Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0167

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DcrNcckar-Bote »rtckeint.
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u, Freilag». Bestellungen kön-
nen bei der Expedition >" Hei-
dclbcrg, bei Naulm. Lcmpp
in Mosbach, Kauf»'. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Acmtcrn gemacht werden.


SS.
Dienstag, den 16. Mai 1843.

Der Abonnemcntöprei» betragt
für ein Jahr r st. 36 kr, für
em halbes Jahr 5H kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Di«
Einrückunqsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdition Aus-
kunft erthcilt, 3 kr.


Vuntes aus der Leit*
Schweiz. Der naive General Buser in Liestal,
von dessen Beredsamkeit wir früher hie und da Pro-
ben erhielten, genießt jetzt sein Armenbrod im
Spital. Er war zwar als General kein Napoleon,
kein Blücher nnd kein Wellington, aber auch nicht
grausam, obgleich seiner Profession ein Metzger, und
die „Musterrepublik" hätte mehr für ihren Brutus
thun können und sollen; allein man bedachte wohl,
daß, wie Athen, Theben, Rom und Carthago bezeu-
gen, auch die Undankbarkeit eine republikanische Tngend
ist. Doch wollen wir kein zu hartes Urtheil fällen;
denn allerdings war die Republik einmal Willens den
General durch einen fremden wandernden Maler für
seine Familie porträtiren zu lassen. Der Künstler
nahm wirklich das künftige Schlachtopfer seines Pin-
sels in Augenschein; allein der General wollte von
hinten gemalt sein, weil er von vorncn und von den
Seiten sich im Spiegel betrachten könne und daher
kein Bild brauche; und überdies wollte e» das
mälde per Pfund seines Gewichts accordirt wissen,
da dies sein einziger Maaßstab von Welchen war,
und weil der Maler nicht darauf einging wurde er
über die Grenze gewiesen, und Buser blieb ungemalt.
Havre. Man hat einige Individuen aus dem Thea-
terpersonal verhaftet, die im Verdacht stehen, das
Theater, welches bekanntlich nicdergebrannt ist, ange-
jündet zu haben.
Berlin. Die PictistenmaSke muß beiden Spitzbuben
nnd Spitzbübiunen in besonderer Gunst stehen. Die
Vorsteherinnen des hiesigen Frau en-Sitten verein es
der diese Färbung hatte, ist unter der Anklage von
Betrug und Dieberei eingezogcn worden. Sie veran-
staltete Sammlungen zu wohlthatigen Zwecken, und
verwendete die Gaben für sich. Es wird sich nun
zeigen, ob sie sich mit der Sprache Zions vor Gericht
durchhclsen kann. Sie führt nun ein eingezogenes
Leben, wie man cs von einer Slttcndame erwarten
kann, -— vielleicht sogar in geschlossener Gesell-
schaft.
Karlsruhe. Unsere Generalsynode beschäftigt sich
mit sehr wichtigen Gegenständen, worunter die Ver-
legung des allgemeinen Buß- und Bettagcs von dem
einen Sonntag auf den nächst folgenden, und die
Verlegung des Kanzelgebets an den Altar oben an
stehen.

Die gelehrten Herren haben doch einen cigenthüm-
licben Sprachgebrauch. Bekanntlich hat jede Pfarrerei
einen eigenen Vermögensfond, der nur für sie bestimmt
ist, Und dessen Revenuen die Pfründe bilden, die
der jeweilige Orts-Pfarrer zu genießen hat. Da diese
Einrichtung den Nachtheil (unter mehreren anderen)
hat, daß man einen Pfarrer, dem man ein besseres
Einkommen geben will, als er bisher hatte, auf eine
andere Pfarrei versetzen, also von seiner Gemeinde,
der er eigentlich lebenslänglich angehören sollte, tren-
nen muß, so ist man darauf gekommen, die Revenüen
sämmtlichcr Pfarreien des Landes zusammeuzuwerfen,
und aus der ganzen Masse mehrere Klassen von
Pfarrbesoldungen zu bilden, aus deren niedrigeren
jeder Pfarrer ohne Rücksscht auf seinen Dienstort nach
gewissen Dienstjahren in eine höhere aufsteigt, ohne
daß er eine andere Ortspfarrei anzunchmcn nöthig
haben würde. Die Pfarrpfründcapitalien sind ihrem
historischen Ursprung nach nnbezwcifeltes Eigenthum
der Gemeinden, und nur der Ortspfarrer aus-
schlicssfstch hat das Recht, die Einkünfte, die
Pfründe zu genießen. Die Ausführung der projek-
über alle Pfründen d. h. Pfarrcieinkünfte frei ver-
fügen darf, daß die rechtlich begründete locale Na-
tur derselben aufhört, daß es keine sogenannte gute
Pfarreien mehr gibt, sondern ihre Einkünfte heute
hier morgen dort verwendet werden können. — Da
Alles dieses aber entweder die ausdrückliche Ein-
willigung der Gemeinden selbst (nicht blos
ihrer dazu inkompetenten Kircbengemeindcräthe oder
der Synodalabgeordneten), oder eine gezwungene
Erpropriation voraussetzt, wovon das Eine nicht
zu erwarten ist, das Andere aber dem § 20. der
Verfassuugsurkunde widerspricht, so wird wohl schwer-
lich aus der Sache etwas werden. —

Algier. Die Franzosen haben eine sehr erfolgreiche
Razzia gegen die Araber gemacht, 18,000 Schaafe,
600 Kamecle u. s. w. erbeutet. Bekanntlich gehen
aber diese Kamecle durch ein Nadelöhr, und wenn
man die Anzahl der Schaafe mit 100 dividirt, wird
man der großen Nation auch nicht wehe thun.

Verschiedenes. Herr Miller in der Schweiz
verlangt nun von allen Verkäufern seines Kräuter-
öls, daß sie durch ein gerichtsärztliches Attestat nach-
weisen, keine Glatzköpfe zu haben. Natürlich!
Denn wenn Einer eine Glatze har, so folgt daraus
 
Annotationen