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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0185

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Der Neckar - Bo le erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u, Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kaulm. ä.cmpp
in Mosbach, Kaust», ^rank in
Adelsheim, Abraham Slumof
in Ebcrbach u»V bei allen Post-
Aemtcr» gemacht werden.

Neckar-Bote.
A / ZA.
Dienstag, den 30 Mai 1843.

Der AbonnemenlSvrci» betrügt
für ein Jahr e fi. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr Zo kr. Die
Einrückungsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
bi trüg, 2 kr. Bet Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft enhi-ilt, 3 kr.

Vuntes aus der Leit.
Heidelberg. Es muß doch etwaö cm den Was-
serkuren sein. Der Himmel selber scheint die Pries-
nitzische Methode angenommen zu haben. Mein Nach-
bar, der sich aus-Romantik seit langen Jahren den
ganzen Wonnemonat hindurch im Garten rasiren laßt,
erscheint diesmal nie ohne Makimosh, und seine Frau,
die die Romantik mitmachen muß, trinkt ihren Kaffe
meist nnterm Regenschirm. Nur die Herren Para-
pluicfabrikantcn tragen die Nasen hoch.
Baiern. Man bewundert jetzt in Potsdam die
Wasserkünste des Königs von Preußen, Fontänen von
100 Fuß Höhe n. s. w. Die Eröffnung des Ludwigs-
kanals auf der Strecke zwischen Nürnberg und Bam-
berg verdient keine geringere Bewunderung, da das
Unternehmen so lange mit der größten Calamität, die
einem Kanal zustoßen kann, nämlich mit dem Was-
sermangel zu kämpfen hatte. Inzwischen ist die
große Strecke von Nürnberg bis an die Donau noch
nicht vollendet und wird noch manche Anstrengung
kosten. So lange das Wasser fehlte, war der Kanal
zum großen Leidwesen der prosaischen Aktionäre
eine Poesie, und wiewohl wir an Wasserdichter»
keinen Mangel haben, war doch bis jetzt noch keiner
so geschickt, Schiffe auf dem Trockenen flott zu machen.
München. Die Bocksaison hat eine Unter-
brechung erleiden müssen, und wird erst am Vora-
bend des Frohnleichn amfestes wieder eröffnet
werden. Wer aber mit der Prozession gehen will,
wird gut thun, noch einen Tag länger zu warten.
Der Bock verträgt sich nicht gut mit dem Stabilitäts-
princip.
Köln. Von den Eingaben welche an den Landtag
abgehen sollen, betrifft eine die Freiheit der Presse,
eine zweite verlangt die Emancipativn der Ju-
den, eine dritte die Entwickelung der ständi-
schen Verfassung namentlich durch Vertretung der
Industrie und der Wissenschaft, die vierte die Zurück-
nahme des Entwurfs des neuen Strafgesetzbu-
ches, dw fünfte die Errichtung eines Lehrstuhls
des Rheinischen Rechts in Bonn, die sechste eine
Gemeindeordnung. Der Landtag und die Gesetz-
gebung haben also noch schöne Aufgaben vor sich.
Irland. Die Bewegung zu Gunsten einer eigenen
Staatsverwaltung für Irland, einer Trennung, wie
sie z. B. zwischen Ungarn und den deutschen Staaten
Destreichs von jehec bestanden hat, fängt an, durch
bie Theilnahme des irischen CleruS einen religiösen
Charakter anzunehmen. Die Engländer erwarten ver-
geblich O'Connell werde sich zu einer Uuklugheit ver-
leiten lassen, die den Gerichten Befugniß geben könnte,
gegen ihn cinzuschreiten.

Darmstadt. Die Zuckerfabrick in Pfungstadt ist
den Weg alles Fleisches gegangen und abgebrannt.
Sie hinterläßt keine süßen Erinnerungen.

Die verunglückte Hyperbel.
Hyperbeln wollt' ich machen. — Nun, ihr kennt
Das Unthier, daß man Ramsen's Nase nennt;
Ich schrieb also: Er kann nickt auf dem Rücken liegen,
Weil seine Nase an die Decke stößt,
Und viel zu stark ist zum Zusammenbiegen;
Und wenn der Schlummer seine Glieder löst.
Dann dürft ihr schwören, er liegt auf der Seite,
Und durch das offne Fenster in das Weite
Starrt seine Nase wild hinaus;
Denn ach! kein Haus
Das man gebaut für ordinäre Leute
Hat Zimmer von der Tiefe oder Breite
Wie dieses Urwelts-Ungeheuer sie braucht.
„Mein Herr," schrieb mir ein Rezensenten-Wickt,
Der Ramsen kennt, „mein Herr, wie Sie es treiben.
Das heißt man wohl naturgetreu beschreiben, —
Doch ein Hyperbeldichter sind Sie nicht."
Lander.

Ueber den Landungsplatz der Neckar-
Dampfboote.
A Ebcrback. Schon im Jahr >841 beim Be-
ginne der Neckardampfschifffahrt wurde im Heidelberger
Journal (f Z. Heidelberger Tageblätter) mehrfach für
und gegen die Zweckmäßigkeit des gewählten Landungs-
platzes der Neckardampfbvote au unserer Stadt ge-
sprochen; derselbe wurde darauf hin zwar etwa 60
bis 70 Schritte weiter abwärts, mehr in die Nähe
des Leiningscken Hofes verlegt, aber dadurch keines-
wegs verbessert sondern eher verschlimmert; denn an
diesem Platze ist gerade die höchste und steilste Uferstelle,
und man kann nun fast täglich, besonders bei hohem
Wasscrstande, sehen, wie „die Dienstleute aus den
beiden ersten Gasthöfen" sich vergeblich abmühen die
Boote bis zur Landungsbrücke zu ziehen, dadurch sind
nun sowohl die Passagier welche hier das Boot ver-
lassen, als die welche hier Ansteigen wollen, der Un-
annehmlichkeit ausgesetzt, erst durchs Wasser waten zu
müssen, und warum das? „bloö um den einen oder
den andern der beiden erwähnten Gasthöfe zu begün-
stigen?" Es sind deshalb sowohl von der Obrigkeit
als von den hiesigen Actionärcn Klagen hierüber und
Vorschläge zu einer zweckmäßigeren Anfahrt an den
BcrwaltungSrath der Neckardampsschiffiahrt gerichtet
worden, man hat sich erboten an dem sehr gut gele-
 
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