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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0297

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ncn bei der Erpcdmon in Hei¬


delberg , bei Kaujm. Lcmpp
in Mosbach, Kanfm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Eberbach und beiallenPost-
Acmtcrn gemacht werden.

Dienstag, dm 5. September rU43.

Der Abonncmcntsprcis beträgt
für ein Jahr i st. 3f> kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3c> kr. Die
EinrücknngSgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, Z kr.

Buntes aus der Leit»
In Spanien ist größere Verwirrung als je. Die
Junten der Provinz erkennen die neue Regierung in
Madrid nicht au, protestirou gegen die Volljährigkeit
der Königin und verlangen eine Centraljuuta. Darüber-
ist es hie und da schon zu blutigen Auftritten gekom-
men. Die sogenannte Negierung, die sich selbst als
solche constituirt hat, predigt Einheit und Versöhnung,
aber Niemand will ihre Predigt. Dazu kommt, daß
Espartero in England am 19. Aug. «»gekommen und
von England förmlich als Regent von Spanien aner-
kannt wird und mit den gewöhnlichen fürstlichen Ehren-
bezeugungen begrüßt worden ist. Er segelte von da
auf einem Kriegsschiff mit der weißen englischen Flagge
nach Frankreich, um dort seine Gemahlin abzuholeu.
Dagegen unterstützt Frankreich die Königin Christine und
rechnet auf eine Speckseite. Don einer allgemeinen Con-
fcrcnz der europäischen Mächte wegen deö armen Spa-
niens will England nichts wissen , da nichts Gescheitstes
dabei herauskomme, wenn so viele Doctoren um einen
todtkranken Patienten versammelt seien.
Die preußische Armee hat zwei bcmerkenswerthe
königliche Verordnungen erhalten. Es werden allenthal-
ben Ehrengerichte und ein Ehrenrath eingesetzt Diese
sollen Schiedsrichter bei allen Zwistigkeiten unter Offi-
zieren sein, gütliche Ausgleichung ermitteln, und Duelle
verhüten. Ist dies nicht möglich, so hat das Ehren-
gericht das Recht, dem Zweikampf als Kampfgericht
beizuwohnen. Die Strafe des Duells ist zweimonat-
licher bis zwanzigjähriger Fcstungsarrest.
Die Vermählung des Kurfürsten von Hessen
ist nunmehr officiell dem Kurprinzen-Mitregenten an-
gezeigt worden. Die jugendliche Braut, Fräulein von
Berlepsch, stammt aus einer alten Familie der hessischen
Ritterschaft. Der Kurfürst ist jetzt im 67. Lebensjahr.
Zur Mitgift für seine künftige morganatische Gemahlin
hat er 190,000 Tblr. bestimmt, und eine jährliche Apa-
nage von ^0,000 Thlr. Die Vermählung geschieht dem-
nächst in Wilhelmsbad bei Hanau. — Dagegen bringt
die Kölner Zeitung die erfreuliche Nachricht, die aus
guter Quelle von Kassel selbst komme, daß der Kürprinz-
Mitregcnt seine gegenwärtige morganatische Ehe aufgcbeu
und sich zum Besten des Lands ebenbürtig vermählen werde.
Der berühmte englische Luftschiffer Green, der uns
zu Luft besuchen wollte, ist glücklich von Brighton ab-
gesegelt; allein plötzlich drehte sich der Wind und er sah
sich daher gcnöthigt, andere Segel auszuzichcn und
rückwärts wieder nach London hin zu fahren. Er sucht
nun, nachdem er die Kunst, den Ballon zu dirigiren,
gefunden hat, die andere, auch den Wind zu dirigiren.
Entdeckt er das Geheimniß, so wird's ihm von man-
chem Ebe- und Hofmann gut bezahlt werden. (D.Z.)
Die Dvrfzcitung meldet: Das Constitukionsjubelfest
ist im Großherzogthum Baden hie und da und da und
hie, aber nicht überall festlich begangen worden, je

nach der Constitution eines Jeden u. s. w. Von dem
Gegentheile sind wohl alle Leser hinlänglich überzeugt.
In Irland ist die Sache so weit gediehen, daß
O'Counell, der die Seele des Ganzen ist, am 23."
Aug. einen Entwurf vorlas, dessen Hauptpunkte die
folgenden sind: Das irische Volk erkenne die Königin
Victoria und alle ihre Nachfolger auf dem Throne von
Irland an und werde denselben ihre Rechte erhalten»
Der rechtmäßige Monarch oder Regent in England solle
jedesmal auch in Irland anerkannt werden; dagegen
bestehe man auf der Wiederherstellung eines besonder»
irischen Unterhauses, welches von 300 Volksvertretern
gebildet werden solle.
Der L a o o.
fFortsehung.)
Endlich kamen beide in die Nahe der Hülle;
der Oberst klopfte leise an die Thür; Antonio,
am andern Ende deö Hauses stehend, konnte kaum
athmcn; er glich den Ruinen einer alten vom Blitze
zerschmetterten Platane. In der Hütte bewegte
sich etwas, man hörte Schritte, und eine, liebliche
Stimme fragte:
»SAd Ihcks, rrnronlob«
Dcr Jüngling hatte vor Freude hoch aufsprin-
gen mögen, der-Oberst murmelte etwas zwischen den
Zahnen, und sprach dann laut:
»Oeffne, mein Kind, mach nur auf, ich bin
Don Piedras, der Commandant Don Piedras.«
«Wie? Ihr! Viel Ehre, Sennor Coronel,«
rief der Alte, der schnell öffnete und feinem Gaste
einen Stuhl ans Feuer rückte. Clara setzte sich ihrem
Vater zur Seite am Heerde nieder, zog ihre Man-
tilla über den Kopf, den stein beide Hande stützte,
und sprach kein Wort. Ein kleiner Papagei, der sich
auf einem Bambusstocke schaukelte, stog hinab, und
nahm vertraulich auf ihrer Schulter Platz.
Einige Augenblicke sprach Niemand. Endlich be-
gann Don Piedras, von einer innern Unruhe getrie-
ben, und nachdem er ringsum feine Blicke geworfen:
»Antonio hat sich schlecht betragen, er hat feine
Pflicht nicht gethan, fcin Lieutnant hat mir's ange-
zcigt, er giebt den Uebrigen böses Beispiel, ich werde
ihn nach den Gesetzen bestrafen. Ich weiß, ehrwür-
diger Greis, daß Ihr, und auch Ihr, junges Mäd-
chen, viel Theil an ihm nehmt.«
Und der Papagei rief laut, auf den Schultern
der Jungfrau sitzend, den. oftmals gehörten Namen:
Antonio! Antonio!
Unwillkürlich hielt der Oberst inne. — »Er
wird lebenslänglich aus diesen Gegenden verbannt
 
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