Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0393

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Neckars-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdition in Hn-
belberg, bei Koulm. vtmpp
in Mosbach, Kaufen, Frank en
Adelsheim, Abraham Stumps
ier Eberbach unb bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.


Frc.ag, den 24. November 1843.

Der A bonncmentöprei» betrügt
für rin Jahr l st. 36 kr, für
cen halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Dicrteljahr 3c> kr. Die
Einrückungkgebühi für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpedition Ank-
kunst kkthcilt, 3 kr.

Wuntes aus der Leit»
Baden. Zum Präsidenten der ersten Kammer sind
von Sr. königl. Hoheit dem Großhcrzcg ernannt wor-
den: Se. Hoheit der Markgraf Wilhelm, zum ersten
Vicepräsidcnten Se. Durchlaucht der Fürst von Fürsten-
berg und zum 2ten Vicepräsidcnten der Staatsrath Wolff.
Für den Wahlbezirk Weinheim ist der frühere Ab-
geordnete, Oberhofgerichtsadvokat Hecker mit 32 Stim-
men wieder in die zweite Kammer gewählt worden.
Gestern, den 23. ist die auf den 21. einberufene
Ständeversammlung nach vorhergegangenem Gottesdienst
und den weiteren üblichen Ceremonien feierlich eröffnet
worden.
Aus Amerika sind wieder mehrere Familien, die
aus Baden dahin ausgewandert waren, zurückgekehrt
und haben eine sehr trübe Schilderung von dem Leben
der Deutschen jenseits des Meeres gemacht. Biele tau-
send deutscher Auswanderer sehnen sich in ihre alte Hei-
mat und würden zurückkehren, wenn sie die Uebersahrt
bezahlen könnten.
In Bayern schreibt man einen guten Theil des Has-
ses der Griechen gegen die Deutschen auf Rechnung
der Engländer. Man glaubt, daß drk'Handelspo-
litik der Britten darauf ausgehe, die Deutschen zu hin-
dern, an jenem wichtigen Punkte des Mittclmeers fe-
sten Fuß zu fassen. Allgemein wünscht man, daß der
König Otto^zurückkehre und die 80,000 st., welche
er aus dem Säckel der Bayern jährlich erhalt, lieber
im Vaterland verzehre, das leere Schlösser und bedürf-
tige Städte genug hat, denen eine Hofhaltung gar gut
zu statten käme. Die drei Millionen, welche Bayern
an Vorschüssen der griechischen Staatsregierung geleistet
hat, gibt man so ziemlich verloren. Die großen Mächte
werden sich für ihre Anlehen im schlimmsten Falle durch
gut gelegene Inseln entschädigen; was kann aber Bay-
ern thun?
Der türkische Sultan hat dem König der Fran-
zosen sein Porträt in Lebensgröße zugeschickt. Der Kö-
nig hat's in Versailles aufyängcn lassen.
Der Verein gegen Luxus, Vergnügungssucht und
Kleiderpracht in Nürnberg zählt bis fetzt 280 Mit-
glieder. Für die Leitung dieser Angelegenheit und zur
Entwerfung der Statuten wurden fünf Männer ge-
wählt, die sämmtlich in Nürnberg ungetheiltes Vertrauen
besitzen. Doch gibt es noch sehr Viele, denen der Ver-
ein ein Dorn im Auge ist, weil man glaubt, Handel
und Wandel werde dadurch gestört und es würde nun
kein Geld mehr unter die Leute kommen. (D.Z.)

Klabautermann.
fFortsrizung.)
„Bei Kuxhafen fehle ich die drei geretteten Ma-
tronen an's Land und begab mich mit ihnen zu der

dortigen Behörde, um daselbst eine Anzeige von
dem stattgchabtcn Unglück der letztvcrgangenen
Nacht zn machen. Als ich gehörig vernommen wor-
den, ließ man mich gehen, die drei Matrosen be-
hielt man da, um sie nach Hamburg zu schicken und
ihrem Konsul zu empfehlen."
„Als ich mit meinen Söhnen allein war, osten-
barte ich ihnen thcilweife die Begebenheiten der
Nacht; ich verschwieg oder verdeckte vielmehr meine
absichtliche Bosheit, aber ich zeigte ihnen das erwor-
bene Gold und zahlte cs triumphirend vor ihnen auf."
„Du wirst es doch wohl nicht abliefcrn wollen?
fragte der Jüngste, indem er mich blitzend anfah und
den linken Arm krampfhaft um den Mast schlug."
„Nichts da! wir behalten das Geld, und wenn
cs dem Teufel ans dcr Höllc abgcborgt wäre! ricf
der Aclteste, dic Mütze auf ein Ohr schiebend."
„Der Mittlere stand langsam auf und ging auf
Jas GoldHu, indem er mich seitwärts ansah. Fangt
Rur gleich an zu thcilcn, Vater, rief er, damit
Mir s"'"", wieviel ein Jeder von uns kriegt, ich
bin "echt neugierig daraus."
„Nur mit Mühe gelang cs mir, den Jungens
bcgreisiich zu machen, daß wir erst abwartcn müß-
ten, ob dcr Kapitain an Land gekommen sei, der
mir das Gold anvertraut hatte, und daß ich es nicht
eher aus den Händen geben könne, als bis ich mich
davon unterrichtet hatte."
„Wir segelten nach Hamburg und legten uns mit
möglichster Vorsicht auf Kundschaft; das Boot, wo-
mit sic vom Schiste geflüchtet waren, war umge-
kehrt an der Mündung der Eider gefunden, man
hatte es an dem Schistönamcn und an dem des Ka-
pitains erkannt, welche beide darauf standen; von
der Mannschaft fand sich keiner."
„Jetzt hielten wir uns für berechtigt, das Geld
als unser Eigenthum anzuschen, und theilten es
ungeschcut. Nachdem wir einige Wochen in lautem
Wohlleben zugcbracht und bereits die Aufmerksam-
keit Aller auf uns gezogen hatten, gingen wir wie-
der einmal in die See. Der letzte Streifzug hatte
uns gefallen, wir kamen stillschweigend darin über-
ein, solche Gelegenheit öfter zu benutzen."
Der alte Röhrs sprang hier auf: „Das hat mir
der gute Gott gerathen, daß ich aus Freundschaft
gegen deine verstorbene Krau, deinen jüngsten Sohn
den Jakob, aus deinem Hause nahm, um ihn unter
die Aufsicht der Meinigen zu stellen."
(Forlskpung folgt.)
 
Annotationen