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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0175

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Der Neckar - Bote erscheint
wöchentlich zweimal, DicnstaqS
M Fieiiag» Besicliunqen kön-
nen bei der Erpcimion i» Hei-
dclbriq, bei >Vantm, vrmpp
in Mo lmch, .^ausm, Frank ac
Adelsheim, Abraham Slumof
in Eberbach und knallen Post-
Armtcrn gemach! weiden.

Neckar-Bote.
Dienstag, den 23. Mai 1K43.

Der Abonnementdpreis beträgt
für ein Jahr i st. iZ6 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Lierlcljahr "ko kr. Die
Enrrückunaogebühi für die ge-
spaltene Feile ad. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei An;rigcn,
wen über die Erpe dttian Aut-
kunst eeihrelt, st kr.

Vuntrs aus der LttL»
Paris. Es gibt veischiedene Wege Minister zu
werden. Der eine ist der des Schreiens und allbekannt.
Herr Thiers bat einen andern eingcscblagcn, den des
Schweigens. Wenigstens unterstellen die nie veilegenci!
Zeitungen seinem Schweigen bei allen Verhandlungen
diese Absicht. Ich glaube, der arme Thiers mag tbun
was er will, oder lassen was er will, immer witd
das Ministerporkefeuille als der Beweggrund seines
Thuns und Lassens betrachtet werden. Ich wäre be-
gierig, was für Beweggründe ihm werden unterge-
schoben werden, wenn er wirklich Minister geworden
sein wird?
Der König soll wieder seine altgewohnten Spazier-
gänge begonnen haben, und von verschiedene» Pciso-
nen erkannt worden sein. Es wäre ein erfreuliches
Zeichen des wiedergekehrten Vertrauens; — wenn die
Nachricht nicht wahrscheinlich blos ausgestrent ist, um
ein Dertrci en als vorhanden darznstcllcn, das er nach
so Kittern Erfahrungen unmöglich hegen kann-
In der Deputirtenkammer gibt es jetzt süße De-
batten, iiümlich über das Sein oder Riel tscin des
Runkclrnbenzuckcrs. Die Gegner desselben sagen: wollt
ihr Rübenzucker, so schasst die Flotte ab; denn iln
rninirt die Colonien, und wenn das eure Absicht rsr,
so wird auch die Flotte unnütz, deren Zn eck bisher
der Schutz des UeberseebandelS und des Rohrzuckers
War. Daraus antworteten die Gegner: Napoleon af
Rübenzucker; wollt ibr also jene Zeit des Ruhmes
wieder haben, so baut sRüben und macht Zucker. —
In Mosbach ist diese grvhe Frage längst entschieden.
London. Der König von Hannover wird zum Be
such erwartet. Man zerbricht sich die Köpfe, welchen
Zweck seine Reise bat, und vermntbet. Er werde die
Zustimmung seiner Agnaten, d. h. des Herzoge
von Cambridge der allein noch am Leben ist, zu der
neuen hannoverschen Staaksverfafsing zu erlangen
suchen. Bckann.Iich hat Er das Grundgesetz von
It'.tä."» gerade aus dem Grunde nmgesiohen, weil Er
als Agnat dazu nicht ringen illigt halte.
Der Kaiser von Cuina bat der Königin vergoldete
Bettladen und ailerlci sonstige Siebensacr eil z> NI Ge
schenk gemacht, und dabei bemerkt, er winde der
,,rvthborstigen Barbarin" gerne persönlich seine
Aufwartung machen, allein er könne se neu Porzellan-
pallast nicht verlassen, ohne daß die Welt unterstehe,
weil er bekanntlich die Schwere des Mittelpunkts der
Weltscheibe sei, und wenn er den Sitz des Reiches
der Mitte verlasse, die Weltperixberlc ins Wasser
sinken würde. Das ist freilich ein sehr gewichtige!
Grund.
O'Connrl soll wegen Hochverrats sind Aufreizung
zum Aufruhr in Zlnklagchrud versetzt, rach da cr -Mit'

glied des Parlamentes ist, von diesem die Erlaubnig
zu seiner Verhaftung nackgcsicht werden. Man
vermnthet den nahen Ausbruch cmcr Insnncclion in
Irland.

H 0 m 0 n y m e.
Was klagst du mick der Heute an,
Da ich dich unermüdet Nage?
Bin ich allein denn Schuld daran,
Wenn ich dir Arm' und Bein' zerschlage:
Bin ick doch auch ein Retter dir;
Zum Trost kann ich's dir sagen,
Bist du verwundet, komm' zu mir;
Doch dann, ja dann mußt du mich tragen.

Die Nase des Wucherers.
Schwank nach einer Anekdote.
Der Lieferant, Eommissionsrath Stein, war
in der ganzen Residenz verrufen und bekannt,
mit dem halben Ofsizicrcorps aber aufs innigste
verwandt. Das Reil Zischle sich unter dem Lie-
st l strengster Verschwiegenheit in die thron, er
fei ein Gandieb, der die Majestät, Stadl und
Land systematisch ausplünkeric, aber dcigleichen
wußte er webt zu hören, und der Wohlstand
mußte ihm Satufaktivn zu >o<> Prozent geben.
Vor ton Ger.chirhcscn selbst gelang cs itm, sich
in den Geruch eines Ehrenmannes zu schon, und
wogte cs auch eine Prrvinz, gegen ihn aufzu-
treten, so gewann cr stets den Prozeß erum ex-
paudim Bei allen wobllbatigen Aufforderungen,
wenn sie von Seiten der Regierung kamen, stand
cr immer oben an. Dem Monn war nicht bci^
zukemmcn, da die königlichen Kass-n selbst bei
hm an ter Kreide standen, und so lcserte er
denn ins Hinmclsriow.cn daraus los, daß den
actreuen Unterlhoucn die Augcn übergingcn Eine
wcnlöuftiste Verwandte von ihm (sie hieß Susaa-
na, wenn ich nicht irre) führte seine WiNhschafe,
und war Magd, Köchin, Haushälterin — alle s
nr einer Person — sollte ihm aber noch mehr
werden. Sic kam ihm zugelaufen, rine hülsiose
Watte, und wurde von ihm empfangen, wie jeder
Hilfst ctürslige, der nicht vcn hchcr Hand kam.
Doch vergönnte er ihr, aus besondrer Rücksicht,
.n seinen vier Pfählen zu hungern und zu schla-
fen Als Susomrchcn aber bei zunehmenden
Fahren der körperlichen Reize mannigfache ent«
sc l cte, wurde sie huldreicher beschaut, und nrben-
ncr auch besser gespeist. Von ter alten Haut-
 
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