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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0379

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Der Neckar-Note erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitag» Bestellungen kön¬
nen bei der Erpcdition in Hci-
dclberg. bei seautm. Lcmpp M
m Mosbach, Kaufm. Frank m
Adelsheim, Abraham Stumpf
Dienstag, dm 14. November 1843.

Neckar-Bote.

Der Abonnementöprei» betrögt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5- kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Di«
Einrückung»gcbühl für die ge-
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beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpedition Au»-
kunft crthcilt, 3 kr.

Vuntes aus der Leit*
Die Leipziger Kaufleute haben einen Versuch ge-
macht, mit China in Handelsverbindungen zu treten. Sie
haben 2 Deputiere mit Waaren inländischer Fabrikate
von ungefähr 200,000 Thlr. an Werth nach China
abgcsendet. Wir wünschen gute Geschäfte.
So gar arg ichs doch mit der Gefährlichkeit der
Eisenbahn nickt. Kürzlich feierte die Potsdamer Eisen-
bahn ihr erstes Jubiläum; da bei den Eisenbahnen Alles
schneller geht, so feiern sie ihr Jubiläum schon nach
fünf Jahren. Dabei wurde gerühmt, daß seit den fünf
Jahren in 21000 Fahrten etwa dritthalb Mill. Menschen
befördert und davon nur 2 leickt verletzt worden seien.
In Folge der diesjährigen Weincreöcenz werden in
Grüncberg sehr niedliche, aber dauerhafte Zahnfutte-
rale gemacht, da doch kein Vernünftiger sich um eines
schlechten Jahres willen gleich den Weinzahn ausreißcn
läßt. Es gibt ein schönes Weihnachts^icheik für den
Herrn Gemahl.
Damit Niemand erschrickt, werrn's kommt, bemerken
wir heute nur, daß in Irland das Volk immer un-
ruhiger, und das Militär immer zahlreicher wird, — und
daß essNir Griech enland noch nicht anders geworden
ist und besser, daß aber immer mehr Schiffe an der
Küste und uumer mehr Russen im Süden sich cinfinden.
Man spricht von Neuem davon, daß die in Hanno-
ver wegen politischer Umtriebe Verurtheilten begnadigt
werden sollen.
Die bessern Posten und die Eisenbahnen haben das
Gute, daß auch die Fuhrleute nachzukommen suchen.
Von Aachen nach Frankfurt werden jetzt Fracht-
güter in 5 Tagen geliefert, da 16mal frische Pferde
gelegt sind. (D.Z.)

Klabautermann.
. (Fortsegung.)
„Duste Nachricht schien einen Stein von seiner
Brust zu walzen; die Eiörinde, welche die Gefahr
um sein Herz gezogen hatte, begann auszuthaucn,
und er erzählte mir, daß er für ein Kopenhagener
Haus führe und ein geborner «schwebe sei. Das
Schiff kam von St. Croix und war nach Hamburg
bestimmt, es führte außer einer reichen Ladung an
Kaffee, Zucker und andern Colonialwaaren noch ei-
nen bedeutenden Geldvorrat!) mit sich, der die Sum-
me von hundcrttaufcnd Piaster in Gold betrug, wel-
che Summe der Kapitain bei sich in der Kajüte haltest'
„Das fuhr mir vor den Kopf; das Geld machte
mich fy unruhig, daß ich mir alle mögliche Gewalt
authun mußte, um von außen fo ruhig und unbe-
fangen als möglich zu erscheinen. Ich berathfchlagtc
zum Schein mit dem Kapitain, welche Mittel wir
anwcnden wollten, wenn der Wind die Nacht über

mit gleicher Starke, als wahrend des Tages aus-
halten sollte, und machte ihm begreiflich, mit welch
eurem schlimmen Fahrwasser wir es zu thun hat-
ten. Ich sagte ihm, daß ich für nichts stehen könnte,
und daß es ein möglicher Fall wäre, wir würden
zur Nacht durch den Ebbestrom, der eben jetzt aus-
zulaufcn beginne, wieder aus dem Fahrwasser ge-
worfen; er möge daher seine Schissspapiere und
was sonst von bedeutendem Werth au Bord fei, in
Bereitschaft halten, damit cs im Falle der Noth
schleunig gerettet werden könne."
„Der Kapitain, welchem die Angst vor der
Stirn geschrieben stand, war völlig meiner Meinung
und lobte meine Vorsorge. Er raffte die Schiffs-
papiere zusammen, packte sie in eine blecherne Dose,
welche er auf all-n Seiten verpichte; bann holte er
drei lederne Beutel hervor, worin sich das Geld
befand, und schnallte sich den einen derselben um
den Leib fest, den zweiten drang er mir auf und
den dritten übergab er seinem Sohn, welcher sich
als Unterstcuermann an Bord befand. So aus-
gerüstet gingen wir, ich mit gespannter Erwar-
tung, der Kapitain mit Angst und Schrecken, der
kommenden Nacht entgegen."
„Der Teufel mußte in meinem Herzen gelesen
haben, was ich vorhatte, denn er that alles, mir
mein Vorhaben fo leicht und bequem als möglich
zu machen. Um allen Verdacht von mir abzuwal-
zen und den Leuten glauben zu machen, ich ver-
walte mein Amt so gewissenhaft als nur immer
möglich, hieß ich den Bootsmann, der am Steuer-
ruder stand, solches verlassen, und nahm es selbst
in meine Hand. Unterdessen sing der Wind aus
Süd-Ost.'mmer starker an zu toben, und der Ebbe-
strom, welcher mit furchtbarer Gewalt aus der
Mündung der Elbe schoß, trieb uns immer weiter
nordwärts. Statt mit dem Schiffe fo viel als mög-
lich gegen den Strom anfznarbciten, oder wenn dies
unmöglich war, rincn sichern Ankerplatz auszukund-
schaftcn, ließ ich das Schiff ruhig forttreiben, fest
darauf bauend, daß die ganze Schiffsmannschaft
nicht wußte, welchen Weg wir zu nehmen hatten.
Uebrigens wußte ich sie vom Steuerruder aus durch
unaufhörüche Befehle, wozu auch unter andern ein
unabläßiiches Sondircn gehörte, in Bewegung zu
erhalten, so daß sie auch nicht Zeit behielten, Be-
obachtungen anzustcllcu. Meine Söhne waren mit
dem Ever, wie ich es ihnen befohlen hatte, immer
in unserer Nahe."
(Fortsetzung folgt.)
 
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