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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0143

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei KauUn. Lcmpp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumps
in Ebcrbach und bei allen Po,1-
Aemtern gemacht werden.


SS.
Dienstag, den 25. April S Nti3.

Der Abonncmentsprcis betrögt
für ein Jahr i fl. 36 kr„ für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3c> kr. Die
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Naum
beträgt r kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft erthcilt, 3 kx.

Buntes aus der Lett»
Heidelberg. Dahlmann aus Bonn befindet
sich° hier auf Besuch bei Gervinus. Der Neckarbotc
bringt ihm seinen herzlichen Gruß dar, nm so mehr,
als er, obgleich der herrschenden politischen Ansicht
nicht gerade zugethan, von allen politischen Parthcien
(d. h. von den Ehrenmännern unter denselben) als ein
Mann von ächt deutschem Schrot und Korn verehrt
wird. Darum unfern herzlichen Gruß!
Mannheim. Im Heidelberger Journal findet sich
eine Art von Aufruf zur Wiederherstellung des Kreu-
zes, welches früher zum Andenken des von Friedrich
dem Siegreichen im Jahr 1-462 in der Näbe des
jetzigen Dorfes Fricdrichsseld erfochtenen Sieges erbaut
worden war, im Jahr 1823 aber böswillig zerstört
worden ist. So sehr wir für die Erhaltung histori-
scher Denkmäler jeder Art sind, und die elenden Mo-
tive, die jener Zerstörung zum Grunde gelegen haben,
verabscheuen, sehen wir doch keinen Grund, die Wie-
derherstellung des Denkmals zu wünschen. War es
doch ein Kampf Deutscher gegen Deutsche, der
dort entschieden wurde, ein Kampf dessen Gegenstand
kleinliche Jnterrcssen rauflustiger Herren waren, ein
Kampf also, auf den sich Niemand etwas zu Gute
thun kann, als der längst selige kräftige Friedrich,
der ihn kämpfte. Das alte Kreuz war nur eine from-
me Mahnung zum Gebet für die dort Gebliebenen;
ein neues würde den Sinn eines Siegeszeichen haben.
Die Geschichte hat das Andenken des Sieges bewahrt
die Poesie ihn verherrlicht, welthistorische Bedeutung
hatte und hat er nicht; warum also ein Denkmal?
Wollt Ihr einen Sieg verherrlichen Helsen, so steuert
zur Vollendung des He rrma uns - Denkmals,
eines Zeichens, daß ihr eine Nation seid, und über-
laßt den Büchern das GedächtnißEuerer Zersplitterung.
Paris. Die Emancipation der Sklaven in den
französischen Kolonien ist ein Gegenstand, der nun
einmal zur Sprache gebracht ist, und bald eine Par-
teifrage werden wird, wenn sich die Regierung nicht
seiner bemächtigt, in welchem Falle sie der Linken,
die doch unmöglich Sklaverei verteidigen kann, eine
bedeutende Waffe, wenigstens aber eine Lärmtrommel
aus den Händen windet. Das englische Parlement
votirte einst für Entschädigung der Sklavcnbcsitzer in
Englisch-Westindien die Summe von 20 Mill. Pfund
Sterling (240 Mill. Gulden oder 814 Millionen
Franken. Wenn nun die französischen Kammern die
Befestigung von Paris dccretirt haben, die nach dem
Urtheil von Sachverständigen eher mehr als weniger
kosten wird, mit wie viel größerer Bereitwilligkeit
müssen oder werden sie die zur Befreiung einer miß-
handelten Bevölkerung nöthigen Summen votircn,
einer Bevölkerung die in wenigen Jahrzehenten
aussterben würden, wenn sie nicht durch den schänd-
lichen Sklavenhandel jährlich wieder completirt würde.

Das Stelldichein.
Ein Scherz von Panse.
(Fortsetzung.)
„Wie ist dir's denn, lieber Leser? Springst du
nicht mit über Stock und Stein, Graben und
Bache, nm in zwei reizenden Armen alles Mög-
liche zu fühlen und zu denken, nur nichts Ver-
nünftiges? Oder kauerst du dich über einem
Kapitel der Naturkunde zusammen, und betrach-
test, wie ein Feldherr die Bewegungen der feind-
8 liehen Heere, durch dein Mikroskop, das liebliche
I Spiel der Millionen Amoretten, welche in einer
I schönen blühenden Madchcnwange wimmeln, und
f welche die unausstehlichen Phy fiter Würmer ncn-
i ucn? Oder hängst du vielleicht in Verzweiflung
« an einem der sep>tem cruce8 jiirispruckentiue
lomnnus und wartest umsonst auf das Zerreißen
des Vorhanges? Oder weißt du ani besten wo
dich der Schuh drückt, wenn deine thcurc Rippe
in eurem Anfall von bacchantischem Enthusiasmus
mit ihrem Kommandostab, dem Küchen löffel, über
dein zitterndes Ehcgewcih' fahrt, wie ein Don-
nerwetter? Oder — mache was du willst, aber
wisse, daß ich unterdessen am Gartenpförtchen an-
gekommen bin.
Die Liebe fürchtet nichts mehr, als ein drittes
Paar weibliche Augen deren Glühpcriode um
einige Jahrzchcnde früher gefallen ist, oder welche
die Lcnchtfunkcn vergebens hcrumgcworfen haben.
Weh' dem Unglücklichen, wenn solche Katzenge-
sichtcr über den Zaun des Paradieses schielen, wo
man gerade an alles in der Welt denkt, nur
nicht an die Welt selbst. Das Gerücht von der
verführten Evaide lauft in >5 Minuten eine mei-
lenlange Stadt durch und die Thccgesellschaft un-
terlaßt nicht, vornehm die Nase zu rümpfen:
„da sieht man die liebe Unschuld i" (Forts, f.)

(Auf Verlangen ausgenommen.)
Der Ostindstch-Syrisch-Berlmische Mis-
sions-Frauen-Vcrcitt.
(Aus dem Allgemeinen Anzeiger.)
Motto.
Nachbar, kehrt erst vor eurer Thür.
(Aus dem Ostindischen.)
Der Verfasser des Nachstehenden hat mehrere Wo-
chen gewartet, um es mehrere Mal in verschiedenen
Blättern lesen zu können und dadurch die Ucdcrzeuguug
 
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