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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0325

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Der Neckar-Note erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
». Freitag». Bestellungen kön-
nen bei der Erpedmon in Hei-
delberg , bei Kaulm. Lempp
in Motbach, Kausm. Frank in
kldelthcim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Freitag, den 29. September 1843.

Der Abonnementtpreit beträgt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Bierteljahr 3o kr. Die
Einrückungogcbühr für dir ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdition Au»«
kunft erthcilt, 3 kr.

Für das mit dem I. Oktober beginnende neue Quartal wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lempp, für Ebcrbach bei
Herrn A. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrt. Postämtern machen.
Der Abvnuenieutspreis ist 80 kr.
Heidelberg, im September 18-45. Otto August Oßwald.

Vuntes aus der Leit.
Ueber die diesjährige Getreideernte stimmen die Nach-
richten darin meist überein, daß das Korn im Durch-
schnitt einen mittelmäßigen Ertrag geliefert habe, die
Waizenernte weit reicher ausgefallen sei, obschon
das daraus gewonnene Mehl an Güte und Feinheit dem
vorjährigen nachstehc. Am besten scheinen überall Gerste
und Hafer gerathen zu sein, desgleichen auch die Hül-
senfrüchte. Die Hausfrauen sind sehr froh, daß sic
diesen Winter wieder Erbsen und Linsen zu kochen haben.
Die Kartoffelernte scheint allenthalben gut auszu-
fallen. Auch der Hopfen hat sich noch erholt und
steht besonders in Franken sehr schön.
In dem bayerischen Hochgebirge fiel am 7. und
8. Scptbr. viel Schnee. — Auf den tyroler Alpen sol-
le» Gras und Kräuter bei dem schönen Wetter eine solche
Frische und Ueppigkeit entfalten, wie man es seit lan-
ger Zeit nicht wahrgenommen habe.
Die Aufregung der Repcalen in Irland wird im-
mer bedenklicher und ist bereits so weit gegangen, daß
nicht nur gegen die englischen Minister, sondern auch
gegen die Monarchin Schmäh- und Drohworte an den
Tag kommen. Man glaubt allgemein, daß noch das
Schwert entscheiden werde.
Den Parisern gehen jetzt die Augen auf und sie
sehen mit Schrecken ein, daß die gewaltigen Ring-
mauern mit den 20 Bastille» und LOO Feucrschlündcn
hauptsächlich dazu gebaut werden, um sie selbst im
Zaum zu halten. Man hat Telegraphen angelegt, um
im Nu von der Centralkaserne aus die Festungswerke
von allen Vorfällen in Kenntniß zu setzen.
Seltenheit. In München hat der verstorbene
Advokat von Bai;, der nnvcrheirathct war und keine
bedürftigen Verwandten hinterließ, sein ganzes Ver-
mögen von 200,000 Gulden der Advokaten-Wittwen-
kasse vermacht.
Bei einem Mittagsmahle im Schlosse zu Eu hatte
ein Bedienter das Unglück, eine ganze Schüssel mit Suppe
auf den König fallen zu lassen. Der König gericth in
Zorn und schalt den Bedienten in Gegenwart der Kö-
nigin von England auS. Diese klopfte ihrem könig-
lichen Nachbar ganz vertraulich auf die Schulter und
sagte lachend: Wer sich so erzürnen kann, der lebt ge-
wiß noch 20 Jahre.
Die Reise des Königs von Hannover nach Eng-
land soll hauptsächlich die Rückgabe der hannoverschen
Krvndiamantcn, die seit Georg I. dahin ausgewandert
sind, betroffen haben. Die Engländer zeigen aber durch-
aus keine Lust, sie herauszugebc» und machen allerlei

Ausflüchte. Man schlägt den Werth dieser Diamanten
auf 12 Mill. Thalcr an.
Au manchen Orten im deutschen Vatcrlande ha-
ben die Leute jetzt Frühling und Herbst zugleich. In
Salzburg steht ein Apfelbaum, an dessen Aesten ne-
ben reifen Früchten die schönsten Blüthen prangen. Des-
gleichen ist in Freiberg in der Wettcrau ein Apfel-
baum zu sehen, der reife Früchte, Knospen und Blü-
thcu zugleich trägt.
Auch in Brüssel ist die Königin von England
festlich empfangen worden. Sie nahm daselbst ein Ban-
ket an, das der König in seinem Palaste gab, lehnte
es aber ab, die Merkwürdigkeiten der Stadt zu sehen,
da sic keine Zeit dazu habe. Abends war die Stadt
glänzend beleuchtet. Die Königin übernachtete im Schlosse
Lacken.
Der kleinen Königin von Spanien will das Fran-
zösische nicht in den Kopf, sie hat einen solchen Wider-
willen dafür, daß sie jedesmal eine Entschuldigung weiß,
wenn der französische Lehrmeister kommt. Ihre Mutter
hat nun im Sinn, ihr einen andern Lehrmeister direct
aus Paris zu schicken, der die Lcctioncn süßer macht,
den Prinzen Aumale.
Der Gedanke des Königs von Bayern, einen Ver-
ein für den Eölner Dombau unter den deutschen Bun-
desfürsten zu gründen, soll lebhaften Anklang gefunden
haben und der Kaiser von Oesterreich bereits einen
Jahresbeitrag von -40,000 Gulden bewilligt haben.
In dem spanischen Kloster zu Plasencia ist eine
Nonne gestorben, welche 9 Päpste erlebte und ein Al-
ter von 108 Jahren erreichte. Im Kloster selbst hat
sie 79 Jahre hingebracht. (D.Z.)

Der Andreasabend.
(Schluß.)
t Der Graf erschien bald wieder. Ein Fest ver-
drängte jetzt bei uns das andere; zahlreiche Besuche,
Glückwünsche und Vorbereitungen zur nahen Ver-
bindung — alles schien mich zu betäuben — aber
furchtbar mahnte mich das Bild des häßlichsten aller
Männer, meines Bräutigams, an die Wirklichkeit.
Er war zu sehr Weltmann, um meine Abneigung
nicht zu bemerken, jedoch schien mein scheues Zu-
rückbeben bei seinen Liebkosungen seine Zärtlichkeit
zu verdoppeln, und er überhäufte mich mit Schmei-
cheleien und Geschenken. Ach, wie ost hab' ich in
dieser harten Zeit auf meinen Knieen gelegen und
 
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