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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0249

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Der Neckar-Bo tc erscheint
.wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kausm. vcmpp
in Mosbach, Kaust». Frank in
Adelsheim, Abraham Stumps
in Ebcrbach und beialleu Post-
Acmtcrn gemacht werden.

Dienstag, den 25. Juli 1843.


Buntes nus der Leit«
Die Nordamerikaner scheinen's darauf anzule-
gcn, die Engländer zu ärgern. Fortwährend kommen
Briefe und Geldsendungen über's Meer herüber nach
Irland. Man berechnet die Beiträge bereits auf 2700
Pfund Sterling, welche aus verschiedenen amerikanischen
Städten angekommen sind. Man hat ihnen auch Waffen
und Munition und sogar eine neue Kriegsmaschine
angeboten, wenn es noch zum Krieg kommen sollte.
Diese Maschine soll von der Art sein, daß man mit
Einem Schlag ein Schiff mit Mann und Mans ver-
nichten könne.
Der Großsultan hat dem Prinzen Albrecht von
Preußen ein glänzendes Banket in seinem Palaste
unfern seiner Hauptstadt gegeben und dazu die Reprä-
sentanten der vier übrigen Großmächte eingeladen. Mit
den türkischen höchsten Staatsbeamten zählte die Tafel
40 Personen, wobei nach abendländischer Sitte gegessen
und getrunken, Toaste ausgebracht und Musik gemacht
wurde. Die Türken saßen ganz vergnügt beim Cham-
pagnerglas und zahlen diesen Festtag zu den glücklichsten
ihres Lebens.
Die Berliner Juden haben eine Dankadresse an den
rheinischen Landtag abgchen lassen, weil sich dieser ihrer
bedrängten Lage so tapfer angenommen und auf ihre
bürgerliche Emancipation angetragcn habe.
Bei dem Festungsbau in Rastadt sind jetzt 8800
Personen beschäftigt, man könnte noch immer mehr
Arbeiter brauchen, wenn sich nicht vielfache Schwierig-
keiten im Erwerb des Grnndeigenthums dem raschen
Bau entgegengestellt hätten. Es müssen 700 Morgen
Felder abgetreten werden. (D.-Z.)
Heidelberg im Juli. Einsender dieses war schon
mehrmals bei den Berathungen des hiesigen großen
Ausschusses zugegen und hatte sich jedesmal vorgenom-
mcn, zu notiren, welche Mitglieder fehlten, und welche
für oder gegen einen oder den andern Antrag stimm-
ten, was ihm aber immer unmöglich war, weil die
Mitglieder desselben nicht alphabetisch, sondern nach
ihrem Erscheinen auf dem Rathhause zur Abstimmung
kommen. Wenn ich nun hier die Bitte aussprcche, cs
möcheen in Zukunft die Mitglieder des großen Bür-
gerauöschusses nach dem Alphabet zur Abstimmung
kommen, so habe sch dabei gewiß nicht zu ver-
werfenden Grund, sämmtlichen hiesigen Bürgern da-
durch Gelegenheit zu geben, die Gesinnungen der einen
aus ihrer Abstimmung, und die Lauheit anderer aus
ihrem seltenen Erscheinen bei den Berathungen kennen
zu lernen, um bei künftigen.Ausschußwahlen Rücksicht
darauf nehmen zu können. Es dürfte dadurch, die, die
"Bürgerschaft gewiß nicht ehrende Strafandrohung von
einem Gulden, im Fall des Nichterscheinens eines
Auöschußmltgliedes bei den Berathungen in Zukunft
Wegfällen.
F-

Der NboNncmentSprcis beträgt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3c> kr. Di«
EmrückungSgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.

Heidelberg im Juli. Die Frage, ob der hiesige
Gemeinderath und große Bürgerausschuß in ihrer jetzi-
gen Zusammensetzung (S. Nro. 64 d. Bl.!) competent
gewesen sein, seit einem halben Jahre gültige Beschlüsse
zu fassen oder nicht, wurde in der letzten Sitzung des
großen Ausschusses — um großen Unordnungen vor-
zubeugen — mit »ja« beantwortet. Die austretenden
Mitglieder sind sogar — nach der Ansicht des größten
Theils des Ausschusses — verpflichtet, ihre Stelle fort
zu versehen, bis Stellvertreter gewählt sind. Daß die
Ergänzungswahl so lange hinausgeschoben wurde, hat
der große Ausschuß sehr mißbilligt, und den Bürger-
meister beauftragt, dieselbe so bald wie möglich anzu-
ordnen.

Der Commis.
(Fortsetzung.)
Jetzt gibt es »Banguicrs-, Mode-, Manufac-
tur-, Tabaks-, Eisen-, Kurz-, Farbe-, Italiener-,
Drogucrie- und Matcrialwaarcnhandlnngen,Wein-
handlungen, Commisswnshandlungen u. s. w., und
eben so verschiedene »Commis.« Die »Kauf-
mannsdiener« sind gänzlich verschwunden. Das
ftillc heimliche »Schrcibstübchcn« kennt man
kaum noch dem Namen nach, es hat weichen müssen
vor dem stolzen „Comptoir" der Jetztzeit. Die
Commis werden schon in den Lehrjahren „Sie"
genannt und dulden es auch in dieser Zeit nicht mehr,
daß ihnen der Principal ihre Wangen streichle wie
ehemals. Der Commis wohnt nicht bei dem Princi-
pal, sondern bei sich »selber«, er bekömmt keinen
»Gehalt« mehr, sondern »Salair.« — Don-
nerwetter! zu was hätte er denn französisch ge-
lernt, wenn er mit Gehalt vorlieb nehmen sollte;
bloß des Billardspiclcns halber? dazu braucht man
bloß zahlen zu können. Der Commis steht auch
nicht mehr früh um halb fünf auf. — Juten
Morgen! der Teufel mag um halb fünf ausschla-
fen, wenn man sich um 2 Uhr erst niedergelegt
hat. Die Welt ist fortgeschritten — der Commis
tragt keinen blauen Frack mehr mit blanken Knö-
pfen, kein weißes Halstuch, das eine ganze Woche
lang reichen muß. Auch geht er nicht mehr in die
Kirche mit dem Gesangbuch unter dem Arm: er iss
nobler geworden, er ist der Mann der Mode und
des Fortschritts. Man findet bei dem Kaufmanns-
diener von heute die feinsten Cravattcn, die feinste
Garderobe, nach dem neusten Pariser Schnitte
gearbeitet, er führt toniour- die nobelsten Glace-
handschuhe, und seine Füße mit oder ohne Hühner-
augen umschließen stets sauber gearbeitete Patent-
 
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