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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0389

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Her Neckar - B o t e erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Knulm. Lcmpp
in Mosbach, Kau sm, Frank m
Adelsheim, Abraham Stumps
in Ebcrbach und bei allen Post-
Acmtern gemacht werden.

Neckar-Bote.
SS«
Dienstag, den 21. November 1843.

Der Abonnemrnttpreit beträgt
für ein Jahr l fl. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, tr. für
ein Vierteljahr 3c> kr. Die
Einrückunqsgcbühi für die ge-
spaUcuc Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Del Anzeigen,
woiübcr die Expedition Aut-
kunft erthcilt, 3 kr.

Vuntes aus der Leit»
Baden. Auf die »nterthänigste Pikte des Staats-
ministers des großh. Hauses und der auswärtigen An-
gelegenheiten , um gnädigste Enthebung von dieser Stelle,
haben sich Se. königl. Hob. der Großherzog gnädigst
bewogen gefunden, dieser Bitte zu entsprechen und dem-
selben den Posten Hockst Ihres Bundcstagsgesandtcn
zu übertragen; dagegen den bisherigen Bundestagsge-
sandten Geh. Rath v. Dusch zu Höchst Ihrem Staats-
minister des Großh. Hauses und der auswärtigen An-
gelegenheiten zu ernennen. Bereits am 11. hat Herr
v. Dusch diesen Posten übernommen und ist dem Per-
sonal von seinem Vorgänger, dem Frhrn. v. Blittcrs-
dors, als der neue Chef vorgcstellt worden. Hr. Aler.
v. Dusch ist gegenwärtig nahe an 60 Jahre alt, mackte
1810 sein Eramen in der Rechtswissenschaft, prakti-
cirte hierauf bei dem Kreisdirectorium in Mannheim
und 1813 beim Amte in Mosbach. 1814 kam er als
Kreisassessor nach Nillingen und 1813 als Assessor zum
Finanzministerium nach Karlsruhe. 1819 wurde er
Lcgationsrath im Ministerium der auswärtigen Ange-
legenheiten, 1821 Geschäftsträger bei der schweizeri-
schen Eidgenossenschaft, 1826 geh. Legationsi ath, 1828
Ministerresident und 1834 Kommandeur des Zähringcr
Löwenordens. 1834 wurde er zugleich bei dem königl.
bayerischen Hofe accreditirt, geh. Rath II. Klasse, Kom-
mandeur der k. sardinischen St. Mauritius- und La-
zarusorden und des k. k. österreichischen Leopoldordens.
1836 erhielt er das Kommandeurkreuz des k. bayeri-
schen Civilverdienstordcns und war seit 1838 außer-
ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Ba-
dens am deutschen Bundestage zu Frankfurt. Seit 1841
war er auch am k. belgischen Hofe accreditirt und er-
hielt noch mehrere Ordensauszeichnungen. Durch Her-
ausgabe und vorzügliche deutsche Bearbeitung des Le-
sage'schen Atlas 1823 bei Velten in Karlsruhe Kat
er sich auch einen rühmlichen schriftstellerischen Namen
erworben.

Klabautermann.
(Fortscßung.)
,,Der Untersteuermann hatte schon seit gerau-
mer Zeit wie unbeweglich am großen Mast gestan-
den und schweifte mit seinen Augen unablässig auf
der Wasserfläche umher; plötzlich stürzte er von seiner
Stelle weg nachdem Hinterdeck- Brandung! Bran-
dung am Lufbord (Obcrwindseite)! rief er laut."
,,Geradeaus hatte mein jahrelang geübtes Auge
die Brandung schon lange bemerkt, jetzt faßte die
Schiffsmannschaft auch diese ins Auge, wir trie-
ben mit dem Strom vor dem Winde hin, also war
an keine Rettung zu denken. Die Verwirrung war

allgemein, alles kreischte laut durcheinander, kein
Laut, kein Wort wurde verstanden."
„Jetzt, als die Gefahr anscheinend auf uns ein-
drang, jetzt verwünschte ich meinen vorhin bewiese-
nen Leichtsinn, und faßte den festen Entschluß, das
Schiff zu retten, es möge kosten was cs wolle. Aber
cs war zu spat; noch ehe ich mir die Unmöglichkeit
nur oberflächlich vorgehaltcn, saß das Schiff mit
dem Vordersteven fest. Es war mit einer solchen
Gewalt auf den Grund gestoßen, daß der Kiel ab-
sprang, die sämmtlichcn Unterholzplankcn ausein-
ander wichen und das Wasser von allen Seiten un-
gehindert Hineinfl ürzte."
„Laß mich's kurz machen," sagte der alte Koch,
nachdem er einige Zeit mit der Erzählung eingehak-
ten und Luft geschöpft halte „Nach einer Stund«
war an keine Erhaltung des Schiffs mehr zu denken.
Der Kapitain, der Unterstcucrmann und noch neun
Mann waren ins große Boot gesprungen, sic trie-
ben von dem Schiffe fort, ohne uns übrige vier mit-
zunehmcn. Wir ließen die Schaluppe und darauf
die Hängejollc über Bord, aber die anlauscnden
Wellen warfen sie mit einer solchen Gewalt gegen
das Schiff, daß sic augenblicklich zertrümmerten.
Nichts blieb uns nun übrig, als auf dem Wrack
auszuhalten und geduldig den Tag abzuu arten. Die
drei Matrosen gingen in die Kajüte, suchten einige
Wein - und Rumflaschen hervor und vergaßen ihre
Noth beim Trinken; ich warf mich auf das Verdeck
und wälzte mich in dumpfer Verzweiflung hin und her.
„Der Tag brach an, und mit ihm die Gefahr;
das Wrack konnte nicht mehr bis Mittag zusammen
halten, so schlimm war dieses zugerichtct. Schon
fand ich mich in mein Schicksal und flehte Gott um
Vergebung meiner Sünden, als ich selbst während
dieses Gebets die Hoffnung auf Rettung nicht sin-
ken ließ, und mit den Augen auf der öden Wasser-
fläche umherirrcnd, ein Fahrzeug zu erblicken glaubte,
welches mit vollen Segeln auf uns zuhielt. Gebet
und alles war vergessen, ich hatte Klos zu thun, um
mich von der Wirklichkeit der Erscheinung zu über-
zeugen. Es war wirklich so; laut aufschrcicnd vor
Freude stürzte ich zu den drei Matrosen in die Ka-
jüte, schrie diese aus ihrem Schlaf und eilte mit
der Flagge auf bas Verdeck. Hierein schlug ich ei-
nen Knoten (Nothzeichcn) und zog sie alsdann immer
auf und nieder. Das Fahrzeug kam näher, jetzt er-
kannte ich es, es waren meine Söhne mit dcmEver."
..Sie legten uns zur Seite und nahmen uns auf;
 
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