Bann gelhan. An allen Straßenecken zu Rom ist mit
großen lateinischen Buchstaben zu lesen, daß die Bischöfe
von Utrecht und Hartem ans der Kirckcugcmcinsckaft
ausgeschlossen sind, weil sie als ungeholsamc Söhne die
Vaterschaft des Papstes nicht anerkennen wollen.
Der Plan, von Bamberg über Würzburg nach
Frankfurt eine. Estenbahn zu bauen, kommt wieder
zum Vorschein. In Leipzig soll eine Gesellschaft von
Kaufleuten den Bau dieser Bahn auf ihre Kosten über-
nommen haben. . (D.Z.)
Klabautermann.
(Scemannssage.)
Mit übercinaüdc'r geschlagenen Armen stand der
alte Martin Koch an der Brustwehr des Blanken-
cser Fährhauses und schaute auf den Elbstrom hin-
aus, dessen Wellen von einem sanften Westwind
gekräuselt, von der Flut bewegt, langsam fortroll-
tcn. Zur Seite des alten erfahrnen Seemanns stand
Jakob, fein jüngster Sohn, der einzige, der ihm von
vier hoffnungsvollen Knaben übrig geblieben war;
denn die übrigen drei waren in der Blüihe ihecr
Jahre ein Raub der Wellen geworden und unter
den Augen des Vaters ertrunken, ohne daß dieser
im Stande gewesen war, zu ihrer Rettung etwas
bcizutragcn. Der Wind schielte mit den Wipfeln der
alten Linden, die an dem Abhang des Berges stehen,
und trieb das gelbliche Laub, welches noch hin und
wieder an den kahlen Zweigen hing, vor sich her.
Endlich unterbrach Jakob die Stille, und indem
er den Vater mit starkem Arm rüttelte, fprach er:
„Aber sagt mir doch einmal, worüber Ihr so ernst
uachsinnt? Ich stehe hier nun doch schon eine ge-
raume Zeit bci Euch, und ich glaube, Ihr habt mich
noch gar nicht einmal gesehen. Was habt Ihr denn?
Ich sehe doch eben nichts Besonderes, und die Elbe,
die Ihr da so stnftcr anfchaut, ist doch wohl ruhig ge-
nug. Ich glaube, wir werden eine gute Fahrt habend
„Vielleicht!" brummte der Alte etwas unsanft,
ohne die Richtung seines Blicks zu verändern.
„Vielleicht? Und warum denn nicht gewiß?" stel
Jakob ein. „Die letzten Nachrichten stnd gut. Seit
dem anhaltenden Ostwind habcn-sich in der Nord-
see und in dem Kanal viele Schisse gesammelt; der
seit heute früh wehende Nordwest führt sie uns zu,
was gilt's? wir machen eine gute Beute."
„Oder lassen sic zurück," sagte der Alte.
„Ähr habt heute einmal wieder Euer böses
Schauer," begann Jakob unwillig, „da darf Euch
kein Mensch ein Wort sagen, oder Ähr brummt
stundenlang."
„Junge!" rief der Alte, und drehte sich rasch
um, indem er mit abgcwandtem Gesicht nach Westen
hinzcigie, „in der Richtung liegt die Nordsee, weißt
du denn nicht, daß ich heute vor vier Jahren deine
drei Brüder vor meinen Augen ertrinken sah?"
Jakob wurde fcuerroth und seine Hellen Augen
füllten sich mit Thränen. „Alle drei," sagte er
leise, „.Hans, Nicolaus und Christoph; sie gingen
an einem Sonntag-Morgen fröhlich und wohlge-
mut!) in die Scc hinaus; ich habe keinen von ihnen
wicdergefehen."
Der Alte wurde ungewöhnlich weich, und indem
er feine Augen mit der stachen Hand bedeckte, be-
tete er leise: „Gott nehme ihre Sünden von ihnen
und gebe ihren Seelen Frieden."
Vater und Sohn standen eine Meile bci einan-
der und starrten vor sich hin, ohne die Stille zu
unterbrechen. Der Nordwest erhob sich frischer
und die Flut ließ allmälig nach.
Da trat der alte Röhrs, Martin Kochs lang-
jähriger Freund und Gefährte, in seinen braunen
Kaput gehüllt, die schwarze Barcnmütze über die
Ohren gezogen, aus dem Fährhause heraus. In
der einen Hand trug er ein langes Seerohr, in der
andern ein großes Glas Grog, welches er seinem
alten Frezind entgegcnhielt. „Da," rief er ans.