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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0317

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Der Nrckar-Botc erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei «autun Lcmpp
i» Morbach. Kaufm. Frank in
Adclthcim, Abraham Slumps
in Ebcrdach und bei allen ^dost-
Acmtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Freitag, den 22. September 1843.

Der Abonnementrprei» betrögt
für ein Jahr l st. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrüekungogcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Au»-
kunft erthcilt, 3 kr.

Für das mit dem I. Oktober beginnende neue Quartal wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lcmpp, für Ebcrbach bei
Herrn A. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrt. Postämtern machen.
Der Abonnemcntspreis ist 30 kr.
Heidelberg, im September 1043. Otto August Oßwald.

Vuntes aus der Leit.
In dem Leben des Königs der Franzosen spielt die
Zahl 15 eine seltsame Rolle. Er wurde j 773 geboren,
wanderte 1795 ans und kehrte 1313 zurück, er steht
setzt im 13. Jahre seiner Regierung, nach 13 Jahren
wird der Graf von Paris mündig. Der König hat
13 Paläste, die Eivilliste beträgt 15 Millionen, am
15. Juli starb der Herzog von Orleans, der König
hat 13 Kinder und Enkel und sein Leben war schon
15 Mal bedroht.
Bei dem Graben eines Kellers hat ein Bauer aus
dem Dorfe Weiden bei Cöln das wohlerhaltene Grab
eines römischen Fcldhern anfgcfnuden. In dem stei-
nernen Sarg lag eine Goldmünze, die unter dem Kaiser
Bespasian, der ums Jahr 70 zur Regierung kam,
geprägt war. Außerdem fand man drei marmorne Sta-
tuen und zwei Sesseln, ebenfalls von Marmor.
Ei» amerikanischer Mechaniker hat einen Web-
stuhl erfunden, auf dem Strumpfe und Handschuhe ver-
fertigt werden, die keine Naht haben. Die ganze Ma-
schine soll nur 40 Dollars kosten und sehr leicht zu
handhaben sei».

Die Hinrichtung.
(Schluß.)
Acht wurde der Verbrecher gegen den Schcm-
mcl zugeführt, mit dem Rücken gegen das Nach-
halls, mit dem Gesichte gegen den Gasthof gekehrt,
nahm er Platz — er blickte auf — der Henker ent-
blößte das Schwert —
Da aber ersah Egon das Antlitz des Malcsi-
kanten und — dasselbe in diesem Momente er-
kennend, schrie er mit entsetzlicher Kraft und wil-
dem Ausdruck aus: »Benjamin! Benjamin! haltet
ein! halt! halt!« — riß sich vom Fenster los und
im Domino, wie er war, die Thüre aufrcißend,
sprang er hinaus, auf der Treppe noch »Benja-
min« und »haltet ein!« schreiend. Wilhelm blieb
erschrocken im Fenster liegen, wohin sich tausend
Blicke kehrten; Samicl-Franz aber vergaß in dem
frappanten Momente feine Verkleidung und flog

dem rasenden Freunde nach, die Treppe hinab
durch daS Menschengewühl, welches ihnen erschreckt
Platz machte. Egon schrie noch immer »Bcjamin«
und ihm nacheilcnd schrie Franz: »Egon! halt
ein!« das Volk aber ffob auseinander und schrie:
»der Teufel! der Teufel!« —
Der Schauspieler Teufel hörte aber seinen
Namen, und in der gespannten Gemüthssiimmung
sich gerufen glaubend, schrie er herab: «Hier bin
ich — hier — hier; was wollt ihr um Gottes
willen?«
Egon war bis nahe an das Militär zum Hoch-
gericht vmgcdrungen; hier stürzte er ohnmächtig
nieder; Samicl warf sich über ihn.
Bevor oder gleich in dem Momente, wie jener
»Benjamin« gerufen hatte, war der Streich von
Henkcrshand geschehen, das Haupt war herahge-
rolit, und die ernste Handlung erlitt demnach keine
Störung.
Zu dem Ohnmächtigen und der andern Maske
trat jetzt ein Polizeiofstziant mit mehreren Offne-
ren und der Wache. Sic brachten den Leblosen auf
Franz-Samicls Bitte, der ihnen in kurzen Worten
den Verlauf des Eindrucks und den Grund ihrer
Eostümirung erklärte, ins Hotel zurück.
Hier erholte sich Egon bald unter ärztlicher
Pflege. Er schlug die Augen auf, blickte ängstlich
um sich und ries leise wimmernd: »Bejamin!
mein Benjamin!«
Der Polizeikommiffär nahte sich später dem
Bette, nach dem Grunde einer solchen auffälligen
Störung zu fragen, um diesen Vorfall prstokol-
lircn zu können.
Nachdem sich Egon gefaßt, erzählte er unter
Thränen und Lcufzern: „Ich studirtc in Benn;
Benjamin Ritter war mein Hausgenosse und mein
Freund. Er wurde cs noch in höherm Maße, da
er mich beim Baden im Rheine mit Gefahr sei-
nes Lebens vom Ertrinken rettete. Von nun an
waren wir ein Leben, eine Seele. Kurze Zeit,
nachdem ich mein erstes Examen bestanden, kam
die "sehe Schauspielergescllschaft nach Bonn. Wir
besuchten fleißig das Theater; Benjamin versäumte
endlich gar keine Vorstellung. Er ließ darüber
 
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